Ende von Käfighaltung & Kükentöten in den USA
Zum Thema »Abschaffung der Käfighaltung von Legehennen« lagen die USA immer viele Jahre hinter Deutschland und anderen in dieser Beziehung relativ fortschrittlichen Ländern zurück: Als wir gegen Ende des letzten Jahrzehnts gemeinsam mit anderen Organisationen begannen, etliche Supermarktketten und Lebensmittelhersteller zu überzeugen, den Handel und die Verarbeitung von Käfigeiern einzustellen, waren solche Schritte in den USA noch undenkbar. Damals waren unsere US-Kollegen froh, wenn sie ein Unternehmen überzeugen konnten, innerhalb mehrerer Jahre 5 oder 10 % der verwendeten Eier auf käfigfreie Alternativen umzustellen.
In den letzten Jahren intensivierten wir unseren Austausch mit verschiedenen US-Organisationen. Motiviert durch die hiesigen Erfolge begannen unsere Kollegen, mit Unternehmen nur noch über den kompletten Käfigei-Ausstieg zu sprechen. Dieses Vorgehen trug schnell erste Früchte, war aber nichts gegen die Welle, die in den letzten Monaten losgetreten wurde.
Die meisten US-Supermarktketten mit Käfigfrei-Policy
In den letzten Wochen und Monaten erreichte uns aus den USA eine Erfolgsmeldung nach der anderen: Etliche Supermarktketten werden den Handel mit Käfigeiern beenden – dazu zählen auch die Schwerstgewichte Walmart, Kroger und Costco. Auch Aldi USA und Trader Joe’s stehen auf der über 50 Supermarktnamen umfassenden Liste. Die Liste der Restaurantketten ist ähnlich lang.
Diese Erfolge haben sogar einige große Eierproduzenten zu der Entscheidung veranlasst, die Käfighaltung komplett einzustellen.
Relativ lange Übergangsfristen und hohe Kosten beim Käfig-Ausstieg
Ein kleiner Wehrmutstropfen sind die Übergangsfristen, die in der Regel vier bis neun Jahre betragen. Allerdings ist zu bedenken, dass in der US-amerikanischen Eier-Industrie erhebliche Umbaumaßnahmen anstehen. Die benötigten Investitionen wurden vor einigen Wochen auf 6 Mrd. US-Dollar geschätzt – und das war noch bevor Walmart (verkauft 25 % aller im LEH gehandelten Lebensmittel in den USA) und andere ihren Käfigei-Ausstieg verkündet haben.
Ende des Kükentötens bis 2020
Am 9. Juni 2016 gaben die »United Egg Producers« (UEP) bekannt, das Kükentöten bis 2020 oder je nach Verfügbarkeit einer wirtschaftlich tragfähigen Lösung so bald wie möglich beenden zu wollen. Gemeint ist hier die Geschlechtsfrüherkennung im Ei. Die Mitglieder der UEP vertreten 95 % der gesamten US-Eierproduktion, sodass diese Selbstverpflichtung sehr weitreichend ist. Die Entscheidung ist das direkte Resultat von Verhandlungen mit der Organisation The Humane League, die bekannt dafür ist, Gespräche druckvoll zu führen.
Ende des Kükentötens auch für Deutschland zu erwarten
Auf marktfähige Lösungen zur Geschlechtsfrüherkennung im Ei wartet man auch in Deutschland. Die Bundesregierung rechnet »in absehbarer Zeit« damit, während man in Niedersachsen den Ausstieg »spätestens Ende nächsten Jahres« umsetzen will. Mit einem baldigen Beenden des Kükentötens rechnen wir daher trotz des kürzlichen Gerichtsurteils pro Tötung.
Wir ziehen den Hut
Die US-Tierschutzbewegung konnte in den letzten Monaten im Bereich der »Eierproduktion« mehr bewegen als in der gesamten Zeit davor. Dass auch alternative Haltungsformen keineswegs leidfrei sind und dass noch viel zu tun bleibt, ist den Organisationen bewusst. Trotzdem sind Glückwünsche angebracht.
Wir freuen uns, dass wir mit unseren Erfahrungswerten einen ganz kleinen Beitrag zu den US-Erfolgen leisten konnten und halten die Augen nach weiteren Kooperationsmöglichkeiten offen – wie zuletzt bei der gemeinsamen Kampagne, die den drittgrößten Lebensmittelhersteller der Welt zum Käfigei-Ausstieg bewegt hat.