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Edekas Stellungnahme auf dem Prüfstand

Mit aufwändigen Werbemaßnahmen stellt Edeka sich als besonders tierfreundlich und qualitätsbewusst dar. Doch die Fakten sprechen eine andere Sprache. Unsere aktuelle Untersuchung zeigt: 94,5 % der ausgewerteten Hühnerbrustfilet-Packungen der Edeka-Eigenmarke »Gut & Günstig« sind von Muskelverfettung betroffen. Das ist ein eindeutiger Hinweis auf Qualzucht – die massives Tierleid verursacht – und hat auch Folgen für die Verbraucher:innen.

Während Aldi, Rewe, Lidl und andere Supermarktketten sich bereits zu den Kriterien der Masthuhn-Initiative bekannt haben, hinkt ausgerechnet Deutschlands größter Lebensmitteleinzelhändler hinterher.

Nach Veröffentlichung unserer Untersuchung haben Tausende Menschen Edeka kontaktiert und mit den Vorwürfen konfrontiert. Edekas Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: Doch statt Verantwortung zu übernehmen, liefert das Unternehmen nur Ausflüchte. Hier finden Sie unsere Entgegnung auf Edekas Rechtfertigungsversuche.

Zu Edekas Behauptung, Muskelverfettung sei kein Anzeichen von Qualzucht und unsere Untersuchung halte einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht stand

»Es handelt sich [sic] Fleisch von Tieren der Haltungsform 2. Bei allen Lebensmittelhändlern sind Produkte aus der Haltungsform 2 weit verbreitet.«

Tatsächlich ist die Haltungsform 2 das Problem, denn in diesem Haltungssystem werden Hühner aus Qualzucht eingesetzt. Und genau dieses Problem geht Edeka im Vergleich zu den anderen großen Supermärkten nicht an. Aldi, Lidl und Rewe haben sich zu den Kriterien der Masthuhn-Initiative verpflichtet und verfolgen verbindliche Ziele für den Ausstieg aus den Haltungsformen 1 und 2 für alle Tierarten – Edeka nicht.

»Die Kriterien der Haltungsform 2 liegen klar über den gesetzlichen Tierwohlvorgaben und das Fleisch ist qualitativ nicht zu beanstanden.«

Muskelverfettung ist nicht nur ein eindeutiges Indiz für systematische Tierqual. Von dieser Krankheit betroffenes Fleisch enthält darüber hinaus bis zu 224 % mehr Fett und bis zu 9 % weniger Protein.

Haltungsform 2 beziehungsweise die »Initiative Tierwohl« bedeuten in der Realität gerade einmal 10 % mehr Platz und einen Beschäftigungsgegenstand pro 150 m². Der Ausschluss von Qualzucht wird dort überhaupt nicht thematisiert.

»Wir haben eine wissenschaftlich basierte Bewertung des Reports der Albert Schweitzer Stiftung veranlasst. Ergebnis: Das so genannte „White Striping“ lässt keinen direkten Rückschluss auf den Gesundheitszustand oder die Haltungsbedingungen der Tiere zu.«

Dass Muskelverfettung auf schnell wachsende Zuchtlinien zurückzuführen ist, ist wissenschaftlich belegt. Selbst Edeka räumt ein, dass Faktoren wie die genetische Linie und mangelnde Bewegung eine Rolle bei der Problematik spielen. Daher fordern wir von Edeka, auf den Einsatz dieser Zuchtlinien zu verzichten. Denn sie bedeuten für die Tiere unglaubliches Leid. Auf Turbo-Wachstum gezüchtete Hühner werden so schnell gemästet, dass ihre Knochen und Organe nicht mithalten können – mit schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen. Zudem ist es gerade der Platzmangel in Haltungsform 2, der verhindert, dass die Tiere sich ausreichend bewegen können.

Für unsere Untersuchung haben wir über 500 Proben Hühnerbrustfilets der Edeka-Eigenmarke »Gut & Günstig« aus 67 Edeka-Filialen in 23 Städten auf Basis einer international anerkannten wissenschaftlichen Methodik analysiert. Das Vorgehen legen wir in unserem Bericht vollkommen transparent offen.

Zu Edekas Behauptung, Vorreiter zu sein und seit Jahren die Haltungsformen 3, 4 und 5 weiter auszubauen

»Wir bauen den Anteil an Fleisch- und Wurstwaren sowie Molkereiprodukten aus höheren Haltungsformen 3, 4, und 5 (Bio) in unseren Märkten seit Jahren massiv aus.«

Diesen wohlklingenden Worten zum Trotz stammen noch immer über 80 % des Hühnerfleischs bei Edeka aus Haltungsform 2.

»Und genau wie einige Wettbewerber streben auch wir an, ab dem Jahr 2030 nur noch Fleisch der höheren Haltungsformen 3, 4 und 5 anzubieten.«

Diese Aussage ist extrem irreführend. Denn während die anderen Unternehmen Ausstiegspläne aus den Haltungsformen 1 und 2 erarbeiten, beschränkt sich Edeka unverbindlich auf das Anstreben und setzt sich keine konkreten Ziele. Edeka wälzt die Verantwortung auf Politik und Lieferanten ab und macht einen möglichen Ausstieg von der Warenverfügbarkeit abhängig. Dabei hängt genau diese Warenverfügbarkeit von der Nachfrage der Branchenriesen ab. Edeka ist der größte Lebensmitteleinzelhändler und tut am wenigsten für die Tiere.

Zu Edekas Behauptung, die Masthuhn-Initiative sei kein Mehrwert für die Tiere und Haltungsform 3 sei besser

»Die Albert-Schweitzer-Stiftung fordert uns auf, der Europäischen Masthuhn-Initiative (ECC) beizutreten. Darin sehen wir aber keinen Mehrwert für das Tierwohl – denn es gibt in Deutschland bereits eine bessere Alternative! Die Kriterien der in Deutschland etablierten Haltungsformen 3 und 4 sind strenger und liegen über denen der ECC.«

Das ist eine ungeschickte Ausrede von Edeka. Schließlich haben wir die Kriterien der Europäischen Masthuhn-Initiative (ECC) für Deutschland extra angepasst, weil u. a. Edeka sich geweigert hat, diese zu erfüllen. Alternativ zur ECC können Unternehmen nun das Haltungsform-System nutzen und für Hühnerfleisch ihren Mindeststandard auf Stufe 3 legen, sofern sie einige Zusatzkriterien erfüllen. Über 100 Unternehmen (darunter alle großen Supermarktketten) in Deutschland haben sich inzwischen zu diesen Kriterien verpflichtet – Edeka nicht.

Edeka schließt seine Beteuerungen mit den Worten ab:

»Bitte seien Sie versichert, dass die Förderung des Tierwohls für uns weiterhin ein wichtiges Anliegen bleiben wird, an dem wir intensiv mit unseren Partnern arbeiten. Sie können darauf vertrauen, dass wir das Angebot in unseren Märkten verantwortungsvoll weiterentwickeln werden.«

Dass die Versicherungen des Unternehmens nicht viel wert sind, hat sich leider mit dieser Antwort erneut gezeigt. Das Vertrauen der Kund:innen muss Edeka sich erst wieder verdienen – indem es den Versprechen endlich Taten folgen lässt, der Masthuhn-Initiative beitritt und einen konkreten Plan für den Ausstieg aus den Haltungsformen 1 und 2 für alle Tierarten vorlegt.

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