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Bodenatlas 2015 – Rezension

Bodenatlas

Der Boden ist eine der wichtigsten und wertvollsten Ressourcen der Nahrungsmittelproduktion. Von seiner beständigen Qualität und seiner ausreichenden Verfügbarkeit als bewirtschaftbare Fläche hängt in entscheidendem Maß die Zukunft der globalen Ernährungssicherung ab. Bereits jetzt schon existieren jedoch zahlreiche Probleme, die aus einer intensiven Bodenbewirtschaftung insbesondere der westlichen Industriestaaten resultieren und die einer nachhaltigen Nutzung der Ressource Boden entgegenwirken. Der Anfang 2015 erschienene Bodenatlas – der vor dem Hintergrund des internationalen Jahres des Bodens veröffentlicht wurde – geht diesen Problemen auf den Grund.

Breites Themenspektrum im Bodenatlas

Der Bodenatlas behandelt sein Hauptthema über ein breites Spektrum an Einzelthemen: Grundlagen zur Kulturgeschichte und zum Ökosystem des Bodens sowie Informationen zur klimatisch wichtigen Funktion von Böden als Kohlenstoffspeicher sind im Bodenatlas ebenso zu finden wie eine Zusammenfassung der Probleme, die durch den Intensivfeldbau und die intensive Nutzung von Düngemitteln entstehen. Weitere Themen sind die Verluste von Land durch Städte- und Tagebau, Schwierigkeiten, die bei Versuchen der Umverteilung von Böden auftreten, sowie Belastungen der Natur durch den Anbau von Biokraftstoffen. Sehr informativ geht der Bodenatlas auch auf das Thema Landnahme (sog. »Land Grabbing«) ein, die gerade von europäischer Seite aus sehr stark betrieben wird und zum Teil verheerende Konsequenzen in anderen Teilen der Welt hat. Die vielen Einzelthemen wurden mit zahlreichen Daten, Fakten und Grafiken in einer auch für Laien verständlichen Weise aufgearbeitet.

Fleischkonsum und Futtermittelanbau

Als besonders wichtige Kapitel des Bodenatlasses können diejenigen hervorgehoben werden, in denen die Probleme eines zu hohen weltweiten Fleischkonsums verdeutlicht werden. So wird u. a. aufgezeigt, dass für die Produktion von Futtermitteln rund ein Drittel der weltweiten Anbauflächen verwendet wird. Die Futtermittelproduktion gilt insgesamt als eine der Hauptursachen für die Abholzung des Regenwalds in Südamerika. Der intensive Anbau von Monokulturen mit seinem hohen Einsatz von Pestiziden und chemischen Düngemitteln wird als weiteres Problemfeld der Futtermittelproduktion benannt – ein Abbau des Humusgehalts der Böden und eine damit einhergehende Schrumpfung des Lebensraums für wichtige Bodenorganismen sind hier die Folgen. Insbesondere die hohe Stickstoffbelastung durch chemische Düngemittel sowie auch die zu hohen Mengen an tierlichem Dünger schädigen nicht nur Böden; der Stickstoff wird außerdem in Flüsse gespült, sickert ins Grundwasser ab und verunreinigt so Trinkwasserquellen.

Laut Bodenatlas ist der weltweite Zustand der Böden alarmierend. Allein schon 45 % der europäischen Böden weisen erhebliche Qualitätsmängel auf. Gesteigert werden könne die derzeitige Bodenqualität auch durch eine Abkehr von der intensiven Art der Bodenbewirtschaftung, wie sie in der Futtermittelproduktion üblich ist.

Fleischkonsum und Land

»Europa ist der Kontinent, der am stärksten von Land außerhalb seiner Grenzen abhängig ist.« So erklärt der Bodenatlas, dass jeder Europäer mit durchschnittlich 1,3 Hektar Land jährlich sechsmal so viel Land verbraucht wie ein Einwohner Bangladeschs. Fast 60 % dieses Lands liegen außerhalb der EU. Insgesamt beträgt der europäische Land-Fußabdruck 640 Millionen Hektar pro Jahr – das entspricht eineinhalb Mal der Gesamtfläche der EU.

Zusätzliches Land wird dem Bodenatlas zufolge gerade in solchen Staaten in Anspruch genommen, deren Bevölkerung selbst nicht ausreichend mit Grundnahrungsmitteln versorgt werden kann. So müsse man sich eingestehen, dass ein kleiner Teil der Weltbevölkerung, der zumeist aus den westlichen Industrieländern stammt, mehr Land verbraucht als ihm zusteht. Dieser gewaltige Bedarf einiger Länder an Land wirkt sich negativ auf die Umwelt, das Sozialwesen und die Wirtschaft der betroffenen Regionen aus. »In Entwicklungsländern trägt er massiv zu einer Zerstörung des Ökosystems, zu Grundstückskäufen im großen Stil (dem ‚Land Grabbing‘) und zur Umsiedlung von Indigenen bei«, schreiben die Autoren. Dabei hat der International Resources Panel der UN errechnet, dass jeder Europäer bei fairer Teilung insgesamt nur 0,2 Hektar Land pro Jahr nutzen dürfte – weniger als ein Drittel eines Fußballfelds und weniger als ein Sechstel dessen, was er derzeit verbraucht.

Informative Publikation zu wichtigem Thema

Der Bodenatlas 2015 fasst eine Vielzahl an wichtigen Themen, die mit der globalen Bodennutzung in Verbindung stehen, übersichtlich und eingängig zusammen. Damit weist er auf einen Themenkomplex hin, der in den Medien zumeist weniger stark thematisiert wird als andere ökologische Problemstellungen. Diese Publikation zeigt, wie wichtig der Schutz der Böden ist und welche Verantwortung besonders Konsumenten aus den westlichen Industriegesellschaften tragen.

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