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Fleischatlas: Daten und Fakten über Tiere als Nahrungsmittel

Fleischatlas Cover. Creative Commons (CC-BY-SA) Heinrich-Böll-Stiftung, BUND, Le Monde diplomatique

1094 Tiere verzehrt jeder Deutsche durchschnittlich im Laufe seines Lebens, verteilt auf vier Rinder, vier Schafe, zwölf Gänse, 37 Enten, 46 Schweine, 46 Puten und 945 Hühner.* Aufgeschlüsselt nach Bundesländern essen Männer in Thüringen am meisten, Frauen in Rheinland-Pfalz dagegen am wenigsten Fleisch.

Diese und mehr »Daten und Fakten über Tiere als Nahrungsmittel« beleuchtet der in diesem Monat erschienene »Fleischatlas«, ein Kooperationsprojekt von Heinrich-Böll-Stiftung, Bund für Umwelt- und Naturschutz und der Monatszeitung Le Monde diplomatique. 20 Artikel analysieren globale Zusammenhänge und Folgen der industriellen Tierhaltung und untermauern diese mit zahlreichen Daten und Statistiken.

So sterben nirgendwo in Europa mehr Hühner als im niedersächsischen Wietze. In Europas größtem Geflügelschlachthaus werden 7,5 Tiere pro Sekunde getötet, das sind 450 in der Minute und 135 Millionen im Jahr. Das Schlachthaus gehört zu Rothkötter, einem der zehn größten deutschen Fleischkonzerne – die zusammen jährlich mehr als 18 Milliarden Euro umsetzen. Die Gewinne dieser Firmen beruhen jedoch »nicht nur auf Eigenleistung, sondern auch auf den Umweltschäden durch Tierhaltung und Futtergetreide sowie auf staatlichen Beihilfen.« Wer Fleisch kauft, muss drei Rechnungen bezahlen: »Als Konsument, als Steuerzahler und als Umweltnutzer, gemeinsam mit der Natur selbst.«

Insgesamt bietet der Fleischatlas einen tiefen Einblick in das Thema Massentierhaltung. Der Fokus liegt dabei auf den Mechanismen des weltweiten Fleischmarkts. Leser, die sich bereits mit diesen Themen auseinandergesetzt haben, werden keine grundlegend neuen Zusammenhänge kennenlernen. Dennoch bietet der Fleischatlas außer einer guten, zusammenfassenden Darstellung sicherlich den meisten von uns auch neue und interessante Informationen: Wussten Sie z. B., dass ein einziger Zuchthahn bis zu 28 Millionen Nachkommen haben kann? Oder dass Legehennen dergestalt mit Farbstoff gefüttert werden, dass die Farbe ihres Eidotters dem idealen Gelb »Wert 13-14« des Chemiekonzerns Hoffmann-LaRoche so nahe wie möglich kommt?

Kritik am Fleischatlas

Nachdem viele gravierende Probleme so deutlich beschrieben wurden (der Tierethik wird leider kein eigener Platz eingeräumt), löst es etwas Verwunderung aus, dass keine konsequenten Lösungsansätze aufgezeigt werden. Es wird vor allem auf Kampagnen wie den »Meat Free Monday« hingewiesen, die sicherlich helfen können Vorurteile zu beseitigen, aber ohne weitergehende Schritte nicht ausreichen, um die von der Fleischindustrie verursachten Probleme in den Griff zu kriegen. Die konsequenteste Lösung im Privatbereich, die vegane Ernährung, geht bis auf einen Hinweis auf »veganische« Aktivisten völlig unter.

Begrüßenswert ist jedoch, dass die Veröffentlichung des Fleischatlas ein breites Medienecho ausgelöst hat, das die öffentliche Diskussion anregt: »Deutschland - Die Billigfleisch-Weltmacht«, titelt die Süddeutsche Zeitung online, während der Focus online warnt: »Maßloser Hunger auf Fleisch schadet der Menschheit«. Auf tagesschau.de heißt es u.a.: »Qualzucht lässt die Knochen brechen«.

Unser Fazit: Eine wichtige Veröffentlichung, die Gesellschaft und Medien auf drängende Probleme aufmerksam macht, bei ihren Lösungsvorschlägen aber ruhig einen Schritt weiter gehen könnte.

Bezugsquellen

Der »Fleischatlas. Daten und Fakten über Tiere als Nahrungsmittel« steht zum Download bereit. Die Artikel und Grafiken dürfen unter Beachtung einer Creative Commons-Lizenz weiterverwendet werden.

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* Zählt man Meerestiere hinzu, ist die Zahl sogar um ein Vielfaches höher.

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