Schlachtzahlen 2022: Rekordminus bei Fleisch
Der Abwärtstrend bei Fleischverzehr und -produktion in Deutschland hat sich verstetigt. Laut den vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamts wurden im vergangenen Jahr allerdings immer noch rund 752,5 Millionen sogenannter Nutztiere für die Lebensmittelproduktion geschlachtet – mehr als 2 Millionen pro Tag. Das sind jedoch im Jahr immerhin 5,5 Millionen Tiere weniger als 2021.
Die Schweine, Rinder, Hühner, Puten und anderen Tiere wurden zu 7 Millionen Tonnen Fleisch verarbeitet. Der Wert sank um beachtliche 8,1 % im Vergleich zum Vorjahr – so viel wie noch nie in den letzten zwanzig Jahren.
Hühnerschlachtungen steigen weiter
Die überwiegende Zahl der geschlachteten Tiere sind mit 84 % nach wie vor »Masthühner«. 631 Millionen waren es im Jahr 2022. Das sind 1.200 getötete Hühner pro Minute. Wie auch in den vergangenen Jahren sind die Schlachtzahlen in der Hühnermast gestiegen: um 5,2 Millionen Tiere mehr als in 2021. Trotzdem ist die Menge des daraus hergestellten Fleischs leicht gesunken – allerdings so wenig, dass sich das durchschnittliche Schlachtgewicht eines »Masthuhn« (1,7 kg) rein rechnerisch fast nicht verändert hat. Mit etwas mehr als 1 Million Tonnen ist Fleisch von »Masthühnern« aber nach wie vor das am zweitmeisten »produzierte« Fleisch in Deutschland.
Weitere 4 % der 2022 geschlachteten Tiere waren ausrangierte »Legehennen« aus der Eierindustrie (29,6 Mio. Hennen im Jahr, 81.200 pro Tag). Nach etwa anderthalb Jahren legen sie weniger Eier und sind für die Industrie dann nicht mehr profitabel. In die Statistik gehen die fast 30 Millionen Hennen als »Suppenhühner« ein. 2022 waren es immerhin 4,3 Millionen weniger als 2021.
Gestiegen ist 2022 dagegen auch die Zahl der geschlachteten Enten. Sie bleibt mit 9,7 Millionen Tieren aber weiter unter der Zehn-Millionen-Grenze. Das bedeutet, dass etwa 26.500 Enten pro Tag starben. Trotzdem machten Enten insgesamt nur rund 1 % aller geschlachteten Tiere aus.
Bei Puten und Gänsen sind die Schlachtzahlen in 2022 gesunken. Dennoch wurden 30,5 Millionen Puten (83.600 pro Tag) und rund 479.000 Gänse (1.300 pro Tag) getötet. Puten sind damit die Vögel, die, nach Hühnern, am zweitmeisten geschlachtet werden (4 % aller geschlachteten Tiere).
Schweinefleisch mit schlechter Zukunftsprognose
Schweine machten 2022 insgesamt nur 6 % der getöteten Tiere aus – jedoch wurden aus 47 Millionen Schweinen (5.370 getötete Schweine pro Stunde) 4,5 Millionen Tonnen Schweinefleisch erzeugt. Damit ist Schweinefleisch nach wie vor das am meisten »produzierte« Fleisch in Deutschland.
Es gibt jedoch Anzeichen dafür, dass die Beliebtheit von Schweinefleisch sinkt. Auch der Export wird zunehmend schwierig. Das liegt unter anderem an der Afrikanischen Schweinepest, am Ukraine-Krieg und daran, dass Großabnehmer China immer mehr Fleisch selbst produziert. In Deutschland wurden 2022 fast 5 Millionen weniger Schweine getötet als im Vorjahr, damit sank der Wert erstmals seit vielen Jahren wieder unter 50 Millionen Schweine. Das hat auch zur Folge, dass Schweinefleisch teurer wird.
Die Zahl der geschlachteten Rinder ist 2022 erstmals seit vielen Jahren auf unter 3 Millionen gesunken. Das macht etwa 8.200 getötete Rinder pro Tag. Die aus diesen Rindern erzeugte Menge Fleisch liegt nun bei weniger als 1 Million Tonnen. Damit belegt es weiterhin den dritten Platz, nach Schweine- und Hühnerfleisch.
Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren sank auch die Zahl der geschlachteten Schafe und Ziegen im Jahr 2022 auf zusammen 1,1 Millionen Tiere – rund 3.100 getötete Tiere pro Tag. Zusammen machen Rinder, Schafe, Ziegen und rund Dreitausend Pferde weniger als 1 % der geschlachteten Tiere aus.
Die Zahl der jährlich in Deutschland geschlachteten Kaninchen wurde vor Jahren auf 30 Millionen geschätzt. Vom statistischen Bundesamt werden sie jedoch nicht erfasst und finden sich damit in der Statistik leider nicht wieder.
Fische, Krebstiere und Weichtiere in Aquakulturen werden nicht als Individuen erfasst, sondern nur ihr Gewicht. Für 2022 liegen noch keine Zahlen vor, sie finden sich daher ebenfalls nicht in der Statistik wieder. Im Jahr 2021 waren es 32.540 Tonnen.
Lebensmittelproduktion endlich zeitgemäß gestalten
Auch EU-weit sinkt die Fleischproduktion. Im Jahr 2022 lag sie bei 41,3 Millionen Tonnen Rind-, Schweine-, Schaf- und Vogelfleisch. Im Vergleich zum Vorjahr sind das 3,4 % weniger.
Passend zu den Produktionszahlen sinkt in Deutschland auch der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch seit Jahren. Die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI) hat für 2022 einen Wert von 52,8 Kilogramm Fleisch pro Person und Jahr errechnet. 2021 waren es nach Angaben der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung noch 55 Kilogramm. Dieser Trend wird hoffentlich anhalten.
Das reduziert nicht nur Tod und Leid, sondern bietet auch die Chance, Landwirtschaft in Deutschland nachhaltiger zu gestalten: Viel weniger Tiere, mehr Hülsenfrüchte, Gemüse und Obst aus regionalem und ökologischem Anbau – so könnte Deutschland einen Beitrag zur Bekämpfung von Klimaerhitzung und Artensterben leisten und für eine gesündere Ernährung sorgen. Auch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hat offiziell dieses Ziel, kann oder will bisher jedoch nur kleine, zögerliche Schritte machen.
Wir werden uns weiter dafür einsetzen, dass die Tiere in der Massentierhaltung – insbesondere die Abermillionen Hühner – weniger leiden müssen. Allein um wenigstens bessere Haltungsbedingungen zu schaffen, muss die Zahl der Tiere jedoch weiter sinken.
Die vorläufigen Zahlen für 2022 im Überblick
Tiere | im Vergleich zum Vorjahr | Tonnen Fleisch | im Vergleich zum Vorjahr | |
---|---|---|---|---|
Schweine | 47.047.840 | -4.768.393 | 4.480.719,0 | -9,76 % |
Rinder | 2.988.847 | -251.738 | 984.634,0 | -8,15 % |
Schafe | 1.118.587 | -96.808 | 22.946,0 | -7,35 % |
Ziegen | 22.693 | -668 | 408,0 | -2,86 % |
Pferde | 3.267 | -279 | 862,0 | -7,91 % |
Hühner aus der Mast | 631.051.369 | +5.226.591 | 1.074.461,5 | -0,61 % |
Hennen aus der Eierindustrie | 29.637.876 | -4.353.931 | 36.713,0 | -9,84 % |
Puten | 30.526.361 | -2.641.408 | 405.957,2 | -8,02 % |
Enten | 9.673.292 | +1.418.512 | 22.064,9 | +18,35 % |
Gänse | 479.001 | -32.527 | 2.254,0 | -7,14 % |
Perlhühner | 146 | +23 | 0,2 | -7,39 % |
Strauße | 1.312 | -281 | 77,1 | -13,58 % |
Wachteln | 124 | +50 | 0,03 | +45,83 % |
Tauben | 1.170 | +777 | 0,3 | +244,55 % |
Tiere insgesamt | 752.551.885 | -5.500.080 | 7.031.097 | -8,06 % |
Rinder: 2.988.847 Tiere (-251.738), 984.634,0 t Fleisch (-8,15 %)
Schafe: 1.118.587 Tiere (-96.80), 22.946,0 t Fleisch (-7,35 %)
Ziegen: 22.693 Tiere (-668), 408,0 t Fleisch (-2,86 %)
Pferde: 3.267 Tiere (-279), 862,0 t Fleisch (-7,91 %)
Hühner aus der Mast: 631.051.369 Tiere (+5.226.591), 1.074.461,5 t Fleisch (-0,61 %)
Hennen aus der Eierindustrie: 29.637.87 Tiere (-4.353.931), 36.713,0 t Fleisch (-9,84 %)
Puten: 30.526.361 Tiere (-2.641.408), 405.957,2 t Fleisch (-8,02 %)
Enten: 9.673.292 Tiere (+1.418.512), 22.064,9 t Fleisch (+18,35 %)
Gänse: 479.001 Tiere (-32.527), 2.254,0 t Fleisch (-7,14 %)
Perlhühner: 146 Tiere (+23), 0,2 t Fleisch (-7,39 %)
Strauße: 1.312 Tiere (-281), 77,1 t Fleisch (-13,58 %)
Wachteln: 124 Tiere (+50), 0,03 t Fleisch (+45,83 %)
Tauben: 1.170 Tiere (+777), 0,3 t Fleisch (+244,55 %)
Insgesamt: 752.551.885 Tiere (-5.500.080), 7.031.097 t Fleisch (-8,06 %)
Statistisches Bundesamt (Destatis), Genesis-Online: 41331-0001: Geschlachtete Tiere, Schlachtmenge: Deutschland, Jahre, Tierarten, Schlachtungsart (abgerufen am 3.3.2023). Datenlizenz by-2-0.
Statistisches Bundesamt (Destatis), Genesis-Online: 41322-0002: Geflügelschlachtereien, Geschlachtete Tiere, Schlachtmenge: Deutschland, Monate, Geflügelart (abgerufen am 3.3.2023). Datenlizenz by-2-0.
Statistisches Bundesamt (Destatis), Genesis-Online: 41362-0001: Betriebe mit Erzeugung in Aquakultur, Erzeugte Menge: Deutschland, Jahre, Aquakulturerzeugnisse (abgerufen am 3.3.2023). Datenlizenz by-2-0.