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»Umweltschutz mit Messer und Gabel«: Rezension

Umweltschutz mit Messer und Gabel - Toni Meier

Welchen Einfluss haben menschliche Ernährungsweisen auf die Umwelt? Dieser in den vergangenen Jahren zunehmend diskutierten Frage geht nun auch der Agrar- und Ernährungswissenschaftler Toni Meier in seinem kürzlich publizierten Buch »Umweltschutz mit Messer und Gabel. Der ökologische Rucksack der Ernährung in Deutschland« nach. Mit den Zielen »den Nahrungs- und Getränkeverzehr in Deutschland auf Basis repräsentativer Daten ökologisch auszuwerten« und »Ansatzpunkte im Bereich Landwirtschaft-Ernährung-Gesundheit für eine nachhaltigere Entwicklung« zu identifizieren, liefert er dabei eine hoch informative Arbeit ab, die mitunter aufzeigt, dass vor allem mit einer vegetarischen und insbesondere veganen Ernährungsweise hohe Umweltschutzpotentiale einhergehen.

Eine breit angelegte Untersuchung

Aufgeteilt ist das Buch in insgesamt sechs Kapitel, wobei das erste als Einleitung in die Thematik dient und die beiden abschließenden Kapitel ein kurzes Fazit und eine ebenfalls kurze Zusammenfassung der Ergebnisse liefern. Herzstück des Buchs sind drei Kapitel, in denen der Autor Erklärungen zur Methoden- und Datenauswahl liefert, eine Vielzahl von Daten und Studien auswertet und seine Ergebnisse kritisch diskutiert. Mit Blick auf die ausgewählten Umweltindikatoren – Treibhausgas- und Ammoniakemissionen, Flächen-, Wasser- und Phosphorbedarf sowie Primärenergieverbrauch – wird deutlich, dass Toni Meier für seine Untersuchung einen breiten Zugang über die für die Ernährungs- und Umweltfrage wichtigsten Schlagworte gewählt hat. Methodisch gewinnbringend scheint darüber hinaus die jeweils spezifische Auswertung von ernährungsbedingten Umwelteffekten nach einer Vielzahl von Bereichen zu sein (u. a. Agrar- und Ernährungssektor, Bevölkerungsgruppen, soziale Gruppe und Geschlecht, Bundesländer, Ernährungsempfehlungen und Ernährungsweisen).

Potentiale einer vegetarischen und veganen Ernährungsweise

Als primäres Ergebnis der Arbeit zeigt sich, dass der »Agrar- und Ernährungssektor ganz wesentlich zu verschiedenen Umweltwirkungen in Deutschland« beiträgt. Um umweltbelastende Effekte in diesem Sektor zu reduzieren, werden im Buch drei Strategien benannt: a) Effizienzsteigerungen durch optimierte Produktionstechniken und landwirtschaftliche Produktionsweisen, b) Vermeidung von Nahrungsmittelverlusten und -abfällen sowie c) die Umstellung von Ernährungsmustern. Während die Einsparpotentiale umweltbelastender Effekte bei den ersten beiden Strategien auf jeweils maximal 20 Prozent beziffert werden, wird aufgezeigt, dass »die Einsparpotentiale von veränderten Ernährungsmustern deutlich darüber liegen und […] bis zu 90 Prozent betragen können.«

Was die konkreten Ernährungsweisen mit den größten Potentialen zur Umweltentlastung betrifft, werden die vegane Ernährungsweise und dieser nachfolgend die ovo-lacto-vegetarische Ernährungsweise (= Ernährung ohne Fleisch, jedoch mit Eiern und Milch) aufgezählt. Generell interessant ist zudem, dass hinsichtlich ernährungsbedingter Umweltentlastungen »als Zielgruppe vornehmlich Männer im jüngeren und mittleren Alter angesprochen werden müssten«, da ihr vergleichsweise höherer Konsum insbesondere tierlicher Nahrungsmitteln (v. a. Fleisch) u. a. mit höheren Treibhausgasemissionen und einem erhöhten Verbrauch von Flächen für die Nahrungsmittelproduktion einhergeht.

Empfehlungen des Autors

Auf Basis seiner Ergebnisse und mit Hinweis auf den offiziellen Katalog der Ernährungsempfehlungen des US-Agrarministeriums (USDA), in dem neben der vegetarischen auch die vegane Ernährungsweise mit aufgenommen wurde, empfiehlt Toni Meier, dass diese Ernährungsweisen samt der Erwähnung ihrer Umweltschutzpotentiale auch verstärkt in den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) Niederschlag finden sollten. Zudem sollten laut Meier entsprechende Ernährungsempfehlungen erarbeitet werden, um auch mit essentiellen Nährstoffen potentiell unterversorgten Bevölkerungsgruppen gerade hinsichtlich einer veganen Ernährungsweise entgegenzukommen, und »Strategien entwickelt werden, um die generelle Versorgungssituation mit einer veganen Ernährung zu verbessern«, d. h. letztlich: Strategien zur Ausweitung und Annahme eines gesunden veganen Angebots.

»Umweltschutz mit Messer und Gabel« – ein wichtiges und wegweisendes Buch

Mit »Umweltschutz mit Messer und Gabel« legt Toni Meier ein kompaktes Werk vor, das aufgrund seiner Informationsfülle und seinem wissenschaftlichen Ansatz zwar weniger als entspannte Abendlektüre gelten, stattdessen jedoch insbesondere Befürwortern einer vegetarischen und veganen Ernährungsweise als hervorragende Arbeitsgrundlage und Einführung in die bearbeitete Thematik dienen kann. Wünschenswert ist darüber hinaus eine breite Beachtung des Buchs im deutschen Agrar- und Ernährungssektor sowie in der Agrar- und Umweltpolitik. Es sind Arbeiten wie diese, die dabei helfen, fundiert in eine umweltbewusstere und – die Ergebnisse des Buchs vor Augen – zugleich vor allem auch den Tieren zugute kommende Zukunft zu gehen.

Das Buch »Umweltschutz mit Messer und Gabel. Der ökologische Rucksack der Ernährung in Deutschland« (237 Seiten) erschien 2014 im oekom-Verlag und kann u. a. hier bestellt werden.

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