Neue Ernährungspolitik: Reduce, Remix, Replace – und Reform!

Heute hat der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) sein neues Gutachten »Mehr Auswahl am gemeinsamen Tisch: Alternativprodukte zu tierischen Lebensmitteln als Beitrag zu einer nachhaltigeren Ernährung« vorgestellt. Die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt begrüßt die Ergebnisse ausdrücklich: Sie markieren einen dringend nötigen Kurswechsel in der Ernährungspolitik.
Esther Erhorn, Interims-Leiterin Lebensmittel-Fortschritt bei der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt, kommentiert: »Das Gutachten bestätigt wissenschaftlich, was politisch lange ignoriert wurde: Wer die negativen Auswirkungen der industriellen Tierhaltung verringern will, muss pflanzliche Alternativen systematisch fördern. Die Empfehlungen des Beirats sind ein Mandat an die Bundesregierung für ein Ende der strukturellen Benachteiligung pflanzlicher Produkte.
Wir begrüßen besonders, dass sich der WBAE explizit gegen restriktive Politiken gegenüber Alternativprodukten ausspricht, was im starken Kontrast zur aktuellen EU-Debatte über Bezeichnungsverbote für pflanzliche Produkte steht.
Das Gutachten unterstreicht aber auch: Individuelle Konsumentscheidungen entstehen nicht im luftleeren Raum. Sie werden maßgeblich durch Faktoren unserer Umgebung und Umwelt, wie zum Beispiel den Preis, die Verfügbarkeit, aber auch die Platzierung geprägt. Eine faire und gut durchdachte Gestaltung von diesen sogenannten Ernährungsumgebungen ist zentral für Tier- und Umweltschutz.«
Reduce, Remix, Replace, Reform
»Mit der vom Gutachten vorgeschlagenen 3-R-Strategie ›Reduce, Remix, Replace‹ liegt ein pragmatischer Ansatz auf dem Tisch, um den Konsum tierischer Produkte sozialverträglich zu senken.«, findet Erhorn. »Nach Ansicht der Albert Schweitzer Stiftung bietet sich zudem ein wichtiger vierter Punkt an. Wir brauchen statt einer 3-R- eine 4-R-Strategie: Reduce, Remix, Replace, Reform.
Nur wenn der schon lange von uns eingeforderte Umbau der landwirtschaftlichen Tierhaltung vorangebracht wird, können wir die Ernährung von morgen auch nachhaltig umsetzen, denn Tierschutz ist ein elementarer Bestandteil davon. Die heutige Übergabe muss der Auftakt für eine Ernährungspolitik sein, die Tier-, Umwelt- und Verbraucherschutz zusammen denkt. Wir fordern Bundesminister Alois Rainer auf, das WBAE-Gutachten nicht bloß zur Kenntnis zu nehmen, sondern die darin vorgeschlagenen konkreten politischen Maßnahmen auch umzusetzen.«