Schlachtzahlen 2021 erneut gesunken
Auch 2021 setzte sich in Deutschland der Abwärtstrend der letzten Jahre bei der Zahl der getöteten »Nutztiere« fort. Laut den vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamts starben im vergangenen Jahr dennoch rund 759,5 Millionen Tiere für die Lebensmittelproduktion. Das sind zwar 2,2 Millionen Tiere weniger als 2020*, aber trotzdem immer noch erschreckend viele. Sie wurden zu 7,6 Millionen Tonnen Fleisch verarbeitet.
Vogelschlachtungen wieder gesunken
Die überwiegende Zahl der geschlachteten Tiere, nämlich 86 %, sind Hühner. Hühnerfleisch ist das am zweitmeisten in Deutschland »produzierte« Fleisch. Mehr als 1,1 Millionen Tonnen verzeichnet das Statistische Bundesamt für 2021. Die Schlachtungen von Hühnern nehmen weiter zu, wie schon im letzten Jahr.
Neben den 625,8 Millionen für die Fleischproduktion gemästeten Hühnern wurden auch 34 Millionen »ausrangierte« Hennen aus der Eierindustrie im vergangenen Jahr getötet. Nach etwa anderthalb Jahren legen sie weniger Eier und sind für die Halter:innen dann nicht mehr profitabel. In der Statistik werden sie als »Suppenhühner« erfasst.
Eine positive Entwicklung: Bei Puten, Enten, Gänsen und anderen Vogelspezies sind die Schlachtzahlen 2021 wieder gesunken. Dennoch starben 33,2 Millionen Puten, 9,7 Millionen Enten und rund 543.000 Gänse. Puten sind damit die Vögel, die, nach Hühnern, am zweitmeisten geschlachtet werden. Insgesamt wurden weniger Vögel getötet als im Jahr zuvor.
Rein rechnerisch war 2021 ein »Masthuhn« bei der Schlachtung schwerer als im vorhergehenden Jahr. Dieser Trend könnte ein Hinweis auf Qualzucht sein: Dass die Tiere immer massiger werden, hat für sie meist katastrophale gesundheitliche Folgen. Mit der Europäischen Masthuhn-Initiative arbeiten wir daran, Qualzucht einzudämmen und die Tierschutzanforderungen in der Hühnermast anzuheben.
Säugetierschlachtungen weiter rückläufig
Das meiste Fleisch, das in Deutschland »produziert« wird, stammt von Schweinen: 2021 waren es fast 5 Millionen Tonnen. Dafür wurden 51,8 Millionen Schweine getötet. Es waren jedoch erneut weniger als im Vorjahr.
Auch die Zahl der geschlachteten Rinder sank 2021 weiter, liegt aber immer noch bei 3,2 Millionen Tieren. Trotz dieser im Verhältnis relativ geringen Zahl an getöteten Individuen belegt Rindfleisch weiterhin den dritten Platz in der Statistik. Etwa 1,1 Millionen Tonnen verzeichnet das Statistische Bundesamt für 2021.
Erneut wurden 2021 mehr Schafe und Ziegen getötet als im Jahr zuvor. Mit zusammen 1,2 Millionen Tieren stellen sie jedoch weniger als 1 % der geschlachteten Tiere.
Die Zahl der jährlich in Deutschland geschlachteten Kaninchen wurde vor einigen Jahren auf 30 Millionen geschätzt. Vom statistischen Bundesamt werden sie jedoch nicht erfasst und finden sich damit in der Statistik nicht wieder.
Fische, Krebstiere und Weichtiere in Aquakulturen werden nicht als Individuen erfasst, sondern nur ihr Gewicht. Für 2021 liegen noch keine Zahlen vor. In 2020 waren es 32.204 Tonnen, inklusive Rogen und Algen.
Ernährungswende lässt auf sich warten
Es sieht aus, als würde sich der Abwärtstrend beim Konsum und der Produktion von Fleisch in Deutschland verfestigen. Möglicherweise ist es dafür förderlich, dass die Menschen seit Beginn der Corona-Pandemie wieder mehr selbst kochen. Geflügel- und Schweinepest haben mit Sicherheit einen Anteil daran, dass sich das Image von Tierprodukten weiter verschlechtert. Ebenso wie die zunehmenden Debatten um die Klima- und Umweltverträglichkeit des Lebensstils in den Industrienationen.
Angesichts dessen, dass ohne einen Ernährungswandel und eine deutliche Reduktion der Tierproduktion der Raubbau am Planeten nicht gestoppt werden kann, müssten die Schlacht- und Fleischzahlen jedoch noch viel schneller sinken. Wir werden uns weiter dafür einsetzen und erwarten dies auch von der neuen Bundesregierung, die sich diesbezüglich Einiges vorgenommen hat.
Kein Ausweg aus den Krisen der Tierindustrie ist der Trend zu Hühnermast und Aquakulturen. Schon allein, weil sie die Tötung von Abermillionen Individuen bedeuten. Wir werden uns weiter insbesondere für die davon betroffenen Tiere einsetzen. Die beste Alternative ist und bleibt die pflanzliche Ernährung.
Die vorläufigen Zahlen für 2021 im Überblick
- Schweine: 51.781.639 Tiere (-1,5 Mio.), 4.965.365 t Fleisch (-2,9 %)
- Rinder: 3.230.713 Tiere (-0,03 Mio.), 1.065.980 t Fleisch (-1,8 %)
- Schafe: 1.209.601 Tiere (+0,01 Mio.), 24.907 t Fleisch (+1,6 %)
- Ziegen: 23.044 Tiere (+501), 415 t Fleisch (+2,2 %)
- Pferde: 3.464 Tiere (-810), 914 t Fleisch (-19 %)
- Hühner aus der Mast: 625.824.778 Tiere (+2,7 Mio.), 1.080.009 t Fleisch (+1,4 %)
- Hennen aus der Eierindustrie: 33.991.807 Tiere (+0,9 Mio.), 40.720 t Fleisch (-0,2 %)
- Puten: 33.167.769 Tiere (-1,7 Mio.), 441.373 t Fleisch (-7,4 %)
- Enten: 9.691.794 Tiere (-2,4 Mio.), 21.871 t Fleisch (-17,5 %)
- Gänse: 543.363 Tiere (-0,065 Mio.), 2.557 t Fleisch (-12,5 %)
- Strauße: 1.593 Tiere (-474), 89 t Fleisch (-22,8 %)
- Tauben: 393 Tiere (-2.542), 0,1 t Fleisch (-88,7 %)
- Perlhühner: 701 Tiere (-1.033), 1,4 t Fleisch (-35,5 %)
- Fasane: keine Angaben zu 2021
- Wachteln: 74 Tiere (+10), 24 kg (+50 %)
- Vögel insgesamt: 703.222.272 Tiere (-6,9 Mio.), 1.587.621 t Fleisch (-1,6 %)
- Landtiere insgesamt: 759.470.733 Tiere (-2,2 Mio.), 7.645.202 t Fleisch (-2,4 %)
Statistisches Bundesamt (Destatis), Genesis-Online: 41331-0001: Geschlachtete Tiere, Schlachtmenge: Deutschland, Jahre, Tierarten, Schlachtungsart (abgerufen am 18.2.2022). Datenlizenz by-2-0.
Statistisches Bundesamt (Destatis), Genesis-Online: 41322-0001 Geflügelschlachtereien, Geschlachtete Tiere, Schlachtmenge: Deutschland, Jahre, Geflügelart (abgerufen am 18.2.2022). Datenlizenz by-2-0.
Statistisches Bundesamt (Destatis), Genesis-Online: 41322-0002: Geflügelschlachtereien, Geschlachtete Tiere, Schlachtmenge: Deutschland, Monate, Geflügelart (abgerufen am 18.2.2022). Datenlizenz by-2-0.
*Anmerkung: Die vorläufige Gesamtzahl getöteter Tiere für 2020 betrug ebenfalls 759 Millionen. Im Laufe des Jahres wurde sie jedoch auf 762 Millionen korrigiert. Trotzdem sind die Schlachtzahlen von 2019 zu 2020 gesunken, wie auch von 2020 zu 2021.