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Fördert Feinstaub die Corona-Sterblichkeit?

Bei dem Begriff Feinstaub denken die meisten Menschen nach wie vor an Verbrennungsmotoren oder Industrieanlagen. Dabei gilt die Massentierhaltung als einer der Hauptverursacher der mikroskopisch kleinen Teilchen. Nun haben Forscher:innen herausgefunden, dass sich die Feinstaubbelastung womöglich auf das Sterberisiko bei einer Infektion mit SARS-CoV-2 auswirkt.

Seit Beginn der Corona-Krise beobachten Wissenschaftler:innen, dass Menschen aus Regionen mit einer hohen Luftverschmutzung sowohl überdurchschnittlich häufig als auch auffallend schwer an COVID-19 erkranken. Mehrere Beobachtungsstudien deuten inzwischen darauf hin, dass eine hohe regionale Feinstaubbelastung den Verlauf der Pandemie signifikant beeinflusst.

Massentierhaltung, Luftverschmutzung und Corona

Die Landwirtschaft und dabei vor allem die Massentierhaltung gilt hierzulande mit einem Anteil von rund 45 % als ein Hauptverursacher der Feinstaubbelastung. Durch die Verbindung von Kot und Urin entsteht Ammoniak. Schadstoffe wie Ammoniak, Schwefeldioxid und Stickstoffoxid reagieren in der Atmosphäre miteinander und bilden sogenannten sekundären Feinstaub. Dieser ist, wie primärer Feinstaub aus Verbrennungsprozessen auch, gesundheitsschädlich.

Eine Studie der Universität Birmingham führt die hohe Corona-Todesrate in der urbanen niederländischen Provinz Nordbrabant deshalb auch auf die hohe Zahl an Schweine- und Hühnerhaltungsbetrieben zurück. In Nordbrabant ist das Coronavirus in den Niederlanden nicht nur als erstes ausgebrochen, sondern hat auch besonders viele Todesopfer gefordert. Als möglichen Grund dafür sehen die Wissenschaftler:innen die schlechte Luftqualität in der Region: Das Risiko, an den Atemwegen oder an der Lunge zu erkranken, ist in Nordbrabant überdurchschnittlich hoch. Das Mortalitätsrisiko bei einer Erkrankung mit COVID-19 wird wiederum durch ebensolche Grunderkrankungen erhöht.

Forscher:innen u.a. des Max-Planck-Instituts für Chemie und der Harvard T.H. Chan School of Public Health untermauern nun mit einer Studie die Theorie, dass sich die Feinstaubbelastung deutlich auf den Krankheitsverlauf auswirken kann. Die Wissenschaftler:innen verglichen Daten zur Entwicklung der Corona-Pandemie mit Daten zur Luftverschmutzung und Feinstaubbelastung. In den stark durch Feinstaub belasteten ostasiatischen Industrieländern wie China oder Japan trug die schlechte Luftqualität den wissenschaftlichen Schätzungen zufolge ganze 27 % zur Sterberate bei. Und auch in Deutschland beträgt der Anteil jener Corona-Todesfälle, bei denen ein Zusammenhang mit der Luftverschmutzung zu erkennen ist, ganze 26 %. Weltweit sind laut Studie 15 % der Corona-Todesfälle auf die Feinstaubbelastung zurückzuführen.

Nicht nur das Sterberisiko nimmt mit belasteter Luft offenbar zu, sondern auch die Gefahr, sich überhaupt mit COVID-19 anzustecken: So zeigen Untersuchungen, dass Viren bei einer hohen Feinstaubkonzentration länger in der Luft überleben. Außerdem erhöht Feinstaub vermutlich die Aktivität des ACE-2 Rezeptors – jenem Rezeptor, an dem das Coronavirus andockt, um in die Zellen zu gelangen.

Dass sich die Feinstaubbelastung beträchtlich auf unsere Gesundheit auswirkt, ist keine neue Erkenntnis: Bereits eine frühere Studie kommt zu dem Schluss, dass Feinstaub weltweit jährlich rund 9 Millionen Todesopfer fordert. Corona könnte diesen Wert nun nochmals anheben. Zum Vergleich: Durch Rauchen sterben jährlich 7,2 Millionen Menschen – Passivrauchen mit einberechnet.

Um das Virus einzudämmen, sollten also auch die menschengemachten Emissionen verringert werden – allen voran die aus tierhaltenden Großbetrieben. Ein Grund mehr also für eine Abschaffung der Massentierhaltung und den Umstieg auf eine vegane Ernährung.

(lp)

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