Was ist Muskelverfettung oder White Striping im Hühnerfleisch?
Die Spuren von Tierleid durch die Massentierhaltung kann man teilweise noch am Fleisch im Supermarkt finden: Besonders rohe Hühnerbrust zeigt oft Anzeichen von Muskelverfettung in Form weißer Streifen. Das ist nicht nur ein Problem der Fleischqualität, sondern vor allem ein Zeugnis von Qualzucht bei sogenannten Masthühnern.
Doch was ist Muskelverfettung genau und warum sollten Verbraucher:innen darüber besorgt sein?
Was ist Muskelverfettung (White Striping)?
Bei Muskelverfettung, im Englischen »White Striping«, handelt es sich um eine degenerative Muskelerkrankung, die bei »Masthühnern« sehr verbreitet ist. Die weißen Streifen sind Fettfasern im Muskelgewebe – also im Fleisch. Sie sind in der Regel durch die Verpackung hindurch leicht zu erkennen, insbesondere bei Brustfleisch. Fettfasern können aber auch in anderen Körperteilen auftreten, zum Beispiel in den Schenkeln.
Wie entsteht Muskelverfettung (White Striping)?
»Masthühner« wurden über Jahrzehnte hinweg so gezüchtet, dass sie viel massiver und schneller wachsen, als sie das von Natur aus tun würden. Für die Tierindustrie ist das profitabler. Doch das extreme Wachstum hat für die Hühner fatale Folgen: Schmerzen, Unwohlsein, Stress, Entzündungen, Deformationen, Fehlstellungen und nicht selten einen frühen Tod durch Organversagen, zum Beispiel in Form eines Herzinfarkts.
Das schnelle Wachstum überfordert unter anderem das Herz-Kreislauf-System der Tiere. Die Muskelfasern wachsen so schnell, dass manche nicht mehr mit Blut versorgt werden können. Wenn das Gewebe nicht ausreichend Nährstoffe und Sauerstoff erhält, degeneriert es oder stirbt ganz ab. Übrig bleiben Fett und Bindegewebe. Das sind die weißen Streifen.
Andere Muskelerkrankungen Myopathien, die bei Qualzucht-Hühnern auftreten, sind »Wooden Breast« oder auch »Woody Breast« (»holzige Brust«), bei der die Muskelfasern nicht richtig funktionieren, was das Fleisch zäh macht, und »Spaghetti Meat«, bei dem sich die Muskelfasern voneinander lösen, was dem Fleisch ein spaghettiähnliches Aussehen verleiht.
Ist Fleisch mit Muskelverfettung (White Striping) ungesund?
Fleisch, das von Muskelverfettung betroffen ist, sieht nicht nur weniger ansprechend aus, es weist auch schlechtere Nährwerte auf: Eine Studie der Universität Bologna fand heraus, dass Hühnerbrust mit moderaten oder starken Anzeichen von Muskelverfettung bis zu 224 % mehr Fettgehalt und 9 % weniger Protein enthalten kann.
Auch der Gehalt an essentiellen Aminosäuren, die für eine ausgewogene Ernährung notwendig sind, kann deutlich abnehmen. Dies bedeutet, dass Fleisch von Hühnern, die unter Muskelverfettung leiden, eine schlechte Qualität hat.
Auch wenn das Fleisch nicht gesundheitsschädlich ist, schrecken die veränderte Textur und der höhere Fettgehalt viele Konsument:innen ab. Denn viele greifen vor allem deshalb zu Hühnerfleisch, weil es als besonders fettarm und eiweißreich gilt. Untersuchungen zeigen, dass mehr als die Hälfte der Verbraucher:innen Fleisch mit sichtbaren Anzeichen von Muskelverfettung nicht kaufen würde, wenn sie die Wahl hätten.
Besonders perfide: Die »Geflügel«-Industrie versucht, Muskelverfettung als Qualitätsmerkmal zu propagieren und vergleicht sie mit der Marmorierung von Rindfleisch. Doch die weißen Streifen sind eine Erinnerung an das Leiden der Hühner in der Massentierhaltung, und die Verbraucher:innen sollten sich dessen bewusst sein.
Wie häufig kommt Muskelverfettung (White Striping) bei »Masthühnern« vor?
In Deutschland gibt es bisher noch keine Untersuchung zum Aufkommen von Muskelverfettung. In Großbritannien wiesen 94 % der Proben (2024) bzw. 85 % (2020) Anzeichen der Erkrankung auf, in Italien 90 % (2024).
Wie kann man Muskelverfettung (White Striping) verhindern?
Supermärkte wie Aldi und Rewe haben sich im Rahmen der Masthuhn-Initiative bereits dazu verpflichtet, Qualzucht einzudämmen und auf Turbo-Rassen zu verzichten. Stattdessen werden langsamer wachsende, gesündere Hühner verwendet und den Tieren dadurch schlimme Qualen erspart. Mehr Supermärkte und Unternehmen müssen diese Verantwortung übernehmen.
Verbraucher:innen, die Tierleid bestmöglich vermeiden wollen, sollten Tierprodukte wie Hühnerfleisch in ihrem Speiseplan durch pflanzliche Alternativen ersetzen. Dafür bieten wir zahlreiche Anregungen und Tipps mit unserer kostenlosen Vegan Taste Week.