Tierschutzplan Niedersachsen
Am Mittwoch hat der niedersächsische Landwirtschaftsminister Gert Lindemann seinen 38 Punkte umfassenden Tierschutzplan vorgestellt, durch den die Leiden der »Nutztiere« in den nächsten sieben Jahren schrittweise reduziert werden sollen:
Masthühner sollen zukünftig durch ihr schnelles Wachstum weniger Gesundheitsstörungen ertragen müssen. Die Ställe sollen zudem strukturiert werden, das Stallklima soll weniger schlecht werden, die Tiere sollen beim Einfangen- und Verladen weniger verletzt werden und die maximale Besatzdichte soll individuell herabgesetzt werden, wenn Mäster bei diversen Tierschutzindikatoren weiterhin so schlecht abschneiden.
Bei Puten ist die Herangehensweise sehr ähnlich. Zusätzlich soll bis 2018 auf das qualvolle Schnabelkürzen verzichtet werden (das bei Masthühnern nicht stattfindet).
Auch bei Legehennen soll aufs Schnabelkürzen verzichtet werden (bis 2016). Küken und Junghennen sollen nicht mehr in Käfigen gehalten werden dürfen, und es sollen für diesen Bereich Mindestanforderungen geschaffen werden, was ohnehin nötig ist, wenn auf das Abtrennen der Schnabelspitzen verzichtet werden soll. Auf das Töten männlicher Küken soll entweder verzichtet werden, oder es soll dafür ein »vernünftiger Grund« gefunden werden. Als solcher wird z. B. das Verfüttern der Tiere an Reptilien angesehen. Bei der inakzeptable Kleingruppen-Käfighaltung scheint Lindemann für ein Verbot offen zu sein, aber offenbar will er einen Bestandsschutz von vielen Jahren (Dauer noch nicht festgesetzt).
Bei Mastenten steht ebenfalls der Verzicht auf Amputationen der Schnabelspitzen auf dem Programm. Außerdem soll den Wassertieren endlich Wasser angeboten werden. Wir vermuten, dass es dabei auf Dusch- statt Badegelegenheiten hinauslaufen wird.
Milchkühe sollen nicht mehr ausschließlich auf Turboleistung gezüchtet werden und die durchgängige Anbindehaltung soll abgeschafft werden (auch für Bullen) – ebenso die ganzjährige Haltung auf Betonspaltenböden. Kälber sollen nicht mehr betäubungslos enthornt werden (es dürfte auf eine Fortführung der Enthornung mit Betäubung hinauslaufen) und die Gesundheit der Kälber soll verbessert werden.
Ferkeln sollen nicht mehr betäubunglos die Hoden aus dem Körper gerissen oder geschnitten werden, und die Schwänze der Ferkel sollen nicht mehr abgetrennt werden (auch nicht mit Betäubung). Mastschweine sollen weniger Verletzungen erleiden und auch die Leiden der Muttersauen sollen reduziert werden, indem die Haltungsbedingungen (momentan meistens körpergroße Käfige) umstrukturiert werden.
Die Haltungsbedingungen für Kaninchen sollen zukünftig geregelt werden, wobei zu befürchten ist, dass die Käfighaltung nicht verboten wird.
Die Leiden bei Tiertransporten sollen reduziert werden, aber eine Verkürzung der Transportzeiten ist nicht vorgesehen. Außerdem soll es bei der Schlachtung zu weniger Fehlbetäubungen kommen. Schließlich soll der übertriebene Arzneimitteleinsatz überprüft werden (ohne konkrete Ziele), und ein Tierschutzlabel soll entwickelt werden.
Völlig zu Recht wird der Plan, den Sie hier herunterladen können, u.a. für seine langen Übergangszeiten kritisiert. Auch fehlt eine Abkehr von der »Intensivtierproduktion«. Zu letzterer bekennt sich Lindemann ausdrücklich. Andererseits ist Lindemann der erste CDU-Minister, der Massentierhaltern tatsächlich etwas abverlangt, wenn es denn tatsächlich zur Umsetzung der einzelnen Punkte kommt. Über seine Beweggründe darf spekuliert werden. Nicht ganz unangenehm dürfte es Lindemann zumindest sein, dass er mit seinem Tierschutzplan Bundesministerin Aigner in Zugzwang bringt, zu der er kein gutes Verhältnis haben dürfte, seitdem Ilse Aigner sich von ihm als Staatssekretär plötzlich trennte
Unabhängig von der Politik können Sie übrigens Ihren eigenen Tierschutzplan umsetzen. Wie das noch viel effektiver geht als von Lindemann geplant, erfahren Sie hier.