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Tierkinder verderben Appetit auf Fleisch

Ein rundes Gesicht, große Augen, kleine Nase – diese charakteristischen Gesichtszüge von Kindern wecken in Erwachsenen den Beschützerinstinkt und positive Emotionen. Auch viele Tierkinder weisen zunächst dieses sogenannte »Kindchenschema« auf. Britische Forscher:innen haben jetzt untersucht, ob Menschen weniger Appetit auf Fleisch haben, wenn sie zuvor das Foto eines »niedlichen« Tierbabys gesehen haben.

Details zur Studie

An der Studie nahmen 781 US-Amerikaner:innen teil. Die Forscher:innen zeigten ihnen ein Foto, auf dem entweder ein Tierbaby oder ein erwachsenes Tier zu sehen war. Abgebildet waren Rinder, Schweine, Schafe oder Kängurus. Außerdem legten sie ihnen ein Bild von einer Mahlzeit mit Fleisch vor, das angeblich von dem abgebildeten Tier stammte. Anschließend sollten die Personen ihren Appetit auf dieses Gericht auf einer Skala von 0 bis 100 bewerten. Sie gaben auch an, wie niedlich sie das abgebildete Tier fanden und inwiefern es positive Emotionen in ihnen hervorrief.

Positive Gefühle, weniger Appetit

Sowohl Männer als auch Frauen empfinden der Studie zufolge Zärtlichkeit und Wärme, wenn sie Fotos von Tierkindern betrachten. Interessant ist jedoch, dass diese Gefühle sie unterschiedlich beeinflussen:

War das Fleisch auf dem Bild mit einem Tierkind assoziiert, gaben Frauen dieser Fleischmahlzeit durchschnittlich 14 Punkte weniger auf der »Appetit-Skala«, als wenn das Fleisch angeblich von einem erwachsenen Tier stammte. Bei den Männern waren die Ergebnisse weniger deutlich. Ihr Appetit sank mit dem Anblick des Babyfotos im Durchschnitt um 6 Punkte.

Frauen und Männer lösen moralische Widersprüche unterschiedlich auf

Der eigene Appetit auf Fleisch und das Mitgefühl mit Tieren führt meist zu einem moralischen Widerspruch. Um damit zurechtzukommen, haben Frauen und Männer Untersuchungen zufolge verschiedene Strategien entwickelt: Männer neigen dazu, Aussagen wie »Der Mensch ist dazu bestimmt, Tiere zu essen« zuzustimmen. Sie scheinen sich mehr mit dem Fleischkonsum zu identifizieren – das liegt eventuell an Vorstellungen vom prähistorischen Mann als Jäger und historischen Assoziationen zwischen Fleisch und Männlichkeit.

Frauen haben tendenziell eine negativere Einstellung zum Fleischkonsum als Männer. Sie wenden eher indirekte Strategien an, um moralische Widersprüche aufzulösen. So vermeiden sie es etwa, beim Fleischessen an das Leiden von Tieren zu denken. »Solche indirekten Strategien sind zwar hilfreich, aber fragil«, erläutert Dr. Jared Piazza, der an der aktuellen Studie beteiligt war. »Werden Frauen mit der Realität des Tierschlachtens konfrontiert, fällt es ihnen anscheinend schwerer, kein Mitgefühl mit dem Tier auf ihrem Teller zu empfinden«. Er erklärt die Studienergebnisse außerdem damit, dass Frauen häufig die Rolle der Fürsorgerin einnehmen und emotional stärker auf Babys eingestellt sind. »Sie könnten deshalb dazu tendieren, mitfühlender mit Tierbabys zu sein«, so Piazza. Frauen hätten zudem eine viel ambivalentere Einstellung zu Fleisch als Männer: »Ihre Identität ist nicht so stark damit verbunden«.

Fazit: Interessante Erkenntnisse für Tierrechts-Kampagnen

Tierrechts- und Tierschutzorganisationen verwenden bereits seit langem intuitiv häufig Fotos von Tierbabys in ihren Publikationen. Bisher fehlten jedoch wissenschaftliche Belege dafür, dass dies tatsächlich eine effektive Strategie ist. Die neue Studie zeigt jetzt, dass Fotos von Tierbabys helfen können, Menschen zum Überdenken ihres Fleischkonsums zu bewegen.

(rp)

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