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Der Appetit auf Pflanzliches wächst

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) beleuchtet in seinem Ernährungsreport regelmäßig die Ess- und Einkaufsgewohnheiten der Menschen in Deutschland. Auch 2024 bietet der Report »Deutschland, wie es isst« wieder interessante Einblicke: Abgesehen davon, dass es den Deutschen weiterhin vor allem darauf ankommt, dass es schmeckt, gewinnen Gesundheit, Nachhaltigkeit und der Konsum von veganen und vegetarischen Alternativen zunehmend an Bedeutung. Zudem wächst der Wunsch nach politischen Maßnahmen für mehr Tier- und Klimaschutz.

Wir fassen die Ergebnisse hier für Sie zusammen und legen dabei einen Fokus auf die Themen »Tierprodukte« und »pflanzliche Ernährung.«

So wurde der Ernährungsreport 2024 erstellt

Der Ernährungsreport basiert auf einer repräsentativen Umfrage, die das Institut Forsa im Mai 2024 für das BMEL durchgeführt hat. 1.000 Bundesbürger:innen ab 14 Jahren wurden telefonisch zu ihren Ess- und Einkaufsgewohnheiten befragt. Trotz der relativ kleinen Stichprobe lassen sich durch die jährliche Befragung Trends und Veränderungen im Verbraucher:innenverhalten erkennen.

Geschmack bleibt entscheidend, Gesundheit und Nachhaltigkeit gewinnen an Bedeutung

Essen soll schmecken – daran hat sich auch 2024 nichts geändert. Wie schon in den Vorjahren ist der gute Geschmack für 99 % der Befragten das wichtigste Kriterium beim Essen. Gesundheitliche Aspekte folgen mit 91 % knapp dahinter, wobei Frauen (97 %) mehr Wert auf gesunde Ernährung legen als Männer (85 %).

Neben Geschmack und Gesundheit gewinnt auch die Herkunft der Lebensmittel an Bedeutung. 79 % haben angegeben, bei tierlichen Lebensmitteln darauf zu achten, wie die Tiere gehalten wurden, 77 % der Befragten bevorzugen regionale Produkte und 80 % setzen auf saisonales Obst und Gemüse. Auch Nachhaltigkeit spielt dabei eine große Rolle: 70 % achten nach eigenen Angaben auf fair gehandelte Waren und 66 % auf umweltfreundliche Produktionsmethoden. Vor allem die über 60-Jährigen achten beim Einkauf verstärkt auf diese Kriterien.

Vegetarische und vegane Produkte: Akzeptanz und Neugierde wächst

Eine wichtige Erkenntnis des Ernährungsreports ist der anhaltende Trend zu einer pflanzenbetonten Ernährung. So greifen mittlerweile 10 % der Befragten täglich zu vegetarischen oder veganen Alternativen. Vor allem bei jungen Menschen zwischen 14 und 29 Jahren stehen die Alternativen hoch im Kurs: 18 % von ihnen konsumieren sie täglich. 37 % der Befragten gaben außerdem an, vegetarische oder vegane Gerichte zu bevorzugen, wenn sie außer Haus essen.

Neugier ist ein starker Antrieb für den Kauf: 69 % der Befragten haben angegeben, etwas Neues ausprobieren zu wollen. Aber auch Geschmack (64 %), Tierschutz (63 %) und Klimaschutz (60 %) sind wichtige Gründe. Der Bericht zeigt außerdem, dass die Akzeptanz dieser Produkte nicht nur steigt, weil sie nachhaltiger sind, sondern auch, weil sie immer besser schmecken.

Fleischkonsum nimmt weiter ab

Während pflanzliche Alternativen an Beliebtheit gewinnen, geht der tägliche Verzehr von Fleisch und Wurstwaren weiter zurück. Seit Beginn der Erhebung im Jahr 2015 ist der Anteil der Menschen, die täglich Fleischprodukte konsumieren, von 34 % auf 23 % gesunken. Bemerkenswert ist, dass sich 41 % der Befragten als Flexitarier:innen bezeichnen und bewusst ihren Fleischkonsum reduzieren wollen. Besonders die jüngere Generation (14 bis 29 Jahre) unterstützt den kompletten Fleischverzicht und lebt häufiger vegan (6 %) oder vegetarisch (14 %). Gleichzeitig konsumiert diese Altersgruppe im Durchschnitt jedoch etwas mehr Fleisch und Wurst als die älteren Generationen.

Mehr Engagement von der Politik gewünscht

Der Bericht zeigt, dass viele Menschen klare Erwartungen an die Ernährungspolitik haben. 92 % der Befragten fordern höhere Tierschutzstandards, 88 % unterstützen die Ausweitung des ökologischen Landbaus, und 75 % sehen einen geringeren Fleischkonsum als Beitrag zum Klimaschutz. Zudem wünschen sich 88 % generell mehr Engagement der Politik, etwa durch eine verpflichtende Haltungskennzeichnung für alle tierlichen Produkte. Für Fleisch und Wurst aus weniger leidvoller Haltung wären 91 % auch bereit, mehr zu zahlen – vorausgesetzt, das Geld kommt den Landwirt:innen zugute.

Unsere Forderungen an die Politik

Angesichts dieser klaren Mehrheiten ist es verwunderlich, wie zögernd die Politik beim Thema Tierschutz ist. Die dringend notwendige Novelle des Tierschutzgesetzes, mit welcher Qualzucht erheblich eingeschränkt und die Anbindehaltung verboten werden könnte, kam im Bundestag nicht voran und ob es nach dem Zerbrechen der Ampelkoalition damit überhaupt weitergeht, steht in den Sternen. Klare Vorgaben zur Haltung von Puten, »Milchkühen« und weiteren Tieren in der Landwirtschaft lassen weiter auf sich warten. Notwendig ist auch der Ausbau der staatlichen Haltungskennzeichnung für tierliche Lebensmittel, die Finanzierung des Umbaus der tierhaltenden Betriebe sowie generell eine fortschrittliche Weiterentwicklung der Tierschutzgesetze. Fakt ist: Die Verantwortlichen in Politik und auch Wirtschaft brauchen noch viel mehr Druck von Tierschützer:innen und allen, die finden, dass auch »Nutztiere« nicht leiden sollten.

Fazit: Die Zukunft is(s)t pflanzlicher

Der Ernährungsreport zeigt: In Deutschland wächst das Bewusstsein für eine gesunde, nachhaltige und tierfreundlichere Ernährung. Der steigende Konsum pflanzlicher Alternativen und der Rückgang des Fleischkonsums spiegeln einen gesellschaftlichen Wandel wider, der von Neugier und einem gewachsenen Bewusstsein für die Umwelt, die eigene Gesundheit und das Wohlergehen von landwirtschaftlich genutzten Tieren geprägt ist. Allerdings zeigt sich dieser Trend bisher nur begrenzt im Kaufverhalten: Nach wie vor stammt der Großteil des verzehrten Fleisches aus der Massentierhaltung – was auch daran liegt, dass das Angebot anderer Haltungsformen dagegen gering ist. Damit sich die gesellschaftlichen Werte auch im Kaufverhalten widerspiegeln, müssen daher nicht nur Verbraucher:innen ihr Verhalten reflektieren, sondern auch Politik und Handel dem Wunsch nach mehr Tierschutz und Nachhaltigkeit endlich gerecht werden.

Nichtsdestotrotz stehen wir mit dieser gesellschaftlichen Entwicklung vor einer spannenden Zukunft, in der eine pflanzlichere Ernährung einen immer größeren Stellenwert in der Gesellschaft einnehmen wird. Die Albert Schweitzer Stiftung begleitet diesen Wandel und bietet mit der Vegan Taste Week zahlreiche Inspirationen und praktische Tipps, wie der Umstieg auf eine vegane Ernährung gelingen kann – lecker, nachhaltig und gesund! Melden Sie sich hier für Ihre Schnupperwoche an und seien Sie Teil des Wandels.

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