Aktuelle Beiträge

Fleisch in Deutschland: Weniger Schlachtungen, mehr Konsum

742,5 Millionen Tiere wurden 2024 in Deutschland geschlachtet – das sind über 2 Millionen jeden einzelnen Tag. Fast jedes dieser Individuen musste in der Massentierhaltung großes Leid ertragen. Unser Ziel ist klar: Wir wollen die Zahl der Tiere, die für die Ernährung leiden und sterben müssen, deutlich reduzieren.

Schlachtungen: Neuer Tiefstand

Auch wenn es immer noch viel zu viele sind – die Zahl der geschlachteten Tiere schrumpft seit Jahren stetig. Seit Beginn der Datenerhebungen 2010 wurden noch nie so wenige Tiere geschlachtet wie 2024!

Auf jeden Menschen in Deutschland (rund 83,6 Mio.) kommen damit statistisch neun getötete Tiere. Berücksichtigt man Kinder, Senior:innen und rund 10 % Vegetarier:innen und Veganer:innen, wird deutlich: Viele Menschen konsumieren weit mehr als diese Zahl.

»Masthühner« leiden am meisten

  • 84 % der geschlachteten Tiere waren sogenannte Masthühner – diese Zahl steigt seit einigen Jahren stetig. Deshalb setzen wir uns für diese Tiere besonders ein, vor allem mit der Masthuhn-Initiative. Mit klaren Forderungen und Kooperationen bewegen wir Unternehmen dazu, höhere Tierschutzstandards zu etablieren und weniger Tiere zu nutzen.

  • Andere Spezies machten im Vergleich zu »Masthühnern« einen deutlich geringeren Anteil aus: 6 % Schweine, 4 % Puten und 4 % aussortierte »Legehennen«, die als »Suppenhühner« geführt werden.

  • Die größte Veränderung zum Vorjahr gab es bei den »Legehennen«: 2024 wurden rund 2 Millionen Tiere weniger geschlachtet.

  • Auch bei den Puten ist ein positiver, also abnehmender Trend zu erkennen.

  • 9 Millionen Enten machen nur noch 1 % aller 2024 geschlachteten Tiere. Alle anderen Spezies liegen noch einmal deutlich darunter.

  • Bei Schweinen und Rindern stieg die Zahl leicht – obwohl Schweine- und Rindfleisch an Beliebtheit verlieren. Das zeigt deutlich: Es braucht weitere politische Maßnahmen, um die Tierzahlen konsequent zu senken.

  • Fische, Krebstiere und Weichtiere in Aquakulturen, die für die Lebensmittelproduktion getötet werden, werden nicht als Individuen erfasst, sondern nur ihr Gewicht. Für 2024 liegen noch keine Zahlen vor. Im Jahr 2023 waren es 34.877 Tonnen – mehr als in den drei Jahren zuvor. Auch für diese Tiere besteht großer Handlungsbedarf. Deshalb haben wir den Initiativkreis Tierschutzstandards Aquakultur ins Leben gerufen.

  • Keine Auskunft gibt das Statistische Bundesamt über die Zahl der jährlich in Deutschland geschlachteten Kaninchen, da es diese nicht erfasst. Die Zahl wurde vor Jahren auf 30 Millionen geschätzt.

Fleischproduktion: Weiter im Sinkflug

Aus den insgesamt 742,5 Millionen Schweinen, Rindern, Hühnern, Puten und anderen Tieren wurden 2024 6,7 Millionen Tonnen Fleisch »gewonnen«. Diese Zahl sinkt ebenfalls seit Jahren.

Immer mehr Hühnerfleisch

  • Das meiste Fleisch stammt von Schweinen (4 Mio. t). An zweiter Stelle folgt bereits Hühnerfleisch (1 Mio. t), danach Rindfleisch (1 Mio. t) und Putenfleisch (408.000 t).

  • Die Produktion von Rindfleisch und Fleisch aus »Masthühnern« ist 2024 gestiegen – das entspricht den jeweils gestiegenen Schlachtzahlen.

  • Obwohl 2024 auch mehr Schweine geschlachtet wurden als 2023, wurde nicht mehr Fleisch gewonnen – vermutlich waren die Tiere im Schnitt jünger und leichter.

  • Aus »Suppenhühnern« wurde 2024 deutlich weniger Fleisch hergestellt – das entspricht den gesunkenen Schlachtzahlen.

  • Die Produktionszahlen für Putenfleisch sanken ebenfalls leicht.

  • Insgesamt stagnierte die »Geflügel«-Fleischproduktion im Vergleich zum Vorjahr.

Zu beachten ist bei dieser Zahl: Das Statistische Bundesamt erfasst mit den 6,7 Millionen Tonnen produzierten Fleischs die reine »Schlachtmenge«, basierend auf Daten zu ausgeweideten Tierkörpern in den Schlachtbetrieben. Das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) gibt die »Nettofleischproduktion« für 2024 dagegen mit 7,3 Millionen Tonnen an. Hier werden zum Beispiel Knochen und Innereien hinzugerechnet.

Fleischverbrauch: Das meiste für uns Menschen

Da man in Deutschland am liebsten Muskelstücke wie Schweineschnitzel, Hühnerbrust und Rindersteak isst, werden diese zusätzlich auch aus anderen Ländern importiert (2024 insgesamt 3,14 Mio. t). Hierzulande weniger beliebte Teile geschlachteter Tiere, zum Beispiel Ohren, Füße, Zungen, Schwänze und Innereien, werden dagegen auch exportiert (2024 insgesamt 4,39 Mio. t). In einigen Regionen der Welt zählen diese Teile als Delikatessen. In anderen, vor allem in Afrika, machen sie den heimischen Markt kaputt. Dass Deutsche sich erlauben, Tiere nur für bestimmte Körperteile zu töten und den Rest billig verkaufen, ist daher auch ein Problem.

Zuzüglich der Importe und abzüglich der Exporte lag die 2024 zum Verbrauch in Deutschland verfügbare Menge Fleisch laut BZL bei 6,1 Millionen Tonnen. Das entspricht in etwa dem Wert des Vorjahres. Nicht alles davon, aber das meiste, wurde zu Lebensmitteln für Menschen verarbeitet (dazu mehr im nächsten Abschnitt). 1,7 Millionen Tonnen Fleisch landeten 2024 dagegen zum Beispiel im Hunde- und Katzenfutter oder bei der Weiterverarbeitung im Abfall.

Fleischverzehr: Erstmals wieder minimal gestiegen

Für den menschlichen Verzehr wurden 2024 in Deutschland 4,4 Millionen Tonnen Fleisch verwendet. Entgegen den sinkenden Produktionszahlen stieg damit der Pro-Kopf-Verzehr erstmals seit Jahren wieder leicht – er lag laut BZL bei 53,2 Kilogramm.

Jede Person in Deutschland hat damit im Jahr 2024 im Schnitt 1,02 Kilogramm Fleisch pro Woche gegessen – also 341 % der maximal empfohlenen Wochenration, die die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt (300 Gramm)!. Wobei man sich auch auch hier vor Augen halten muss: Manche essen gar kein Fleisch oder sehr wenig, das heißt andere essen deutlich mehr als der rechnerische Durchschnitt.

Der Anstieg liegt vor allem daran, dass die Menschen in Deutschland mehr »Geflügel«-Fleisch essen als früher. Viele glauben, dass das gesund ist (ein Trugschluss, wie Untersuchungen zur Keimbelastung immer wieder zeigen). Und sie denken nicht daran, wie sehr gerade »Masthühner« leiden.

Selbstversorgungsgrad: Mehr als genug

Der Selbstversorgungsgrad mit Fleisch – das ist der Quotient aus Bruttoeigenerzeugung und Verbrauch – lag 2024 in Deutschland laut BZL bei 120 %. Das heißt, es wird mehr Fleisch hergestellt und es werden somit mehr Tiere geschlachtet, als nötig wäre, um den zu hohen Fleischkonsum der Deutschen zu decken.

Ernährung wandelt sich, Landwirtschaft auch?

Der Rückgang der Schlachtungen macht Hoffnung – doch der wieder steigende Fleischverzehr und der überhöhte Selbstversorgungsgrad zeigen, dass strukturelle Veränderungen dringend notwendig bleiben.

Zwar hinterfragen immer mehr Menschen ihren Fleischkonsum und Tierschutz, Klimaschutz und persönliche Gesundheit motivieren viele zu einer Reduktion. Die besten Alternativen, nämlich pflanzliche, sind jedoch noch zu wenig im Alltag angekommen. Politik und Wirtschaft müssen hier besser mitziehen, denn der Wandel ist unausweichlich, wollen wir eine lebenswerte Zukunft für alle.

Wir setzen uns weiter dafür ein, das Leid der Tiere in der Lebensmittelproduktion zu lindern, insbesondere mit der Masthuhn-Initiative, aber auch durch Tierschutzklagen und unsere politische Arbeit. Außerdem zeigen wir mit gezielter Beratung den Unternehmen der Lebensmittelbranche Wege auf, Tierprodukte zu reduzieren. Gemeinsam mit unseren Unterstützer:innen schaffen wir so Schritt für Schritt die Voraussetzungen für eine Ernährung, für die kein Tier mehr leiden muss.

Möchten Sie erfahren, wie Sie den Wandel auf dem eigenen Teller vorantreiben? Unsere Vegan Taste Week bietet Tipps und Rezepte für eine pflanzlichere Ernährung.

Quellen

Hinweis: Einige der verwendeten Zahlen sind vorläufig und können im Laufe des Jahres durch die jeweiligen Institutionen angepasst werden.

Statistisches Bundesamt (Destatis), Genesis-Online: 41331-0001: Geschlachtete Tiere, Schlachtmenge: Deutschland, Jahre, Tierarten, Schlachtungsart (abgerufen am 28.3.2025).

Statistisches Bundesamt (Destatis), Genesis-Online: 41322-0002: Geflügelschlachtereien, Geschlachtete Tiere, Schlachtmenge: Deutschland, Monate, Geflügelart (abgerufen am 28.3.2025).

Statistisches Bundesamt (Destatis), Genesis-Online: 41362-0001: Betriebe mit Erzeugung in Aquakultur, Erzeugte Menge: Deutschland, Jahre, Aquakulturerzeugnisse (abgerufen am 28.3.2025).

Statistisches Bundesamt (Destatis): Bevölkerung im Jahr 2024 um 100 000 Menschen gewachsen (Pressemitteilung Nr. 030 vom 23. Januar 2025)

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL): Fleisch. (abgerufen am 28.3.2025).

Sie möchten nichts Wichtiges verpassen?
Sie erfahren, wie Sie sich für die Tiere einsetzen können, und erhalten Informationen über wichtige Tierschutzthemen.