Klimakonferenz: Ernährung in den Fokus
Die Nationen der Welt müssen die Massentierhaltung als eine der Hauptursachen der Klimakrise stärker berücksichtigen – das finden mehr als 50 Tierschutz-, Umwelt- und Ernährungsorganisationen aus der ganzen Welt, darunter auch wir. Gemeinsam haben wir daher die Verantwortlichen der diesjährigen 26. UN-Klimakonferenz in Glasgow (COP26) aufgefordert, die katastrophalen Folgen der Tierhaltung für den Planeten anzuerkennen.
Die COP26 sollte bereits im November 2020 stattfinden. Aufgrund der Covid-19-Pandemie wurde sie auf 2021 verschoben. Organisiert wird sie durch die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC). Hauptadressat unseres Appells ist der ehemalige britische Außenminister Alok Sharma, der in diesem Jahr Präsident der Klimakonferenz ist.
Tierhaltung ist für ca. 15 % der Treibhausgasemissionen verantwortlich
In der Agrarindustrie werden jedes Jahr mehr als 88 Milliarden Tiere für die Lebensmittelproduktion gezüchtet und geschlachtet. Die Branche ist für schätzungsweise 14,5 % der vom Menschen weltweit verursachten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Obwohl die Tierhaltung damit zu den größten Verursachern der Klimakrise zählt, wird sie von den Ländern der Welt in ihren Klimaschutzstrategien weitgehend vernachlässigt.
Wir Organisationen, neben der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt unter anderem die Humane Society International, Compassion in World Farming, Animal Equality, Vier Pfoten International, ProVeg International, RSPCA und The Humane League, erwarten, dass es die Staats- und Regierungschefs zum Handeln ermutigen wird, wenn die Konferenz die Tierhaltung offiziell als Treiberin der Klimaerhitzung thematisiert. In Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft müssen sie eine zukunftsfähige Strategie für einen Ernährungswandel erarbeiten, um das im Pariser Abkommen festgelegte Maximum von 2°C – besser wären 1,5°C – Temperaturanstieg nicht zu überschreiten.
Wissenschaftler:innen sind sich einig, dass eine weltweite Umstellung auf eine pflanzlichere Ernährung der Schlüssel dazu ist, die Klimakrise zu bekämpfen. Das bestätigen zum Beispiel die 107 Expert:innen, die einen Bericht über Klimawandel und Landnutzung für den IPCC erstellt haben, sowie die mehr als 11.000 Unterzeichner:innen aus 153 Ländern einer kürzlich in der Zeitschrift BioScience veröffentlichten Warnung.
Der Brief im Wortlaut
Hier finden Sie unser Schreiben im Wortlaut. Alternativ können Sie den Brief auch in der Vollbildansicht ansehen und als PDF herunterladen.
Ebenfalls wichtig: vegane Weltklimakonferenz
In eine ähnliche Richtung wie unser Schreiben an Alok Sharma zielt die Food@COP-Bewegung, die wir ebenfalls unterstützen. Sie fordert, bei der UN-Klimakonferenz klimafreundliche – also pflanzliche – Speisen zu servieren. Eine entsprechende Petition unterzeichneten bereits knapp 3.500 Menschen.
Hinter der Initiative stecken junge Menschen aus der ganzen Welt, unterstützt von einem Netzwerk aus Organisationen und Einzelpersonen. Durch virtuelle Veranstaltungen und Gespräche mit den wichtigsten Interessengruppen schaffen sie einen Raum, um über die Reform der Ernährungssysteme zum Vorteil von Mensch und Planet zu sprechen.
Mit einem veganen Catering könnten die Vereinten Nationen nicht nur den Klimafußabdruck der Konferenz reduzieren, sondern mit gutem Beispiel vorangehen. Nach allen wissenschaftlichen Erkenntnissen darüber, wie enorm klimaschädlich und ressourcenintensiv die Produktion von Fleisch und Milchprodukten ist, wäre es nur konsequent, auf ein pflanzliches Menü umzusteigen.
Vereinzelte erste Schritte
Internationale Großveranstaltungen wie die Oscar- und die Golden-Globe-Verleihungen oder die Berlinale gestalteten in den vergangenen Jahren ihr Speisenmenü bereits ganz oder überwiegend pflanzlich, um nachhaltiger zu werden. Und auch einige Städte und Länder haben die Ernährung in ihre Klimaschutzstrategien aufgenommen.
So will die Stadt Berkeley in den USA ihre Ausgaben für Tierprodukte in städtischen Kantinen bis 2024 um die Hälfte reduzieren, indem sie mehr pflanzliche Speisen anbietet. In Frankreich soll es zukünftig regelmäßig vegetarische Optionen in den öffentlichen Kantinen geben. Und Dänemark empfiehlt in seinen überarbeiteten Ernährungsrichtlinien, weniger Fleisch und dafür pflanzlicher zu essen.
Um die 1,5°-Marke nicht zu überschreiten und eine Klimakatastrophe abzuwenden, muss weltweit noch viel mehr passieren. Die COP26 muss die Richtung vorgeben und die Verantwortlichen wachrütteln.
Ob Ihre Ernährung die Klimaerhitzung weiter befeuert oder sowohl Tierleben als auch den gesamten Planeten schont, können Sie selbst beeinflussen. Wir unterstützen Sie dabei kostenlos mit unserer Vegan Taste Week.