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Jahresrückblick 2016 & Ausblick

Politisch, juristisch und wirtschaftlich: Das Jahr 2016 war voller spannender, meist positiver Entwicklungen für den Tierschutz.

Bundespolitik zwischen zu geduldig und hinderlich

Will man es Tierschutzminister Schmidt glauben, dass er echte Verbesserungen für die »Nutztiere« erreichen möchte? Wenn ja, dann muss man ihm vorwerfen, viel zu zaghaft und geduldig an diese Mammutaufgabe heranzugehen. Bislang setzt er vor allem auf die Freiwilligkeit der Agrarindustrie, statt Gesetze und Verordnungen zu verbessern.

Was bringt das staatliche Tierschutzsiegel?

Zumindest bei der geplanten Einführung des staatlichen Tierschutzsiegels ist es allerdings denkbar, dass Minister Schmidt sich auch gegen Teilinteressen der Wirtschaft durchsetzen wird. Im Januar will er Details bekannt geben. Wir sind gespannt.

Signal aus Brüssel wird ignoriert

Gefreut haben wir uns, dass wir einen Übersetzungsfehler in der EU-Schweinehaltungsrichtlinie finden und korrigieren lassen konnten. Damit ist jetzt völlig klar, dass die nachweislich unangenehmen Vollspaltenböden gegen das europäische Tierschutzrecht verstoßen. Dank der Korrektur stehen Schweinen jetzt nicht mehr nur »angemessene« sondern »angenehme« Liegebereiche zu. Enttäuschend ist dagegen die Reaktion aus dem Landwirtschaftsministerium: Gehandelt werden soll nämlich derzeit nicht. Wir bleiben dran!

Ergebnisse von Kontrollen werden ignoriert

Bei Kontrollen kommt es immer öfter zu Beanstandungen. Das könnte daran liegen, dass Tiere immer schlechter gehalten werden. Der Hauptgrund wird allerdings sein, dass endlich etwas strenger kontrolliert wird als das in den Vorjahren üblich war. Ein Auszug aus den Meldungen des Jahres: Im Landkreis Cloppenburg kam es bei 711 Kontrollen zu 250 Beanstandungen; bei Tiertransporten lagen die Zunahmen der Verstöße teilweise bei mehreren hundert Prozent. Auch in Schlachthöfen herrschen (neben dem massenhaften Töten von Tieren) oft untragbare Bedingungen.

Während zumindest einige Bundesländer Maßnahmen ergreifen, bleibt die Bundesregierung hier weitestgehend untätig. Bundesminister Schmidt hat sogar die Einführung des Sachkundenachweises gestoppt und fördert verstärkt die Exporte.

Signale aus der Wissenschaft werden ignoriert

Welche gravierenden Auswirkungen die Intensivtierhaltung nicht nur auf die Tiere hat, war in 2016 Gegenstand zahlreicher Studien. Bislang lässt sich die Bundespolitik davon allerdings kaum zum Handeln animieren.

So ist der Antibiotikaverbrauch in der »Nutztierhaltung« in Deutschland und der restlichen EU derzeit drei Mal höher als von Experten empfohlen. Deutschland befindet sich entgegen der Darstellungen der Agrarindustrie im europäischen Mittelfeld. Die Maßnahmen bleiben weit hinter dem Notwendigen zurück. Auch andere Faktoren wie Umweltrisiken und gesellschaftliche Risiken wären Themen, an denen sich die Politik derzeit noch viel zu wenig abarbeitet. Vielleicht bringt die Bundestagswahl 2017 ja eine Trendwende.

Juristische Fortschritte

Zuletzt haben immer mehr Bundesländer das Verbandsklagerecht eingeführt. Dadurch ist es einigen Tierschutzvereinen möglich, gegen bestimmte Verstöße gerichtlich vorzugehen. Auf diesem Weg könnte das Ende der Kastenstände (körpergroße Käfige für Muttersauen) kommen. Weitere solche Klagen mit Hebelwirkung zu unterstützen gehört zu unseren Zielen für 2017.

Spannend wird die Frage, ob und unter welchen Umständen Tierschützer:innen heimlich in Ställen filmen dürfen. Die Agrarindustrie wünscht sich ein komplettes Verbot – nicht erst seit den Veröffentlichungen über Betriebe von Funktionären. Im September wurden Aktive vor Gericht freigesprochen. In einem anderen Fall bahnt sich an, dass das Thema durch die Instanzen gehen wird. Filmaufnahmen tragen maßgeblich dazu bei, den Wandel voranzutreiben. Insofern sehen wir das Thema als äußerst wichtig an.

Bei der Diskussion ums Kükentöten gab es zwar einen juristischen Rückschlag, doch das Thema ist damit nicht beendet.

Wirtschaft in Bewegung

Manchmal geschieht es aus eigenem Antrieb, öfter ist es die Zusammenarbeit mit oder der Druck von Tierschutzorganisationen: Unternehmen erhöhen ihre Standards.

Das Ende der Käfighaltung ist besiegelt

Nach dem Erfolg, dass alle hiesigen großen Supermarktketten den Käfigei-Ausstieg auch fürs Auslandsgeschäft beschlossen haben, können wir mit unserer deutschen Käfigfrei-Kampagne jetzt in die letzten Züge gehen. Schon heute lässt sich sagen, dass wir maßgeblich daran mitgewirkt haben, die quälerische Käfighaltung von Hennen zu beenden.

Gefreut haben wir uns sehr über die vielen Erfolge der US-Tierschutzbewegung. In diesem Jahr hat sie dafür gesorgt, dass sowohl alle der 26 größten Supermarktketten als auch viele weitere Unternehmen beschlossen haben, den Handel mit und die Verwendung von Käfigeiern zu beenden – teilweise sogar weltweit.

Apropos Käfighaltung: Auch für Wachteln, eine oft vergessene Tierart, konnten wir in diesem Jahr viel bewegen.

2017 nicht zum Jahr der blutigen Legehennen werden lassen

So erfreulich die Entwicklungen rund um das Thema Käfigeier sind, so besorgniserregend ist der Status quo beim Ausstieg aus dem Schnabelkürzen. Ab Januar 2017 wird der Ausstieg praktisch flächendeckend umgesetzt. Gelingen kann das nur, wenn die Hennen keine Verhaltensstörungen entwickeln, wie das bislang aufgrund der unzureichenden Bedingungen regelmäßig der Fall ist. Das machte das Schnabelkürzen notwendig, um Verletzungen und hohe Mortalitätsraten zu vermeiden. Wenn jetzt unter denselben Bedingungen auf das Schnabelkürzen verzichtet wird, stehen den Hennenhaltern Blutbäder in ihren Ställen bevor. Dann bleibt nur das Verdunkeln der Ställe, um die Tiere zu beruhigen, was allerdings zu neuen Tierschutzproblemen führt.

Eine Erhöhung der Standards ist also dringend notwendig. Der Verband KAT, unter dem fast alle Hennenhalter in Deutschland und viele im Ausland organisiert sind, hätte das in der Hand. KAT könnte höhere Standards festlegen, weigert sich aber bislang hartnäckig. Unterzeichnen Sie unsere Petition an KAT, um den Druck zu erhöhen.

Erhöhte Masthuhn-Standards auf dem Vormarsch

Unsere US-Kollegen beneiden uns oft über Fortschritte. Doch im Fall der Masthühner waren sie es, die vor uns den Durchbruch erzielt haben. Aufgrund von Kampagnen haben in 2016 die größten Caterer beschlossen, ihre Standards anzuheben: Die Hühner bekommen Beschäftigungsmaterial und mehr Platz. Außerdem werden langsamer wachsende Rassen eingesetzt.

Da es solche Erfolge auch schon in den Niederlanden gab, ist die Zeit reif dafür, dass die hiesige Lebensmittelwirtschaft nachzieht. Wir werden dabei helfen.

Höhere Standards auch für andere Tierarten

Nicht nur die Standards für Tiere mit Flügeln nimmt die Wirtschaft unter die Lupe. Der deutsche Einzelhandel hat im Jahr 2016 mehrere Einkaufsleitlinien für Tierprodukte veröffentlicht. In mehreren Fällen haben wir bereits vor der Veröffentlichung dieser Richtlinien gut mit den Unternehmen zusammengearbeitet. Unternehmen aus anderen Branchen dürften 2017 folgen.

Zukunft der »Initiative Tierwohl« ungewiss

Die Idee, dass der Lebensmitteleinzelhandel (und letztendlich der Verbraucher) für die Anhebung von Tierschutzstandards bezahlt, halten wir für durchaus spannend. Leider war die Initiative von Anfang an mit wenig Geld ausgestattet: Mit 4 Cent pro Kilo lässt sich kaum Tierschutz machen. Dieser Betrag soll ab 2018 zwar auf 6,25 Cent angehoben werden, doch das ist noch immer viel zu wenig.

Der Deutsche Tierschutzbund und Provieh haben die Initiative in diesem Jahr verlassen. Die Vereine begründen das mit mangelnden Fortschritten im Sinne der Tiere. Damit fehlt der Initiative jetzt jegliche Unterstützung des Tierschutzes.

Fleischalternativen auf dem Scheideweg

Im veganen Bereich konnten wir 2016 mehr Schritte anschieben als je zuvor. Zusätzlich hat sich auch viel ohne das Zutun erfahrener Organisationen getan. Hier kam es oft zu einem grundsätzlichen Problem: Vegetarisch-vegane Angebote wurden mit einem zu hohen Fokus auf Geschwindigkeit und Gewinnmarge aus dem Boden gestampft. Die Qualität litt allerdings oft darunter. Das hat viele neugierige Menschen verprellt, die nach der ein oder anderen schlechten Erfahrung bis auf weiteres ganz die Finger von solchen Angeboten lassen. So wundert es auch nicht, dass der Markt für Fleischalternativen derzeit stagniert.

Für dieses Problem gibt es keine schnellen Lösungen, aber wir werden die Wirtschaft immer wieder darauf hinweisen wie wichtig Qualität ist. Glücklicherweise werden in der Produktentwicklung laufend Fortschritte gemacht, sodass mit immer besseren Produkten zu rechnen ist.

Lebensmittel aus veganem Anbau ab 2017 im Handel

2016 konnten wir dabei helfen, die Zertifizierung von Obst und Gemüse aus (bio-) veganem Anbau voranzubringen. Ab 2017 sollen die ersten Produkte im Handel erhältlich sein.

Gemeinsam noch mehr erreichen in 2017

Wir stehen zwar noch vor riesigen Problemen, aber viele Themen nehmen immer mehr Fahrt auf. Lassen Sie uns diesen Schwung gemeinsam nutzen! Helfen Sie mit einer Spende oder Förderschaft.

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