Gajas Restaurant – Vorstellung
Immer mehr Menschen machen sich mit veganen Geschäftsideen selbständig oder stellen schon vorhandene (Gastronomie-) Konzepte auf vegan um. Wir ziehen unseren Hut vor diesen Unternehmerinnen und Unternehmern. Da es unmöglich ist, alle diese Menschen und Unternehmen zu präsentieren, stellen wir stellvertretend Claudia Bihlmaier und ihr »Gajas Restaurant« vor.
Unweit von Stuttgart, mitten im schwäbischen Wald, verwirklicht Claudia Bihlmaier ihren Traum: Sie stellt die traditionelle Küche ihres Generationenbetriebs »Schwobastüble« unter dem Namen »Gajas Restaurant« auf ein veganes Angebot um.
Nach ihrem Schulabschluss absolvierte die vierfache Mutter zunächst die traditionelle Ausbildung zur Köchin. Mit 32 Jahren machte sie sich mit ihrem damaligen Ehemann selbständig und übernahm das Restaurant ihrer Eltern in der 4. Generation – das Schwobastüble, einen schwäbischen Traditionsbetrieb mit entsprechendem Angebot an fleischhaltigen Gerichten.
Erste Impulse
Im Jahr 2000 wurde sie durch ein Gespräch mit einem Gast dazu inspiriert, neben der Arbeit im Restaurant eine Ausbildung zur Gesundheitsberaterin zu machen. Hierbei beschäftigte sie sich zum ersten Mal bewusst mit der industriellen Tierhaltung und beschloss in der Folge, selbst zukünftig auf Fleisch zu verzichten.
Die Restaurantküche wurde um vegetarisch-vollwertige Elemente erweitert, auch wenn im Schwobastüble weiterhin Sauerbraten und Schnitzel auf dem Speiseplan standen, da Claudia Bihlmaier befürchtete, dass das Gasthaus ohne fleischhaltige Gerichte nicht bestehen könnte. Hinzu kam der Druck aus ihrem Umfeld – typische Floskeln wie »Kein Fleisch mehr? Das kannst du nicht machen!« hielten sie lange Zeit davon ab, das Angebot komplett umzustellen.
Spagat zwischen Überzeugung und beruflichem Druck
Ab dem Jahr 2006 war die Köchin aus persönlichen Gründen dazu gezwungen, das Schwobastüble allein weiterzubetreiben. Da sie ihr Essen natürlich selbst auch probieren musste, aß sie für diesen Zweck wieder Fleisch, allerdings ließ sie das Thema der gesunden, nachhaltigen Ernährung nicht in Ruhe, und es fiel ihr immer schwerer, den Spagat zwischen ihrer Lebenseinstellung und der im Restaurant als nötig erachteten Verwendung tierischer Produkte zu bewältigen. Als Kompromiss stellte sie auf natürliche regionale und saisonale Zutaten um und verzichtete fortan auf Fertigprodukte, Farbstoffe und Geschmacksverstärker. Tierische Produkte bezog sie nur noch aus Betrieben mit Freiland- oder Weidehaltung.
Neben dem gesundheitlichen Grund für die Küchenumstellung trat der ethische Aspekt des Verzehrs von tierischen Produkten zunehmend in den Vordergrund. Einen weiteren Impuls hierfür lieferte Claudia Bihlmaiers Tochter, die nach einem Besuch in der Metzgerei beschloss, kein Fleisch mehr zu essen. Hinzu kamen einschneidende, nachwirkende Begegnungen mit Tieren: Mit einem Reh, das sich im Wildpark streicheln ließ sowie einer zutraulichen Kuh, die ihr bei einem Weidespaziergang die Hände ableckte. Sie las verschiedene Bücher wie Melanie Joys »Warum wir Hunde lieben, Schweine essen und Kühe anziehen« und Karen Duves »Anständig essen«, sah sich Videos wie Phillip Wollens Vortrag »Animals Should Be Off the Menu« an und informierte sich über die Zustände auf Schlachthöfen.
Vegane Versuche ernten positiven Zuspruch
Durch eine Facebook-Gruppe wurde sie schließlich im September 2012 dazu angeregt, pro Tag ein veganes Gericht in der Gaststätte anzubieten und am 27. Januar 2013 gab es den ersten Veggie-Brunch im Schwobastüble, zu dem doppelt so viele Leute wie erwartet kamen und der inzwischen regelmäßig mit großem Zuspruch angeboten wird.
Diese positive Resonanz hat Claudia Bihlmaier so viel Mut gemacht, dass sie alle Warnungen in den Wind schlug und damit begann, zunehmend pflanzliche Gerichte auf die Speisekarte zu setzen und das Angebot an tierischen Produkten stetig zu reduzieren. Viele traditionelle Gerichte hat sie veganisiert, so gibt es zum Beispiel einen veganen schwäbischen Sauerbraten und vegane Maultaschen.
Bisher läuft Gajas Restaurant parallel mit im Schwobastüble, damit den Bestandskunden die Verbindung klar ist und sie sich weiterhin mit dem Angebot identifizieren können. Die gemischte Auswahl kommt gut an, viele vegane Gäste freuen sich laut Claudia Bihlmaier, dass »alle mitessen können«. Und die fleischessenden Gäste probieren, weil es »lecker aussieht«, und sind positiv überrascht von Geschmack und Bekömmlichkeit der veganen Gerichte. Inzwischen kommen viele Kunden extra wegen des veganen Angebots.
Das Ziel: eine vegane Lebens- und Arbeitsgemeinschaft im Gajas
Für 2014 hat Claudia Bihlmaier große Pläne: Das Schwobastüble wird endgültig Gajas Restaurant weichen. Und das Gajas soll mehr werden als ein veganes Restaurant, das schwäbische Spezialitäten und kreative Gaumenfreuden in liebevoll gestaltetem Ambiente anbietet: Das Ziel ist es, eine vegane Lebens- und Arbeitsgemeinschaft zu erschaffen. Neben einem veganen Catering möchte die Gesundheitsberaterin eine Kochschule und einen Veggie-Kochclub gründen und Seminare, Workshops und Vorträge anbieten. Die Lage von Gajas Restaurant inmitten der Natur bietet einen guten Anknüpfungspunkt, um Menschen für die Thematik zu sensibilisieren und ihnen Respekt und Achtung vor der Natur zu vermitteln.
Hinter Claudia Bihlmaier liegen viel Arbeit und investiertes Herzblut. Sie möchte den Menschen zeigen, dass »es so geht«, dass durch eine vegane Ernährung viel Leid verhindert und viel Gutes getan wird. Sie ist überzeugt: »Frieden beginnt auf unserem Teller!«
Dafür wird noch Unterstützung benötigt: Gajas Restaurant ist auf der Suche nach einem Koch/einer Köchin, der/die sich für die vegane Ernährung begeistern kann, außerdem fehlt es an qualifizierten Servicekräften. Auch Küchenhelfer auf Minijob-Basis mit entsprechenden Fähigkeiten sind herzlich willkommen. Interessierte können sich bei claudia@ebni.de melden (bitte die Telefonnummer für Rückfragen mit angeben).
Die aktuelle, nach Jahreszeit wechselnde Speisekarte von Gajas Restaurant ist momentan noch unter www.schwobastueble.de zu finden, die neue Seite www.gajas-welt.de befindet sich im Aufbau. Auch bei Facebook ist Claudia Bihlmaier vertreten.
Nachtrag (23.03.2016): Im September 2015 hat Claudia Bihlmaier das Restaurant vollständig auf vegan umgestellt.