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Leder: Tierleid und Umweltverschmutzung

U. a. aus Kuhhäuten wird Leder hergestellt

Leder, also die chemisch behandelte Haut von Tieren, ist für viele Menschen ein selbstverständlicher Bestandteil des täglichen Lebens. Schuhe, Gürtel, Portemonnaies, Sofas oder Taschen aus Leder gelten als Naturprodukte und werden daher gerne gekauft. Wir zeigen im Folgenden auf, dass Leder kein »natürliches« Material und auch kein Abfallprodukt aus der Fleischproduktion ist, das mit gutem Gewissen gekauft werden kann, da seine Herstellung mit Tierleid, aber auch viel Umweltverschmutzung und Schäden für die an der Produktion beteiligten Menschen einhergeht.

Leder ist nicht nur ein Nebenprodukt

Weit verbreitet ist die Annahme, dass das bei uns angebotene Leder lediglich ein Abfallprodukt der deutschen Fleischindustrie sei. Doch die Realität sieht anders aus: Die Ledergewinnung macht die Schlachtung der Tiere noch profitabler und ein großer Anteil vor allem an Billigleder kommt aus dem Ausland – aus Ländern wie Indien, Vietnam, Bangladesch und China. Die Dokumentation »Gift auf unserer Haut« (siehe unten) geht der Lederproduktion in Bangladesch auf die Spur und bringt erschütternde Arbeitsbedingungen für teilweise minderjährige Arbeitskräfte, schlimme Tierquälerei und schwere Umweltverschmutzung durch giftige Gerbsubstanzen zutage. Um Produktionskosten zu sparen, kaufen immer mehr Lederwarenhersteller vorgegerbtes Rohleder in Billiglohnländern oder lassen ihre Ware komplett dort produzieren. Der Verbraucher kann dies nicht nachvollziehen, denn für Leder gibt es keine Kennzeichnungspflicht und die Ursprungsbezeichnung »Made in« gibt lediglich darüber Auskunft, in welchem Land die Bestandteile zum Endprodukt zusammengefügt wurden – es sagt nichts über die Herkunft der verwendeten Materialien aus.

Kühe aus Indien

Bis zu zwei Millionen ausgediente »heilige« Kühe und Ochsen werden jedes Jahr für die Lederindustrie über hunderte Kilometer illegal aus Indien nach Bangladesch geschmuggelt. Für den Transport werden sie mit Seilen zusammengeschnürt und rücksichtslos auf kleinen Ladeflächen übereinander geworfen. Sie verletzen sich durch die Bedingungen ungewollt gegenseitig mit Hörnern und Hufen. Der Transport dauert bis zu einer Woche, teils ohne Versorgung mit Wasser und Nahrung, auf LKWs und teilweise im Gehen. Brechen die erschöpften Tiere unterwegs zusammen und reagieren auch auf Gertenschläge nicht mehr, wird ihnen Chili in die Augen gerieben oder die Schwänze gebrochen, damit sie vor Schmerzen wieder aufstehen und den Weg fortsetzen. Das Ziel sind die Rindermärkte in Dhaka, der Hauptstadt Bangladeschs. Die Tiere, die dort ankommen, sind abgemagert und haben teils offene, eitrige Wunden vom Transport. Die Schlachtung der Tiere erfolgt nach islamischem Ritus ohne Betäubung, ihnen wird also bei vollem Bewusstsein die Kehle aufgeschnitten. Teilweise leben sie noch, wenn der Schlachter anfängt, ihnen die Haut vom Leib zu schneiden.

Leder aus Deutschland stammt fast immer aus den gängigen Haltungssystemen, was für die entsprechenden Tiere ein kurzes Leben unter qualvollen Bedingungen bedeutet.

Giftige Gerbung

Leder wird durch Gerben haltbar und geschmeidig gemacht. Fast überall wird hierfür neben einer Reihe anderer Chemikalien Chrom III verwendet, aus dem sich unter unsachgemäßen Gerbbedingungen oder bei Verwendung qualitativ schlechter Gerbstoffe das erbgutschädigende und allergieauslösende Chrom VI bilden kann. Dieses giftige Reaktionsprodukt aus dem Gerbprozess bleibt im fertigen Lederprodukt enthalten und kann sogar krebserregend sein. Eine Untersuchung des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hat ergeben, dass in 42,5 % der auf Chrom VI untersuchten Proben entsprechende Rückstände enthalten waren und Stiftung Warentest hat im letzten Jahr in jedem fünften Kinderschuh und in jedem dritten Arbeitshandschuh im Test so große Mengen des gesundheitsschädlichen Stoffs gefunden, dass sie eigentlich nicht hätten verkauft werden dürfen.

Kinderarbeit und Umweltverschmutzung

In vielen Gerbereien außerhalb der EU gelten weder Umwelt- noch Sozialstandards. So verlieren die teilweise minderjährigen Arbeiter:innen in Bangladesch ohne Schutzkleidung bei Unfällen an gefährlichen veralteten Maschinen Gliedmaßen, stehen barfuß in der Chromlauge und atmen Tag für Tag die giftigen Dämpfe ein. Der ständige ungeschützte Kontakt mit den Chemikalien führt zu schweren Haut- und Atemwegserkrankungen. Auch die umliegende Bevölkerung ist wegen der Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung von Erkrankungen wie Fieber, Hautausschlägen, Atemproblemen und Durchfall betroffen, denn die Abwässer aus den Gerbereien werden ungefiltert in den Fluss entsorgt und vergiften den Boden und verseuchen das Grundwasser. Große Mengen an Wasser werden auch für Produktion selbst benötigt. 75 bis 250 Liter werden pro Kilogramm Leder verbraucht.

Alternativen zu Leder

Heutzutage ist niemand mehr auf Leder angewiesen. Es gibt viele tierfreundliche, pflegeleichte und robuste Alternativen aus Naturmaterialien wie Hanf oder atmungsaktiver Synthetik (auch »veganes Leder« genannt), die die positiven Eigenschaften von echtem Leder ersetzen und teilweise sogar übertreffen. Einige Hersteller haben sich auf rein vegane Schuhe spezialisiert, die zum Beispiel bei avesu, HansVurst oder Vegetarian Shoes erhältlich sind. Da diese Schuhe in der Regel qualitativ hochwertig und oft auch bio und/oder fair produziert sind, kosten sie entsprechend etwas mehr als Modelle in den gängigen Schuhläden. Doch auch im regulären Einzelhandel gibt es viele Produkte aus veganen Materialien. Wer 100 % vegane Schuhe in den gängigen Schuhgeschäften kaufen will, der sollte klären, ob Leim mit tierlichen Inhaltsstoffen zum Kleben der Schuhe verwendet wird. Angemerkt werden sollte abschließend noch, dass veganes Leder aus Tierschutzsicht definitiv eine echte Alternative darstellt, es allerdings nicht immer als viel umweltfreundlicher als tierliches Leder gelten kann, da dessen Produktion sehr erdölintensiv sein kann.

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