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Resistente Keime in britischen Supermärkten

Fast alle Geflügel- und Schweinefleischprodukte in Großbritannien sind mit E.coli-Keimen belastet. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung, die von der »Alliance to Save our Antibiotics« in Auftrag gegeben wurde. Pathogene E.coli sind der häufigste Grund für gefährliche Blutvergiftungen und Infektionen der Harnwege. Die Bakterien können auch Hirnhautentzündungen auslösen.

Erschreckende Ergebnisse

Die Untersuchung, die von Forschern der Universität Cambridge durchgeführt wurde, fördert erschreckende Ergebnisse zutage: Von den insgesamt 189 Hähnchen- und Schweinefleischproben, die in sieben großen Supermarktketten in Großbritannien und Schottland gekauft wurden, sind 92 Geflügelfleischproben (100 %) und 94 Schweinefleischproben (97%) mit E.coli belastet. Antibiotikaresistente E.coli-Bakterien konnten auf 61 Schweinefleischproben (63 %) und 73 Hähnchenfleischproben (79 %) nachgewiesen werden.

Besonders beunruhigend: 22 der 92 Hähnchenfleischproben (24 %) wurden positiv auf das sogenannte ESBL E.coli getestet. Dabei handelt es sich um E.coli-Bakterien, die resistent gegen die wichtige Antibiotikagruppe der Cephalosporine sind, welche in der Humanmedizin für die Behandlung von lebensgefährlichen Blutvergiftungen eingesetzt wird. Bei einer vergleichbaren Untersuchung waren im Jahr 2015 »nur« 6 % der untersuchten Hühnerfleischproben positiv auf ESBL E.coli getestet worden.

Auch eine Reihe weiterer Resistenzen wurde festgestellt. So wiesen ingesamt 19 % der Proben E.coli-Bakterien mit Resistenzen gegen das Antibiotikum Gentamicin auf. Bakterien, die gegen das Mittel Trimethoprim resistent waren, stellte man auf 51 % der Proben fest.

Dringender Handlungsbedarf

Laut dem wissenschaftlichen Berater der »Alliance to Save our Antibiotics«, Cóilin Nunan, sollten diese Ergebnisse ein Weckruf für Lebensmittelhändler und Regierung sein. Es werde deutlich, dass viele Konsumenten bei ihren täglichen Mahlzeiten einem hohen Level antibiotikaresistenter Bakterien ausgesetzt sind. »E.coli tötet mittlerweile zwei Mal so viele Menschen wie MRSA und Clostridium difficile zusammen. Der Preis weiterer Untätigkeit wird in Menschenleben angegeben werden.« Dies gilt auch besonders vor dem Hintergrund, dass seit 35 Jahren keine neuen Antibiotika entdeckt worden sind, die Infektionen mit E.coli erfolgreich bekämpfen können.

Sally Davies, höchste Amtsärztin bei der britischen Regierung, sieht ebenfalls dringenden Handlungsbedarf: »Antimikrobielle Resistenzen sind eine katastrophale Bedrohung. Wenn wir jetzt nicht handeln, könnten wir in 20 Jahren wegen einer kleineren Operation ins Krankenhaus kommen und sterben, weil wir uns eine gewöhnliche Infektion einfangen, die nicht mehr mit Antibiotika behandelt werden kann.«

Industrielle Tierhaltung mitverantwortlich

Für die Entstehung multiresistenter Keime wird neben dem zu häufigen Gebrauch von Antibiotika in der Humanmedizin auch die moderne industrielle Tierhaltung verantwortlich gemacht: Die Tiere werden unter Bedingungen gehalten, welche die Entstehung von Krankheiten begünstigen. Deshalb werden teilweise ganze Tiergruppen routinemäßig präventiv mit Antibiotika behandelt – auch dann, wenn gar keine Krankheit festgestellt wurde. Dieser Einsatz hochwirksamer Antibiotika in der Tierhaltung schwächt deren Wirkung als letztes Mittel bei der Bekämpfung lebensbedrohlicher Infektionen beim Menschen.

Die Alliance to Save our Antibiotics, zu der auch die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt gehört, fordert die Lebensmittelhändler dazu auf, die präventive Massenbehandlung von Tieren zu verbieten und den Gebrauch von Antibiotika in der Landwirtschaft allgemein zu reduzieren. Die Behandlung von Tieren mit Antibiotika-Wirkstoffen, die für die Humanmedizin besonders wichtig sind, soll generell verboten werden. Auch wird die britische Regierung dazu aufgefordert, Testverfahren zu beschleunigen, damit der Anstieg von antibiotikaresistenten Bakterien angemessen überwacht werden kann.

Auch in Deutschland ist die Belastung von Fleisch mit antibiotikaresistenten Keimen ein großes Problem. Erst im letzten Jahr hat beispielsweise der BUND keimbelastetes Putenfleisch in deutschen Supermärkten nachgewiesen.

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