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Was tun bei Tiernotfällen? – Teil 2: »Wildtiere«

Vielleicht ist es Ihnen auch schon mal passiert: Man findet einen ausgesetzten Hund, ein verletztes »Wildtier« oder beobachtet unfreiwillig einen Fall von Tierquälerei. Viele Menschen wissen in solchen Situationen nicht, wie sie sich verhalten sollen und wie dem betroffenen Tier schnellstmöglich geholfen werden kann. Damit es Ihnen in einem solchen Fall nicht ähnlich ergeht, haben wir für Sie eine zweiteilige Artikelreihe erstellt, die sich mit dem richtigen Umgang mit gefundenen, vermissten, verletzten oder misshandelten Tieren beschäftigt.

Für den Notfall gewappnet

Um bei einem Tiernotfall schnell reagieren zu können, kommt es auch auf die richtige Vorbereitung an. Daher empfehlen wir, immer die Telefonnummern und die Wegbeschreibungen zu folgenden Einrichtungen in Ihrer Nähe bei sich zu tragen:

  • Auffangstation für Wildtiere
  • Naturschutzverein (NABU, BUND) oder Tierschutzverein
  • Tiernotdienststelle/Tierklinik

Wenn Sie mit dem Auto unterwegs sind, ist es außerdem ratsam, die folgenden Gegenstände immer dabei zu haben:

  • Transportboxen mit Luftlöchern (klein und mittelgroß)
  • Decke, Handtuch oder altes T-Shirt
  • Trinknapf und Wasser

Rechtliche Situation

Jedes verletzte oder in Not geratene »Wildtier« muss einer Pflegestelle oder der zuständigen Naturschutzbehörde gemeldet werden. Wird ein »Wildtier« vom Finder bzw. der Finderin aufgenommen, ist diese/r laut Bundenaturschutzgesetz dazu verpflichtet, das Tier nach seiner Behandlung wieder in die Freiheit zu entlassen. Grundsätzlich sind Veterinärmediziner:innen nicht dazu verpflichtet, »Wildtiere« zu behandeln. Da es viele von ihnen aber trotzdem tun, kann ein Anruf in der nächsten Tierarztpraxis schnell weiterhelfen. Dennoch ist es ratsam, sich im Vorfeld darüber zu informieren, ob es in der näheren Umgebung eine Wildtierstation gibt oder örtliche Naturschutzvereine eine Wildtierhilfe anbieten. Eine deutschlandweite Übersicht über Pflege- und Auffangstationen bietet der NABU auf dieser Seite.

Richtig helfen

Grundsätzlich gilt bei »Wildtieren«: Nicht alle reglos aufgefundenen Tiere brauchen auch wirklich Hilfe. Besonders Jungtiere (z. B. Jungvögel und -igel, Rehkitze  oder junge Feldhasen) sind häufig lange Zeit ohne Begleitung der Elterntiere, wenn diese auf Nahrungssuche sind. Fragen Sie im Zweifelsfall telefonisch bei einer Wildtierstation nach, ob in dem konkreten Fall Ihr Eingreifen wirklich notwendig ist.

Benötigt ein Tier tatsächlich Hilfe, kommt es auch auf die Größe des Tieres an, in welcher Form Sie eingreifen sollten. Um sich selbst nicht in Gefahr zu bringen, sollten Sie bei großen, verletzten Tieren umgehend die Polizei informieren. Kleinere Wildtiere hingegen können in geeigneten Transportbehältnissen in die nächste Wildtierstation oder zum Tierarzt gebracht werden. Um das Tier nicht zu verängstigen, sollten Sie sich ihm vorsichtig und mit langsamen Bewegungen nähern. Benutzen Sie möglichst Handschuhe, Jacken oder Decken zum Einfangen, denn das Tier wird in der Regel versuchen, sich zu wehren. Für den Transport ist je nach Größe des Tieres ein möglichst kleiner Karton mit einer ausreichenden Anzahl an Luftlöchern empfehlenswert, damit das Tier beim Transport durch Umherfallen nicht weitere Verletzungen erleidet. Ein Handtuch oder ein T-Shirt hilft Vögeln, sich darin festzukrallen und bietet Säugetieren eine stressreduzierende Versteckmöglichkeit.

Jungvögel & Eichhörnchen

Besonders häufig werden junge Wildvögel und Eichhörnchen aufgefunden. Nur selten handelt es sich jedoch bei Jungvögeln, die am Wegesrand oder unter Bäumen gefunden werden, um verlassene Tiere, die Ihre Hilfe benötigen. Meist handelt es sich um sogenannte Ästlinge. Das sind Jungvögel, die außerhalb ihres Nests ihre Flugfähigkeit und Nahrungsaufnahme trainieren, aber noch von den Eltern versorgt werden. Sehen Sie also einen vollständig befiederten Jungvogel, der offensichtlich nicht verletzt ist, beobachten Sie zunächst vorsichtig aus der Ferne, ob sich die Altvögel zeigen. Stehen Sie zu nah an dem Jungtier, sind Sie eine Gefahrenquelle und die Eltern werden sich nicht zeigen. Wenn der Vogel mitten auf der Straße oder dem Bürgersteig sitzt, sollten Sie ihn vorsichtig auf den nächsten Grünstreifen bzw. ins nächste Gebüsch setzen. In der Regel werden die Altvögel das Jungtier innerhalb von ein bis zwei Stunden versorgen. Anders als oftmals angenommen versorgen die Eltern ihren Nachwuchs weiter, auch wenn er von Ihnen angefasst wurde.

Rettung ist jedoch nötig, wenn es sich um einen frisch geschlüpften bzw. kaum befiederten Jungvogel handelt. Dieser sogenannte Nestling wird außerhalb des Nestes von den Eltern nicht versorgt, daher sollten Sie ihn unbedingt in das Nest der Eltern zurücksetzen (Hinweis: Laut Gesetz ist es verboten, die Nester von brütenden Vögeln zu berühren). Ist kein Nest ausfindig zu machen, bringen Sie den Vogel in einer ausgepolsterten Pappschachtel (z. B. mit einem T-Shirt oder Handtuch) oder einem Margarinebecher mit Luftlöchern zur nächsten Wildtierstation oder Vogelrettung. Eine ausführliche Checkliste, wie beim Auffinden eines Vogels genau vorzugehen ist, bietet die Wildvogelhilfe hier an.

In Not geratene Eichhörnchenjungtiere suchen die Nähe zu Menschen, indem sie ihnen zum Beispiel hinterherlaufen oder sich an ihnen festklammern. Diesem stillen Ruf nach Hilfe sollten Sie unbedingt Beachtung schenken: Wickeln Sie das Jungtier vorsichtig in eine Jacke oder Decke und bringen Sie es zur nächsten Wildtierstation. Da die Elterntiere eventuell verunglückt sind, sollten Sie an der Fundstelle nach weiteren Jungtieren suchen, die ebenfalls in Lebensgefahr schweben könnten. Falls sich nicht umgehend eine Rettungsstelle ausfindig machen lässt, können Sie zuhause mit einer Wärmflasche, einem Handtuch und einer mit Luftlöchern versehenen Schachtel ein kleines Nest bauen. Bieten Sie dem Kleinen von Ihren gut desinfizierten Händen leicht gesüßten Fencheltee an. Sie sollten das Tier jedoch keinesfalls selbst aufziehen, da Eichhörnchen mit mehreren Artgenossen aufwachsen müssen, um ihr artgemäßes Verhalten zu erlernen.

Stadttauben

Besonders in Großstädten wird man häufig mit dem Leid von Stadttauben konfrontiert. Entgegen der weitläufigen Annahme, dass es sich um Wildtiere handelt (daher auch die Einordnung hier), sind Stadttauben verwilderte Haustiere, vergleichbar etwa mit streunenden Hunden und Katzen. Aufgrund des unzureichenden Angebots an artgerechter Nahrung in den Städten leiden sehr viele Stadttauben an Unterernährung und Krankheiten. Hinzu kommen häufig schmerzhafte Abschnürungen der Zehen/Füße durch z. B. als Nistmaterial verwendete Fäden oder Haare, Verletzungen durch Vergrämungsmaßnahmen (Hängenbleiben in Netzen, Aufspießen auf Spikes), Verkehrsunfälle mit Tauben sowie hilfebedürftige Jungtiere/Küken.

Wenn Sie eine in Not geratene Taube finden, sollten Sie das Tier zunächst vorsichtig sichern und in einen luftdurchlässigen Karton oder Baumwollbeutel legen. Fäden an den Füßen lassen sich oft sogar direkt vor Ort mit einer Nagelschere entfernen, sofern sie nicht zu tief eingewachsen sind. Im Zweifelsfall bringen Sie das Tier direkt zu einer Tierarztpraxis Ihres Vertrauens. Im besten Fall kennt man dort Adressen von geeigneten Pflegestellen. Ansonsten können Sie über das Tierheim, spezielle Stadttaubenprojekte Ihrer Stadt (Adressen finden Sie im Internet) oder diese Seite Hilfe suchen. Wenn Sie sich zutrauen, die temporäre Pflege der Taube selbst zu übernehmen, erhalten Sie hier entsprechende Beratung und weiterführende Informationen. Finden Sie eine Taube im Gleisbett, in Installationen zur Taubenabwehr (Netze, Spikes) oder in ähnlichen Situationen, in denen Sie sie nicht erreichen können, wenden Sie sich an das Bahnhofspersonal oder rufen Sie bei der Feuerwehr und/oder dem zuständigen Veterinäramt an. Lassen Sie sich keinesfalls von abschlägigen Antworten entmutigen und beharren Sie auf Hilfe. Häufig findet man auch stark geschwächte oder verletzte Brief- oder Rassetauben. Diese sind an den Ringen erkennbar (bei Brieftauben an beiden Beinen). Einer der Ringe trägt die Telefonnummer der Zuchtstation, die verpflichtet ist, das Tier zurückzuholen oder entgeltlich zurückbringen zu lassen. Weiterführende Informationen zum Thema finden Sie auch hier.

Was tun bei Tiernotfällen? – Teil 1: »Heimtiere«

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