
Derzeit drängen immer mehr Tierschutzsiegel auf den Markt. Die einen Siegel verleiht sich die Fleischindustrie selbst, die anderen werden zusammen mit Tierschutzorganisationen herausgegeben.
Auf dem Papier sehen einige der Siegel gar nicht so schlecht aus, denn viele der Hauptkritikpunkte an der Intensivtierhaltung werden adressiert: Besatzdichten werden reduziert, die schnellsten Turbo-Zuchtlinien verboten, Amputationen werden (mit Übergangsfristen) untersagt und den Tieren wird (ein bisschen) Beschäftigungsmaterial angeboten.
Die idealen Folgen der Einführung solcher Tierschutzsiegel könnten so aussehen: Die Tiere leiden deutlich weniger, Fleisch wird teurer und dadurch seltener konsumiert, die Siegel etablieren sich und Tierschutzorganisationen können analog zum Thema Käfigeier nach einiger Zeit darauf hinarbeiten, dass Supermarktketten & Co. auf das billigste und tierquälerischste Fleisch verzichten. Zudem können die Siegel bei einigen Verbrauchern Denkprozesse in Gang setzen, im besten Fall zu Grundsatzfragen führen.
Allerdings können Tierschutzsiegel auch anderes bewirken: Die Menschen lassen sich durch die Siegel beruhigen und stellen gerade deswegen keine Grundsatzfragen mehr. Und im schlechtesten Fall handelt es sich nur um kosmetische Verbesserungen und das Leiden in den Ställen geht fast ungebremst weiter.
In der Praxis wird es sich um eine Mischform dieser beider Szenarien handeln. Wie stark welches Szenario in den nächsten Jahren Wirklichkeit wird, kann man heute nur vermuten. Erste Undercoverbilder aus den mit Tierschutzsiegeln ausgestatteten Ställen lassen allerdings wenig Gutes erwarten.
Fakt zum Thema Tierschutzsiegel
Welche Konsequenzen zieht die Albert Schweitzer Stiftung?
Solche Bilder bestärken uns darin, unseren Prozess der Schwerpunktverlagerung (weniger klassischer Tierschutz, mehr vegetarische und vor allem veganen Projekte) fortzuführen. Wir haben zwar bei offiziellen Führungen auch ganz andere Ställe sehen können, aber es verstärkt sich der Eindruck, dass es sich hierbei um absolute Ausnahmen handelt.
Nach wie vor sehen wir uns als Vermittler: Auf der einen Seite steht die klare (und richtige) Forderung, Leben zu erhalten und keine Gewalt anzuwenden, wenn diese unnötig ist (das Schlachten gehört dazu). Auf der anderen Seite stehen Menschen, die die Richtigkeit dieser Forderung zwar grundsätzlich erkennen, denen es aber noch sehr schwer fällt, ihren Alltag danach auszurichten. Unsere Aufgabe besteht darin, diesen Menschen nicht nur das Ziel, sondern auch einen für sie gangbaren Weg aufzuzeigen. Wenn wir die Menschen dabei nicht verlieren wollen, müssen wir akzeptieren, dass dieser Weg häufig nicht so schnell und gradlinig gegangen werden kann (oder will), wie wir uns das wünschen.
Gemeinsam ans Ziel
Wenn Sie weniger Tierprodukte konsumieren möchten, aber noch nicht wissen, wie Sie dies umsetzen können, dann besuchen Sie unsere Webseite »www.vegan-taste-week.de« und melden sich zur kostenfreien veganen Probewoche an. Wenn Sie schon (fast) am Ziel sind, helfen Sie bitte auch aktiv und mit einer Förderschaft, um noch deutlich mehr Menschen zu erreichen und für ein ethisch konsequenteres Leben zu begeistern.