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»Wir haben es satt!« - Buchbesprechung und -verlosung

Buchcover "Wir haben es satt"
© Residenz Verlag

In ihrem 2011 publizierten Buch »Wir haben es satt!« begeben sich die langjährige ZEIT-Redakteurin Iris Radisch und der ehemalige FAZ-Redakteur Eberhard Rathgeb auf eine zeitlich breit angesetzte Reise in die Literatur- und Geistesgeschichte, um anhand von Textauszügen Antworten auf die Frage zu präsentieren, die im Untertitel des Buches als Aussagesatz formuliert ist: »Warum Tiere keine Lebensmittel sind«. Als Ergebnis kommt dabei ein 259-seitiges Kompendium heraus, das weit mehr leistet, als eine bloße Zusammenstellung von insgesamt 32 Textauszügen zu sein, deren meisten Autoren »an die Achtung vor der Schönheit und Fremdartigkeit der Tiere, vor dem Eigenwert alles Lebendigen« appellieren.

Ein Vorwort, das es in sich hat

Das Buch beginnt, im Anschluss an ein Zitat Franz Kafkas (»Wunderbare Tiere, nicht wahr? Und wie sie uns hassen!«), mit einem kurzen, aber prägnanten Vorwort, das es in sich hat. So diagnostizieren die beiden Herausgeber und bekennenden Vegetarier nicht nur den Fleischverzehr als eine Kulturtechnik, die »tief im Unbewussten verankert« ist und die letztlich zu einer Haltung gegenüber Tieren führt, die »schizophren, hochmütig, ignorant« ist. Darüber hinaus attestieren sie auch das gegenwärtige Ankommen des Vegetarismus in der Mitte der Gesellschaft, benennen die amtlichen christlichen Geistestraditionen als höchst einflussreiche Urheber und Wahrer der hierarchischen und vor allem mörderischen Scheidung zwischen Mensch und Tier und stellen schließlich den inkonsequent denkenden, »moderne[n], sanfte[n] und biologisch korrekte[n] Carnivorismus« in Frage. Vor allem letzteres darf als eine konsequente Reaktion zweier Denker gesehen werden, die von einer grundsätzlichen Frage umtrieben werden: »Wer darf wen warum töten und essen?«.

Von Ovid bis Karen Duve

Dem trotz – oder gerade aufgrund – seiner Kürze äußerst lesenswerten Vorwort folgen sogleich in unchronologischer Reihenfolge die Textauszüge aus den Werken einer ganzen Reihe von bekannten und auch weniger bekannten Schriftsteller und Philosophen: So berichtet etwa der antike Dichter Ovid vom vorsokratischen Philosophen Pythagoras, der als einer der ersten europäischen Denker vehement gegen den Fleischverzehr redete; der französische Aufklärungsphilosoph und Pädagoge Jean-Jaques Rousseau mahnt, dass Kinder nicht zu Fleischessern erzogen werden sollten; der indische Pazifist Gandhi, ein berühmter Vertreter des ethisch begründeten Vegetarismus, erzählt aus einer Zeit in seinem Leben, in der er trotz seiner den Fleischverzehr ablehnenden Herkunft dennoch heimlich Fleisch aß – bis er sich bewusst dagegen entschied; der moderne, bereits verstorbene amerikanische Schriftsteller David Foster Wallace denkt in einem Essay, den er im Jahr 2004 für die Zeitschrift »Gourmet« über ein Hummer-Festival schrieb, laut vor einem »Feinschmecker«-Publikum über den Wert eines Tierlebens nach. Daneben finden sich viele weitere Texte von u.a. Arthur Schopenhauer, Henry David Thoreau, Elias Canetti, Peter Sloterdijk, Peter Singer, Karen Duve und Jonathan Safran Foer (ZEIT-Interview), um hier nur einige der bekanntesten Namen zu nennen.

Reichten allein schon die von den Herausgebern ausgewählten Textauszüge aus, um darüber einiges über die Mensch-Tier-Reflektionen vieler unterschiedlicher, aber sämtlich in ihrem Zeitkontext querdenkender Menschen zu erfahren, so ist unbedingt noch auf die überwiegend hervorragenden Kurztexte zu verweisen, mit denen Iris Radisch und Eberhard Rathgeb jeden einzelnen Textauszug hochgradig informativ für den Leser einleiten. Gerade diese kurzen Einleitungstexte sind es, die das Buch zu mehr als einer bloßen Sammlung von Texten machen: Hier werden weitere Informationen über die Autoren vermittelt, ihre Gedanken geistesgeschichtlich eingeordnet und hinterfragt und Bezüge zwischen den einzelnen Textauszügen innerhalb des Buches hergestellt.

Kritik

Würde man eine Kritik zu dem hier vorgestellten Buch äußern wollen, dann ginge diese vielleicht als erstes damit einher, darauf hinzuweisen, dass eine konsequent durchdachte Frage nach der Tötung und dem Verzehr von Tieren ab einem gewissen Punkt unausweichlich die Frage der Tierausbeutung mit einschließt und daher letztere grundsätzlich verstärkt mit angedacht und verfolgt werden sollte: So müssten der Feststellung, dass Tiere keine Lebensmittel sind, konsequenterweise die Fragen folgen, ob tierische Erzeugnisse wie Milch und Eier als für den Menschen bestimmte Lebensmittel anzusehen sind und inwieweit der (massenhafte) Konsum dieser Erzeugnisse die (ebenfalls massenhafte) Tötung von Tieren bedingt. Auch die Frage, ob die anderen Formen der Tiernutzung, wie beispielsweise in der Bekleidungs- und Unterhaltungsindustrie, vertretbar sind, bleibt außen vor. Doch in Anerkennung der gelungenen Kompaktheit des Buches, die nicht zuletzt der Beschränkung auf die Fleischfrage geschuldet sein mag, soll diese mögliche Kritik hier eher als eine Anregung für wünschenswerterweise zukünftige Buchprojekte gleicher Art stehen.

Verlosung und portofreies Bestellen

Erfreulicherweise stellt uns der Residenz Verlag fünf Exemplare dieses empfehlenswerten Buches zur Verlosung zur Verfügung. Um daran teilzunehmen, müssen Sie uns einfach nur bis zum 31.03.2012 eine E-Mail mit Ihrer vollständigen Anschrift an satt@albert-schweitzer-stiftung.de schicken.*

Wenn Sie nicht warten möchten, können Sie das Buch auch gleich online bestellen: Iris Radisch/Eberhard Rathgeb: Wir haben es satt! Warum Tiere keine Lebensmittel sind, 259 S., Residenz Verlag.

*Mitarbeiter:innen der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt sind von der Verlosung ausgeschlossen. Nach Abschluss der Verlosung werden sämtliche Daten gelöscht. Eine Weitergabe oder sonstige Nutzung findet nicht statt.

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