Käse? Ja, es geht auch ohne!
»Ich würde ja vegan leben, aber ich könnte niemals auf Käse verzichten!« Kommt Ihnen dieser Satz bekannt vor? Vielleicht haben Sie ihn schon einmal selbst geäußert. Für viele Menschen, die auf die vegane Ernährung umsteigen wollen, scheint Käse die größte Hürde zu sein. In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, warum Sie Käse mit anderen Produkten ersetzen sollten – und wie das am besten gelingt.
Was spricht gegen Käse?
Käse wird aus Milch hergestellt – meist aus Kuhmilch, manchmal aber auch aus der Milch von Ziegen, Schafen oder (zur Produktion von Mozzarella) von Büffeln. Durch die Gerinnung von Eiweiß-Bestandteilen in der Milch entsteht in einem mehrstufigen Prozess Käse.
Im Jahr 2014 hat jeder Deutsche im Schnitt 22,6 kg Käse konsumiert. Um die Milch zu gewinnen, die u. a. zu diesen großen Käse-Mengen weiterverarbeitet wird, werden in Deutschland aktuell rund 4,3 Millionen sogenannte Milchkühe unter zumeist leidvollen Bedingungen gehalten. Wenig Platz, harter Stallboden, kaum Auslauf nach draußen – ihr Leben hat mit dem in der Werbung propagierten Bild von freilaufenden Kühen auf grünen Wiesen meist nichts gemeinsam.
Da Kühe, wie andere Säugetiere auch, nur dann Milch geben, wenn sie ein Kalb geboren haben, werden sie kontinuierlich einmal im Jahr künstlich befruchtet – für eine konstant hohe Milchproduktion könnte andernfalls nicht gesorgt werden. Die Kälber werden sofort nach der Geburt von ihrer Mutter getrennt und mit Milchaustauscher gefüttert, damit die Muttermilch ohne große Verluste direkt für den menschlichen Konsum genutzt werden kann. Die jungen Tiere werden entweder selbst zu Milchkühen oder enden nach wenigen Lebensmonaten für die Produktion von Kalbsfleisch im Schlachthof.
Mit dem Konsum von Milchprodukten wie Käse wird das Leid der Tiere und auch deren Tötung unterstützt. Für viele vegan lebende Menschen sind diese ethischen Aspekte der entscheidende Grund dafür, keine Milchprodukte mehr zu konsumieren. Da die Herstellung von Milchprodukten außerdem sehr ressourcenintensiv ist, entscheiden sich viele Menschen auch aus ökologischen Gründen gegen den Milchkonsum.
Warum schmeckt Käse vielen Menschen gut?
Im Grunde lässt sich der »gute« Geschmack von Käse auf seine zwei hauptsächlichen Bestandteile zurückführen: Fett und Salz. Die Kombination dieser beiden Stoffe ist es, die Käse für viele Menschen so »unentbehrlich« macht. Fettige, salzige oder auch zuckerhaltige Lebensmittel mit vielen Kalorien lassen nämlich den Dopaminspiegel im Blut ansteigen und befeuern damit das Belohnungssystem im Gehirn. Darüber hinaus hat sich unser Geschmackssinn über Jahre hinweg auf Käse eingestellt – von nun an die vielen gewohnten Käsegerichte zu ersetzen, mag deshalb für viele nach einem schwierigen Unterfangen klingen. Es gibt jedoch eine gute Nachricht für alle, die sich vom Käse verabschieden wollen: Unser Geschmacksempfinden lässt sich trainieren!
Geschmack ist Gewöhnungssache
Wissenschaftlichen Studien zufolge passen sich unsere Geschmacksnerven an unsere Ernährung an: Setzt man ihnen fettige, salzige oder süße Speisen längere Zeit lang weniger vor, signalisieren sie auch weniger Verlangen danach. Diese Tatsache können Sie sich zunutze machen: Genehmigen Sie Ihren Geschmacksnerven doch einmal eine dreiwöchige »Käse-Abstinenz« und probieren Sie Alternativen aus. Sie werden überrascht sein, wie sich Ihr Geschmackssinn in dieser Zeit verändert und wie rasch das Verlangen nach Käse verschwindet.
Tipps für die »Entwöhnung«
Sie können gleich aufs Ganze gehen und sich von einem Tag auf den anderen ganz ohne Käse ernähren oder Ihren Käsekonsum stetig reduzieren. Für einen abrupten Umstieg spricht, dass sich die Geschmacksnerven dadurch viel schneller daran gewöhnen, keinen Käse mehr zu schmecken. Die zweite Variante hat aber den Vorteil, dass man sich schrittweise an eine Ernährung ohne Käse herantasten kann – erst verzichtet man z. B. an fünf Tagen in der Woche darauf, später isst man vielleicht nur noch zwei oder drei Mal im Monat Käseprodukte.
Seien Sie in der ersten Zeit nicht zu streng mit sich – der Umstieg soll vor allem Spaß machen und kann auch ganz undogmatisch ablaufen. Vielleicht werden Sie sich zu Beginn Ihrer Umstellung dabei erwischen, doch noch das eine oder andere Mal mehr als geplant zu Käseprodukten zu greifen. Das ist normal und nichts, weshalb man sich schlecht fühlen muss. Finden Sie Ihr eigenes Tempo und probieren Sie, welche Käse-Alternativen für Sie die richtigen sind – dann gelingt der Umstieg von ganz allein.
Wie lässt sich Käse ersetzen?
Mittlerweile gibt es eine umfangreiche Auswahl an Alternativen für Schnittkäse, Frischkäse, Parmesan und Co.: Nicht nur im Biomarkt oder im Reformhaus, sondern auch in den Kühlregalen der Discounter hat man die Qual der Wahl. Doch wie auch bei den vielen unterschiedlichen Käsesorten aus Milch gilt: Nicht jede Käsealternative schmeckt jedem. Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn Ihnen das zuerst gekaufte Produkt nicht zusagt, sondern probieren Sie weiter, bis Sie Ihre Favoriten gefunden haben. Beachten Sie hierbei, dass auch einige Käsealternativen einen recht hohen Salz- und Fettgehalt aufweisen – hier sind sie dem Käse aus Milch gar nicht so unähnlich. Leider sind auch häufig kritische Zusatzstoffe enthalten. Wenn Sie Ihren Käse-Ausstieg also auch gleich mit einer gesünderen Ernährung verknüpfen möchten, sehen Sie lieber von Alternativkäse-Fertigprodukten ab und experimentieren Sie damit, anstelle von Käse Produkte auf der Basis von frischem Gemüse und gesunden Fetten zu essen.
Käse verleiht Speisen z. B. als Belag auf Pizza oder in Saucen eine cremige Konsistenz und eine reichhaltige Geschmackskomponente. Glücklicherweise lassen sich viele dieser Speisen auch vegan zubereiten. Dabei sollten sie allerdings nicht erwarten, dass die Alternative geschmacklich 1:1 dem käsehaltigen Original entspricht. Ähnlich gut schmecken wird sie aber auf jeden Fall!
Der klassische Hefeschmelz macht sich beispielsweise prima auf Pizza oder Lasagne. Auch Käsespätzle lassen sich im Handumdrehen vegan zubereiten. Hummus oder Avocados sind eine gute, cremige Alternative für kalte Speisen, etwa im Sandwich, in Wraps oder als Dip. Für den süßen Zahn gibt es ebenfalls vielfältige Möglichkeiten: Probieren Sie doch einmal Cream Cheese Frosting ohne Frischkäse oder veganen Käsekuchen.
Die vegane Brotzeit
Wie wäre es, die klassische Brotmahlzeit mit Käse einmal umzugestalten? Probieren Sie sich doch einmal durch die überwältigende Auswahl veganer Brotaufstriche, die z. B. im Bioladen oder im Reformhaus angeboten werden. Lecker schmeckt auch in Scheiben geschnittener Räuchertofu als Brotbelag – besonders angebraten ist er ein Genuss! Interessant sind auch Käse-Alternativen aus Nüssen in Rohkostqualität, die es im gut sortierten Fachhandel oder online zu kaufen gibt.
Ein Tipp für Freunde des Selbermachens: Backen Sie Ihr Brot selbst, um ihm z. B. mit Nüssen, Gewürzen oder Gemüse wie Karotten im Teig mehr Geschmack zu verleihen. Nicht nur Brot lässt sich selbst zubereiten – auch Alternativen zu Käse können Sie in der eigenen Küche herstellen. Ob luftgetrockneter Gouda aus Nüssen, veganer Schnittkäse (gelingt auch ohne Thermomix) oder pflanzliche Aufstriche und Dips – hier ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Ohne Käse unterwegs
Das belegte Brötchen vom Bäcker, die Pizzalieferung ins Büro ... Wer viel außer Haus isst, bekommt meistens Speisen mit Käse als vegetarisches Angebot vorgesetzt. Es gibt mittlerweile aber auch immer mehr vegane Angebote – z. B. bei Bäckerei- und Fast-Food-Ketten, die sich in fast jedem Bahnhof oder in Stadtzentren finden. Zum Beispiel finden Sie hier die veganen Produkte der Bäckerei Kamps. Das Vapiano listet seine entsprechenden Speisen ebenfalls übersichtlich auf, und auch Backwerk, Nordsee und Starbucks bieten vegane Optionen an.
Pizza schmeckt übrigens auch ohne Käse prima – bitten Sie einfach um viel Gemüse und etwas Olivenöl zum Darüberträufeln. Weitere Tipps für den veganen und damit auch käselosen Alltag haben wir hier zusammengestellt.
Wir hoffen, dass wir Ihnen mit unseren Tipps und Rezeptideen zeigen konnten, dass der Umstieg auf eine Ernährung ohne Käse gar nicht so unmöglich ist, wie er vielleicht zunächst erscheint. Und wenn es Ihnen doch nicht gelingen mag? Dann werden Sie doch trotzdem vegan – mit der Ausnahme von Käse. Wenn Sie Fleisch, Milch und Eier aus Ihrer Ernährung streichen, leisten Sie bereits einen wichtigen Beitrag für die Tiere, die Umwelt und Ihre Gesundheit. Und wahrscheinlich werden Ihre Geschmacksnerven schon bald eine rein pflanzliche Kost bevorzugen. Weitere Inspirationen dazu geben wir Ihnen in unserer Vegan Taste Week.