VegMed Kongress 2016: »Vegetarische Medizin«
Vom 22. bis 24. April fand mit der »VegMed 2016« zum vierten Mal eine einzigartige Fachkonferenz zu vegetarisch-veganer Ernährung und Medizin in Berlin statt. Die Charité Universitätsmedizin Berlin, die Immanuel Diakonie und der VEBU organisierten den Kongress zum ersten Mal als dreitägige, internationale Konferenz mit einem für die Öffentlichkeit zugänglichen Publikumstag. Rund 800 Teilnehmer:innen aus dem medizinischen und ernährungswissenschaftlichen Bereich konnten sich in wissenschaftlichen Vorträgen, Workshops und Diskussionen fortbilden. Auch wir waren vor Ort.
Zahlreiche Rednerinnen und Redner zeichneten die VegMed 2016 aus: Eröffnet wurde der Kongress von Prof. Claus Leitzmann, langjähriger Experte auf dem Gebiet der pflanzenbetonten Ernährung und Mentor im Institut für alternative und nachhaltige Ernährung (IFANE), mit einem Vortrag zum Thema »sekundäre Pflanzenstoffe«. Unser Wissenschaftsbeirat Dr. Markus Keller, Gründer des IFANE, war u. a. mit einem Vortrag zu vegetarischer und veganer Kinderernährung vertreten, in dem er erste Ergebnisse der laufenden »VECHI«-Studie (Vegetarian and Vegan Children) vorstellte. Das Thema »vegane Familie« wurde ebenfalls von der Expertin Edith Gätjen aufgegriffen, die sich in ihren angebotenen Workshops mit veganer Schwangerschaft, Stillzeit und Beikost beschäftigte. Anne Siebert vom IFANE stellte ihre Studie zur beliebten Vitamin-B12-Zahnpasta vor. Von den Vorteilen der vegetarischen Ernährung in der Medizin, z. B. in der Kardiologie, berichtete Prof. Andreas Michalsen, Chefarzt der Abteilung Naturheilkunde am Berliner Immanuel Krankenhaus.
Auch internationale Gäste wie Dr. Michael Greger, Gründer von NutritionFacts.org, und Dr. Neal Barnard, Präsident des Physicians Committee for Responsible Medicine aus den USA, sorgten mit ihren Vorträgen für Begeisterung. Greger sprach über die 15 häufigsten Todesursachen in Deutschland und beschrieb, wie sie mit pflanzenbetonter Ernährung verhindert bzw. wie die mit ihnen zusammenhängenden Beschwerden zumindest gelindert werden können – in seinen Worten mit der »power of plants«, der Kraft der Pflanzen.
Barnard stellte die eindrucksvolle Wirkung einer pflanzenbasierten Ernährung auf Diabetes Typ 2 vor. Gängige Mythen über Sojaprodukte – beispielsweise, dass übermäßiger Konsum zu einer »Feminisierung« von Männern führen würde – widerlegte der Soja-Forscher Prof. Mark Messina in seinen Vorträgen. Weitreichende Vorteile einer pflanzlichen Ernährung im Bereich Krebsprävention zeigte der Onkologe David Stenholtz auf. Er ist u. a. Vorsitzender der schwedischen Organisation »Läkare för Framtiden« (Ärzte für die Zukunft), die sich für eine pflanzenbetontere Ernährung einsetzt. Die groß angelegte EPIC-Oxford-Studie mit 65.000 Teilnehmer:innen und interessanten Befunden, z. B. dass britische Vegetarier:innen ein um 24 % niedrigeres Risiko für koronare Herzkrankheiten haben, wurde vom renommierten Prof. Timothy Key vorgestellt.
Die VegMed ist mittlerweile zum festen Bestandteil des Forschungsfelds vegan-vegetarische Ernährung und Medizin geworden. Diese erfreuliche Entwicklung und das rege Interesse an den medizinischen Chancen pflanzenbasierter Ernährung lassen hoffen, dass die wissenschaftliche Forschung zu pflanzlicher Ernährung in Zukunft weiter aufblüht.