Qualvolle Bedingungen bei Hartkäse
Die Tierschutzorganisation Compassion in World Farming (CIWF) hat besorgniserregende Tierschutzmängel hinter den Hartkäsesorten Parmesan und Grana Padano aufgedeckt: Aufnahmen aus neun Milchkuhbetrieben in der italienischen Po-Ebene zeigen ausgemergelte Kühe, die ihr ganzes Leben lang in kahlen Behausungen leben, ohne jemals eine Weide zu betreten. Die Tiere stehen mitunter in ihren eigenen Exkrementen und haben keine Möglichkeit, ihre natürlichen Bedürfnisse auszuleben. Auch extrem untergewichtige und verletzte Tiere wurden dokumentiert. Die Kühe von Grana Padano leben laut CIWF nur fünf Jahre.
Tradition und Qualität ohne Tierschutz
Die Erzeuger von Parmesan (ital. »Parmigiano Reggiano«) und Grana Padano sind in zwei Konsortien bzw. Unternehmenszusammenschlüssen organisiert. Käse dieser Sorten dürfen nur in bestimmten Teilen Italiens hergestellt werden: Grana Padano in der gesamten Po-Ebene, Parmesan nur in einem Teil davon.
Beide Konsortien betonen, ihre Produkte seien traditionsreich und von hoher Qualität. Von Qualität kann bei der Tierhaltung jedoch keine Rede sein. Tatsächlich steht nichts zum Tierschutz in den Produktionsstandards der beiden Konsortien. Lediglich die Ernährung der Tiere findet dort Erwähnung.
Bei Grana Padano und Parmesan muss das Futter der Kühe demnach zur einen Hälfte aus Getreide und zur anderen Hälfte aus Grünfutter bestehen. Den Ermittlern von CIWF zufolge gibt es Hinweise darauf, dass auch genmanipuliertes Soja verfüttert wird. Grana Padano erlaubt zudem die Zugabe von Silage. Dabei handelt es sich um durch Gärung haltbar gemachtes Grünfutter. Die Silage verändert jedoch die Zusammensetzung der Milch, sodass der Käse später dazu neigt, Löcher auszubilden. Um das zu verhindern, wird dem Käse das Enzym Lysozym zugesetzt, welches aus Eiern stammt.
Das Grünfutter dürfen sich die Kühe in den meisten Fällen nicht selbst suchen – stattdessen bringt man es zu ihnen in die Ställe. »Der Prozentsatz der Kühe, die im Sommer frei auf den Feldern grasen, ist sehr niedrig«, berichtet Dr. Marco Nocetti vom Parmesan-Konsortium gegenüber CIWF-Mitarbeitern. »Es gibt wenige Ausnahmen, die etwa ein Prozent der Betriebe ausmachen. In Italien ist die Landwirtschaft fast ausschließlich intensiv.« In den Ställen von Grana Padano leben die meisten Kühe nach eigenen Angaben sogar noch in der besonders tierquälerischen Anbindehaltung.
Beliebte Exportgüter
In die Herstellung von Parmesan und Grana Padano fließen 40 % der gesamten italienischen Milchproduktion. Die Hersteller erwirtschaften damit etwa fünf Milliarden Euro pro Jahr und exportieren rund 40 % der Produkte in EU-Länder, die USA und China. Auf Deutschland entfallen davon 10 %.
Was Sie tun können
Gemeinsam mit unseren internationalen Kollegen von Compassion in World Farming fordern wir die Produzenten von Parmesan und Grana Padano in einer Petition dazu auf, den geschätzt 500.000 betroffenen Kühen Auslauf und bessere Haltungsbedingungen zu ermöglichen.
In den meisten Fällen sind weder Parmesan noch Grana Padano vegetarisch, da sie tierisches Lab enthalten. Wir empfehlen Ihnen ohnehin pflanzliche Alternativen. Probieren Sie doch unseren veganen Parmesan auf Ihrer Spaghetti Bolognese. Weitere Zubereitungstipps finden Sie in unserem Artikel »Veganer Käse – selbst gemacht«. Auch im Super- und Biomarkt erhalten Sie mittlerweile gut schmeckende pflanzliche Käse-Alternativen. Wir haben in unserem Produktguide einige davon aufgelistet.
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