Unsere Antworten auf Rewes Ausreden
Gemeinsam mit inzwischen mehr als 95.000 Menschen fordern wir Deutschlands zweitgrößten Lebensmitteleinzelhändler auf, sich der Europäischen Masthuhn-Initiative anzuschließen und wirksame Tierschutzmaßnahmen umzusetzen. Inzwischen gibt es erste öffentliche Statements von Rewe, oder besser: Ausreden. Wir erklären, warum Rewes Aussagen nicht zufriedenstellend sind.
Rewe sagt: Wir haben keine eigene Hühnermast.
Stimmt, aber die Verantwortlichen bei Rewe entscheiden, welche Standards sie beim Fleisch anlegen, das in den Märkten verkauft oder in den Produkten der Rewe-Eigenmarken verarbeitet wird. Rewe soll dafür sorgen, dass seine Zulieferer, zum Beispiel Wiesenhof, die Vorgaben der Europäischen Masthuhn-Initiative umsetzen. Rewe kauft große Mengen, daher sind die Produzenten allgemein eher bereit umzustellen, weil sie wissen, dass sie das etwas teurere Fleisch weiterhin gut verkaufen werden.
Rewe sagt: Wir machen schon beim Pro-Planet-Programm und der »Initiative Tierwohl« (ITW) mit. Außerdem beziehen wir den Großteil des Hühnerfleischs aus »Haltungsform«-Stufe 2. [Anm.: »Haltungsform« ist das Label-System der ITW.]
Das ist leider nicht genug. Diese Label enthalten keine konkreten Maßnahmen gegen die entscheidendste Ursache für das Leid der Hühner: die Qualzucht. Was bringen dem Huhn ein kleines bisschen mehr Platz und Beschäftigungsmaterial, wenn es sich aufgrund seines monströsen Körperwachstums kaum noch auf den Beinen halten kann?
Rewe sagt: Wir verdoppeln unser Angebot aus den »Haltungsform«-Stufen 3 und 4 bis 2023. Deren Kriterien liegen sogar über den Standards der Europäischen Masthuhn-Initiative.
Was genau heißt denn »verdoppeln«? Ausgehend von aktuellen Greenpeace-Recherchen wären das Ende 2023 maximal 10 % des Angebots. Der zweite Teil dieser Selbstverpflichtung von Rewe und den anderen Einzelhandelsunternehmen in der »Initiative Tierwohl« ist das Versprechen, bis Ende 2026 das Angebot der »Haltungsform«-Stufen 3 und 4 auf rund 20 % zu steigern. Doch für den Großteil der Tiere ändert sich dadurch rein gar nichts. Mit den Tierschutzkriterien der Europäischen Masthuhn-Initiative würde Rewe das Leid und die Folgen von Qualzucht langfristig für fast alle Hühner lindern, auf die das Unternehmen Einfluss hat.
Das Ziel der Masthuhn-Initiative ist es, flächendeckend einen neuen Mindeststandard beim Tierschutz in der Hühnermast zu etablieren. Die Kriterien liegen über dem, was das Gesetz als Minimum fordert, und auch über den »Haltungsform«-Stufen 1 und 2. Rewe könnte den Fortschritt vorantreiben, seine Tierschutzstandards anheben und somit Verantwortung übernehmen, statt die Entscheidung zwischen weniger oder mehr Tierschutz weiter auf seine Kund:innen abzuwälzen. Die meisten Menschen greifen oft zum günstigsten Preis, solange sie die Wahl haben. Das zeigt die Erfahrung, zum Beispiel jüngst mit dem »Bauernbonus« von Lidl. Aus diesem Beispiel lernt man auch: Beim Tierschutz müssen alle Händler an einem Strang ziehen, statt sich gegenseitig beim Preis für Fleisch zu unterbieten. Echte Veränderung lässt sich nur gemeinsam bewirken. Fünf deutsche Lebensmitteleinzelhändler haben den ersten Schritt gemacht. Wo bleibt Rewe?
Rewe sagt: Die Europäische Masthuhn-Initiative ist nicht umsetzbar.
Das sehen mehr als 400 Unternehmen weltweit anders. Sie haben sich der Europäischen Masthuhn-Initiative oder ihrem amerikanischen oder britischen Pendant angeschlossen und werden die Tierschutzstandards umsetzen.
Mit an Bord ist auch der gesamte französische Lebensmitteleinzelhandel sowie in Deutschland Aldi, Bünting (u. a. Famila Nordwest, Combi), Globus, Norma und Tegut. Will Rewe etwa sagen, diese Unternehmen wissen alle nicht, was sie tun?
Rewe sagt: Wir stehen im Austausch mit der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt.
Das stimmt aktuell leider nicht. Auch die hier versammelten Aussagen hat Rewe nicht an uns gerichtet, sondern an Kritiker:innen in den Sozialen Medien.
Rewe sagt: Tierschutz ist uns wichtig und wir arbeiten daran.
Dann sollte Rewe nicht auf lasche Labels, die Kund:innen oder die Zukunft verweisen, sondern jetzt handeln und sich zu den Mindeststandards der Europäischen Masthuhn-Initiative bekennen.