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Deutsche Fleisch- und Milchindustrie schadet dem Klima

Eine kürzlich erschienene Studie von Germanwatch hat erstmals die Treibhausgasemissionen der jeweils zehn umsatzstärksten deutschen Fleisch- und Milchkonzerne berechnet. Das Ergebnis: 2022 verursachten diese Unternehmen 87 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente. Dennoch gibt sich die Branche bislang keine klaren Reduktionsziele. Die Studie betont daher, wie wichtig es ist, dass die Politik hier aktiv wird und die Tierzahlen reduziert werden.

Nachhaltige Landwirtschaft sieht anders aus

Die Folgen der Klimaerhitzung werden zunehmend spürbar. Extremwetterereignisse wie Starkregen, Hitzewellen und Stürme nehmen zu. In der Folge kommt es zu immer mehr Ernteausfällen. Das bedroht die Existenz der Landwirt:innen, treibt die Nahrungsmittelpreise in die Höhe und verschärft die globale Ernährungskrise. Paradoxerweise ist jedoch gerade die Landwirtschaft – vor allem durch die Massentierhaltung und den dazugehörigen globalisierten Futtermittelanbau – einer der Haupttreiber der Klimaerhitzung.

Germanwatch rechnet in seiner im Januar veröffentlichten Studie »›Super-Emittenten‹ der Fleisch- und Milchwirtschaft in Deutschland« vor, dass allein die Emissionen der jeweils zehn umsatzstärksten deutschen Schlacht- und Milchkonzerne im Jahr 2022 einem Wert von rund 61 % der im selben Jahr in Deutschland ausgestoßenen Treibhausgasemissionen durch PKWs entsprachen. Einberechnet wurden alle Emissionen entlang der Wertschöpfungskette bis zum fertigen Tierprodukt. Werden dabei auch die sogenannten Opportunitätskosten berücksichtigt – also die Treibhausgase, die vor allem wegen des Futtermittelanbaus nicht durch natürliche Vegetation gespeichert werden konnten – steigt dieser Wert sogar auf das 1,5-Fache der PKW-Emissionen.

Um irreversible Folgen durch die Klimakrise zu verhindern und die Ernährungssicherheit auch für die Zukunft zu gewährleisten, sind tiefgreifende Veränderungen in der Landwirtschaft erforderlich.

Großes Einsparpotenzial durch pflanzliche Alternativen

Eine Studie der Food System Economics Commission (FSEC) von Anfang 2024 beziffert die bislang unberücksichtigten Umwelt- und Gesundheitskosten der globalen Ernährungssysteme auf 15 Billionen Dollar pro Jahr. Diese werden bezeichnenderweise derzeit nicht von den Verursachern getragen, sondern als externalisierte Kosten auf die Gesellschaft abgewälzt. Besonders kritisch ist dabei, dass zugleich gerade die großen Unternehmen der Fleisch- und Milchwirtschaft in Europa erheblich von EU-Agrarsubventionen profitieren.

Großes Einsparpotenzial durch pflanzliche Alternativen

Die Studie von Germanwatch kommt zu dem Ergebnis, dass, wenn die untersuchten Konzerne emissionsärmere pflanzliche Alternativen herstellen würden, die Treibhausgasemissionen erheblich reduziert werden könnten: bei den Top-10-Schlachtkonzernen um rund 71 % und bei den Milchkonzernen um rund 67 %. Rechnet man wiederum die Opportunitätskosten hinzu, steigt das Einsparpotenzial auf 77 % bzw. 74 %.

Von einer Förderung pflanzlicher Alternativen würde nicht nur das Klima erheblich profitieren, auch die weltweite Ernährungssicherheit würde verbessert und die Gesundheitssysteme könnten entlastet werden.

Deutlicher Nachbesserungsbedarf in puncto klare Ziele und Transparenz

Angesichts des Ernstes der Lage bedarf es einer grundlegenden Kurskorrektur in der Fleisch- und Milchindustrie. Dabei sind insbesondere die Branchenriesen mit ihrer großen Marktmacht in der Pflicht. Sie müssen sich klare Zielvorgaben setzen und gemeinsam mit den landwirtschaftlichen Erzeuger:innen die entsprechenden zukunftsweisenden Geschäftsmodelle entwickeln.

Aktuell besteht hier jedoch noch erheblicher Nachholbedarf, auch hinsichtlich der Transparenz. So blieb eine von den Autor:innen der Studie an die untersuchten Konzerne gesendete Umfrage zu ihren Emissionen und Klimaschutzmaßnahmen in fast allen Fällen unbeantwortet. In Bezug auf die jeweiligen Marktführer Tönnies und DMK Deutsches Milchkontor kritisiert Konstantinos Tsilimekis, Hauptautor der Studie, dass deren klimabezogene Angaben »ungenügend, unvollständig, intransparent und nicht kohärent« seien.

Auch die Politik steht in der Verantwortung

Trotz der enormen negativen Auswirkungen auf das Klima bestehen – im Gegensatz zu vielen anderen Wirtschaftsbereichen – für den Landwirtschaftssektor bislang auch keine verbindlichen gesetzlichen Vorgaben, um den Ausstoß von Treibhausgasen zu senken.

Hier ist die Politik gefordert. Sie könnte beispielsweise eine CO2-Gebühr oder -Steuer auf bestimmte landwirtschaftliche Produkte einführen. Die Zukunftskommission Landwirtschaft sieht die aus der Anhebung des Mehrwertsteuersatzes für Tierprodukte von 7 % auf 19 % resultierenden Mittel als das geeignetste Instrument, um den dringend erforderlichen Umbau der Tierhaltung zu finanzieren.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Probleme sind bekannt, ebenso jedoch auch wirksame Lösungsansätze – diese müssen jetzt konsequent umgesetzt werden. Eine Landwirtschaft, die zukunftsfähig sein soll, darf nicht selbst zur Bedrohung der Ernährungssicherheit werden.

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