Vegane Kleidung: Infos und Tipps
Veganismus setzen die meisten Menschen zuerst mit Ernährung und nicht so schnell mit Kleidung in Verbindung. Allerdings bedeutet das Vermeiden tierlicher Produkte auch, sich Gedanken über andere Lebensbereiche wie eben die eigene Kleidung zu machen. Wir geben Ihnen hier einen Überblick, welche tierlichen Produkte in der Modebranche verwendet werden und zeigen die veganen Alternativen auf.
Welche Produkte vom Tier werden in Kleidung verarbeitet?
In der Modebranche gibt es zahlreiche Materialien, die aus tierlichen Bestandteilen gewonnen werden. Am bekanntesten dürfte dabei Leder sein – die chemisch behandelte Haut von Tieren. Es handelt sich hierbei nicht, wie häufig angeführt wird, um ein Abfallprodukt der Fleischproduktion. Im Gegenteil trägt Leder genau wie Fleisch dazu bei, dass die Tiermast profitabel ist.
Wolle, die vor allem von Schafen stammt, ist problematisch, da den Tieren beim sogenannten Mulesing ohne Betäubung die Haut rund um den After und den Schwanz herausgeschnitten wird. Normalerweise sammeln sich in den Hautfalten in diesem Bereich Feuchtigkeit und Urin, was Fliegen anzieht. Mit dem Herausschneiden der Haut soll ein Befall mit Fliegenmaden verhindert werden.
Auch Seide ist ein Tierprodukt: Für ihre Gewinnung werden Raupen in heißem Wasser oder mit Wasserdampf vor dem Schlüpfen getötet. So verhindert man, dass die Kokons von den Raupen zerrissen werden. Die Seidenfäden bleiben somit erhalten und können entnommen werden. Dieses Verfahren kommt übrigens auch bei Bio-Seide zur Anwendung; Die »Bio«-Bezeichnung bezieht sich in diesem Fall lediglich auf den Anbau der Bäume, an denen die Raupen gezüchtet werden.
Pelz, Felle und Federn, welche häufig sogar aus Lebendrupf stammen, sind aus offensichtlichen Gründen ebenfalls nicht vegan. Bei diesen Produkten handelt es sich ebenfalls nicht, wie oft angenommen, um Abfallprodukte, die bei der Fleischproduktion anfallen. Im Fall von Pelz werden die Tiere sogar speziell für dessen Erzeugung gehalten und getötet.
Bei allen Kleidungsstücken lohnt der Blick ins Detail, denn Accessoires wie z. B. Knöpfe werden häufig aus tierlichen Materialien hergestellt. Dazu gehören Perlmutt (von Muscheln) und Horn, das aus den Hufen oder Hörnern von Säugetieren stammt. Schuhe, die auf den ersten Blick vegan wirken, werden zudem häufig mithilfe von Klebern geklebt, die tierliche Bestandteile wie Kasein (ein Milchprotein) enthalten.
Welche veganen Alternativen gibt es?
Als Kleidung stehen mittlerweile vielfältige Alternativen zu Leder, Wolle und Co. zur Verfügung: Es können etwa Fasern wie Lyocell verwendet werden, welches aus Zellulose (aus Holz) hergestellt wird und eine ähnliche Qualität wie Seide aufweist. Weitere pflanzliche Rohstoffe, auf die bei der Herstellung von Bekleidung zurückgegriffen wird, sind beispielsweise Hanf, Bambus und Faserbanane.
Vegane Schuhe werden aus unterschiedlichen Stoffen hergestellt. Zum einen benutzt man verschiedene Kunststoffe wie z. B. Polyurethan, Polyamid, synthetischen Filz und Mikrofasern, zum anderen werden aber auch Naturmaterialien wie Baumharz, Kork und Baumwolle verarbeitet.
Trotz der vielfältigen Alternativen sollte man bedenken, dass der Missbrauch von Tieren (und auch von Menschen) in der kompletten Produktionskette ein Thema sein kann. Dies fängt schon bei der Verwendung von Giftstoffen und Düngemitteln, die in Tierversuchen getestet und Mensch und Tier krankmachen können, an. Die Stoffe gelangen in die später weiterverarbeiteten Pflanzen, aber auch ins Grundwasser und in die Luft. Es ist daher ratsam, auch beim Kauf der eigenen Kleidung auf die Herkunft und die Produktionsbedingungen zu achten. Unterschiedliche Siegel wie vom GOTS Global Organic Textile Standard oder von Fairtrade bescheinigen den Herstellern, dass ihre Kleidung unter fairen Arbeitsbedingungen und ökologischen Standards produziert wurde.
Wichtig ist es auch, sich vor Augen zu führen, dass eine zu hundert Prozent tierleidfreie Lebensführung nicht möglich ist. Wer nicht auf Perlmuttknöpfe oder Milchprotein im Schuhkleber achten möchte, sollte deshalb die vegane Grundidee nicht verwerfen, sondern sie so weit verfolgen, wie es für ihn oder sie praktikabel ist.
Wie ökologisch ist vegane Kleidung?
Es wird oft behauptet, dass tierliche Kleidung eine bessere Ökobilanz hätten als Kunstfasern oder Fasern pflanzlichen Ursprungs. Das Beispiel Leder zeigt allerdings, dass tierliche Produkte auch aus ökologischen Gesichtspunkten bedenklich sein können: Für die Aufzucht der Tiere und die anschließende Lederherstellung wird sehr viel Wasser benötigt. Außerdem gelangen durch die Gerbung Schadstoffe in die Umwelt. Zur Frage der ökologischen Verträglichkeit von Stoffen liefert auch eine Skala des niederländischen Beratungsunternehmens MADE-BY interessante Anhaltspunkte. Das Unternehmen analysierte Stoffe nach vergleichbaren Kriterien (Energie-, Wasser- und Landnutzung, Giftigkeit, Treibhausemmissionen) und ordnete sie daraufhin in fünf Klassen ein. Viele Kunst- und Pflanzenfasern schneiden hierbei sehr gut ab, während Wolle in der niedrigsten Klasse aufgeführt wird. Leider sind Stoffe wie Leder und Seide noch nicht berücksichtigt worden; auf die angekündigte Aktualisierung der Skala darf man daher gespannt sein.
Im Zusammenhang mit synthetischen Fasern wie Fleece und Mikrofaser ist zu beachten, dass beim Waschen kleine Partikel davon ins Abwasser und in die Weltmeere gelangen können, da Kläranlagen sie nicht herausfiltern. Die Partikel gelangen so auch in die Nahrungskette, da sie von Meereslebewesen mit Nahrung verwechselt werden.
Anbieter veganer Kleidung
Hier sehen Sie eine Auswahl an Online-Shops, die vegane Kleidung und Mode-Accessoires anbieten:
- Avesu
- Bleed Clothing
- Dear Goods
- Denkefair
- Ethletic
- green.in.pieces
- Le Shop Vegan
- Lovesign
- Lylium
- Matt & Nat
- >MESH' made
- Shoezoo
- Veganesherz
- Wilby Clutch
Noch nachhaltiger: second hand
Besonders ressourcenschonend ist der Kauf von Second-Hand-Mode, denn hierfür werden keine neuen Rohstoffe benötigt. Auf Portalen wie Mädchenflohmarkt und Kleiderkorb findet man viele vegane Stücke (meistens nicht extra deklariert).