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So isst Deutschland

In seinem »Ernährungsreport« beleuchtet das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) regelmäßig die Ess- und Einkaufsgewohnheiten der Menschen in Deutschland. Kürzlich erschien der Ernährungsreport 2023. Rund 1.000 Personen ab 14 Jahren wurden dafür telefonisch vom Meinungsforschungsinstitut Forsa befragt. Wir fassen die Ergebnisse zusammen und legen dabei einen Fokus auf die Themen »Tierprodukte« und »pflanzliche Ernährung.«

Was steht auf dem Speiseplan?

2015 gab noch jede:r dritte Befragte (34 %) an, täglich Fleisch oder Wurst zu essen – inzwischen ist es nur noch jede:r Fünfte (20 %). Unter den Männern ist der Anteil größer.

Bei 58 % aller Befragten stehen täglich Milchprodukte auf dem Speiseplan.

Fast die Hälfte, nämlich 46 % der Befragten, reduzieren ihren Fleischkonsum ganz bewusst und ernähren sich flexitarisch. Im Jahr davor waren es 44 %. Die Zahl derer, die täglich vegetarische oder vegane Alternativen zu tierlichen Produkten essen, hat sich in den letzten drei Jahren auf 10 % verdoppelt. Vor allem jüngere Personen greifen gerne zu Alternativprodukten.

Gänzlich vegetarisch ernähren sich nach eigenen Angaben 8 % und vegan 2 % der Befragten. Die Anteile sind in die letzten fünf Jahren um ein bzw. 2 Prozent gestiegen. Unter den 14- bis 29-Jährigen ist der Anteil mit 5 % Veganer:innen und 16 % Vegetarier:innen jedoch deutlich höher.

Als Gründe, auf tierliche Produkte zu verzichten, wurden vor allem der Geschmack (88 %), der Schutz von Tieren (84 %), Klima und Umwelt (81 %) sowie die Gesundheit (76 %) angeführt.

Was entscheidet bei der Wahl im Supermarkt?

Befragt nach ihrem Einkaufsverhalten gibt eine deutliche Mehrheit der Befragten (80 %) an, darauf zu achten, wie das Tier gehalten wurde, von dem ein Lebensmittel stammt. Ähnlich viele legen nach eigenen Angaben Wert darauf, dass ein Lebensmittel umwelt- und ressourcenschonend produziert (74 %), fair gehandelt (73 %) oder ökologisch erzeugt wurde (72 %).

Insbesondere bei Eiern, Obst und Gemüse, Brot- und Backwaren, Fleisch- und Wurstwaren sowie Milch und Milchprodukten achtet eine Mehrheit der Befragten zudem auf eine regionale Herkunft.

Weniger Befragte (65 %) achten nach eigenen Angaben darauf, ob ein »Tierwohllabel« angibt, dass Fleisch aus »besonders tiergerechter Haltung« stammt. Das zeigt, dass nicht alle der Aussagekraft der existierenden Label vertrauen – und zwar zu Recht, wie wir bereits mehrfach kritisiert haben.

Welche pflanzlichen Produkte sind beliebt?

Vegetarische und vegane Produkte sind inzwischen gut verfügbar. Fast alle Befragten (96 %) kennen Alternativen wie Tofu oder Tempeh, die auf Soja basieren. Eine deutliche Mehrheit kennt zudem Produkte auf Getreidebasis (87 %) und auf Basis von Hülsenfrüchten (86 %). Etwas unbekannter sind Produkte auf Basis von Algen (60 %), Nüssen oder Mandeln (57 %) sowie Obst- oder Gemüsesorten wie Jackfrucht (34 %).

16 % der Befragten haben einmal vegetarische oder vegane Alternativen gekauft – 37 % tun dies öfters. Unter jungen Menschen und Menschen mit höherer Bildung ist der Anteil dabei deutlich höher: 62 % der 14- bis 29-Jährigen kaufen öfters solche Produkte. Unter den Befragten mit Abitur/Studium sind es 42 %.

Unter den gekauften Produkten sind Milchalternativen am beliebtesten: 84 % der Befragten haben sie einmal oder öfter gekauft, gefolgt von Tofu und Fleischalternativen (je 76 %). Zwei Drittel der Befragten (69 %) haben schon einmal Wurstalternativen und gut die Hälfte (59 %) pflanzliche Joghurtprodukte gekauft. Seltener landen Käse- (39 %) und Fischalternativen (25 %) im Einkaufswagen, wobei letztere seit 2020 deutlich aufgeholt haben.

Auf die Frage, warum sie zu Alternativprodukten greifen, nennen 73 % der Befragten Neugier als wichtigste Motivation, gefolgt von Tierschutz- und Umwelt- bzw. Klimaschutzgründen, die mit jeweils 63 % gleich motivierend waren. Wichtige Gründe sind darüber hinaus der Geschmack (63 %) und die Gesundheit (48 %). Gut ein Drittel (37 %) hat zu pflanzlichen Alternativen gegriffen, weil sie »darüber gerade sehr viel lesen oder hören«. Knapp ein Fünftel (19 %) hat wegen einer Allergie oder Unverträglichkeit Alternativprodukte gekauft.

Was sind die Erwartungen an Landwirtschaft und Politik?

Die Meinungsforscher:innen fragten auch ab, welche Erwartungen die Befragten an die landwirtschaftlichen Betriebe haben. Für die Mehrheit (65 %) ist die Antwort hier eine artgerechte Tierhaltung. Erst danach folgen eine faire Entlohnung der Mitarbeiter:innen (63 %), die Qualität der Produkte (58 %) und weitere Punkte wie Insektenschutz (49%).

Fast alle Befragten (94 %) finden es auch sehr wichtig oder wichtig, dass die Politik für bessere Tierhaltungsbedingungen mit weniger Tieren in Ställen sorgt.

Wie groß ist die Bereitschaft, für mehr Tierschutz zu zahlen?

Tierschutz spielt für die Befragten also eine große Rolle – aber wie sieht es mit der Zahlungsbereitschaft für Fleisch aus besseren Bedingungen aus? Diese wurde mit folgender Frage ermittelt: Angenommen, ein Kilogramm Fleisch aus herkömmlicher Produktion kostet 10 €. Was wären Sie bereit, für ein Kilogramm der gleichen Sorte zu bezahlen, wenn dieses von einem Tier stammt, das besser gehalten wurde, als es das Gesetz vorschreibt?
Das Ergebnis: 13 % der Befragten würden maximal 12 Euro zahlen, 44 % würden bis zu 15 Euro zahlen. 24 % antworteten »bis zu 20 Euro« und 11 % fänden sogar einen Preis von über 20 € akzeptabel. Die Erfahrung zeigt, dass das tatsächliche Einkaufsverhalten oft von solchen theoretischen Aussagen abweicht. Allerdings verdeutlichen die Ergebnisse, dass höhere Preise nicht als unangemessen wahrgenommen werden würden. Interessanterweise spiegeln sich die zuletzt steigenden Lebensmittelpreise nicht in den Antworten wider, diese haben sich seit 2018 kaum verändert.

Etwas mehr als die Hälfte der Befragten (58 %) stimmen zudem höheren Steuern auf Fleisch und Wurst für mehr Tierwohl zu.

Welche weiteren Vorteile werden gesehen?

Der Aussage, für Klimaschutz sei es wichtig, dass die Menschen weniger Fleisch essen, stimmen mit 77 % ebenfalls eine deutliche Mehrheit zu. 82 % der Befragten denken zudem, dass eine Verringerung des Fleischkonsums dazu beitragen kann, die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung sicherzustellen.

Fazit

Die Menschen in Deutschland legen großen Wert auf Tierschutz. Man sollte sich nicht davon irritieren lassen, dass sich dies nicht in gleichem Maße im Einkaufsverhalten widerspiegelt. Unser Einkaufs- und Essverhalten wird von vielen Faktoren beeinflusst, wie zum Beispiel dem konkreten Angebot im Supermarkt, Werbung mit Billigangeboten, den Meinungen anderer oder einer irreführenden »Tierwohl«-Kennzeichnung. Hier könnten Politik und Handel noch deutlich besser für Bedingungen sorgen, die es den Verbraucher:innen leichter machen, entsprechend ihrer Werte zu entscheiden.

Der Report zeigt aber auch, dass vegane und vegetarische Alternativen mittlerweile für viele Menschen in Deutschland ein fester Bestandteil ihrer Ernährung sind. Hier können Politik und Handel aufbauen, indem sie Alternativen fördern und Sortimente weiter ausbauen und verbessern.

Allen Menschen, die dennoch bei sich anfangen und Tierprodukte in ihrer Ernährung reduzieren möchten, bieten wir mit unserer Vegan Taste Week zahlreiche kostenlose Tipps und Rezepte.

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