Runder Tisch 2024 der Europäischen Masthuhn-Initiative
Zum zweiten Mal hat die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt einen Runden Tisch zur Europäischen Masthuhn-Initiative (MHI) ausgerichtet. 36 Personen aus 30 Unternehmen folgten der Einladung, tauschten sich aus und vernetzten sich mit anderen Vertreter:innen aus Unternehmenspraxis, Tierschutz und Wissenschaft. Produzenten und Abnehmer berichteten, wie sie die Umsetzung der Initiative gestalten und welche Herausforderungen es dabei zu meistern gilt.
Dabei stand das Ziel der Veranstaltung immer im Fokus: bereits teilnehmende Unternehmen bei der Umsetzung zu unterstützen und interessierte Unternehmen zu ermutigen, die nächsten Schritte zu gehen.
Das Programm: Miteinander und voneinander lernen
Am Vormittag konnten sich die Teilnehmenden in mehreren Impulsvorträgen zunächst über den Stand der Initiative und die aktuelle Situation des Geflügelmarktes informieren. Ein Landwirt schilderte eindrücklich seine Praxis-Erfahrungen aus der Hühnermast mit höheren Tierschutzstandards und erläuterte deren Vorteile gegenüber der konventionellen Haltung. Unter reger Beteiligung des Publikums erläuterten bei der folgenden Paneldiskussion Vertreter:innen aus verschiedenen Sektoren der Lebensmittelwirtschaft, wie sie die Kriterien der Initiative umsetzen.
Am Nachmittag erarbeiteten die Teilnehmer:innen in Kleingruppen gemeinsam Lösungsansätze für einige der zentralen Herausforderungen der Masthuhn-Initiative. Sie formulierten auch konkrete Forderungen an die Politik. Als besonders wichtig stellten sich dabei vereinfachte und verkürzte Genehmigungsverfahren sowie die Baukostenförderung für die zahlreichen umbauwilligen Betriebe heraus.
»Man nimmt sehr viel mit nach Hause: die verschiedenen Ansätze für eine Problemlösung. Es ist, glaube ich, keiner hier, der die Probleme nicht angehen möchte,« fasste Daniel Heitmeier von Sodexo seine Eindrücke zusammen.
Auch Anna-Lena Kribbeler von Hans im Glück lobte die offene Atmosphäre: »Wir können hier unsere Herausforderungen zeigen oder auch Absprachen treffen, wie wir gemeinsam Fortschritte erzielen können, wie wir etwas mehr Schnelligkeit in die Umstellung bekommen.«
Erfolgsrezept: Engagement, Kooperation und konstruktiver Dialog
Der Runde Tisch hat deutlich gemacht, dass Unternehmen Verantwortung für den Tierschutz übernehmen müssen. Das ist auch in ihrem eigenen Interesse, denn der Beitritt zur Masthuhn-Initiative wirkt sich nicht nur positiv auf den Tierschutz aus, sondern auch auf die Produktqualität und die Nachhaltigkeitsziele.
»Wir sind auf jeden Fall sehr daran interessiert, einen einheitlichen europäischen Standard im Masthuhnbereich zu erzielen«, so Stefan Schmerdtmann von The German Poultry Family. »Und deswegen sind wir hier: weil wir den Austausch brauchen mit der Branche und natürlich auch mit der Albert Schweitzer Stiftung.«
Damit die Umstellung auf die Kriterien der MHI gelingt, steht die Albert Schweitzer Stiftung den Unternehmen als kompetente Partnerin zur Seite. Sie unterstützt die Unternehmen bei der Erarbeitung von individuellen Roadmaps, empfiehlt Kommunikationsmaßnahmen und fördert durch Veranstaltungen wie den Runden Tisch den Erfahrungsaustausch.
Nun gilt es, die zahlreichen vielversprechenden Lösungsansätze in die Praxis umzusetzen und branchenweite Herausforderungen gemeinsam anzugehen. Dafür ist eine gute Zusammenarbeit und ein kontinuierlicher Austausch innerhalb der Branche unerlässlich. Das bestätigte auch André Müller vom Studierendenwerk Erlangen-Nürnberg: »Der größte Nutzen für mich heute war der Austausch mit den Kollegen, aber auch der Austausch mit den Produzenten und Grossisten, weil er zeigt, dass wir alle die gleichen Probleme haben, aber auch alle gewillt sind, die Standards zu erfüllen.«
Die Europäische Masthuhn-Initiative
Die Europäische Masthuhn-Initiative wurde ins Leben gerufen, um flächendeckende Verbesserungen in der Hühnermast zu erreichen und einen neuen Mindeststandard in Europa zu etablieren. Allein in Deutschland werden jährlich mehr als 600 Millionen Hühner gemästet und geschlachtet. Neben der Albert Schweitzer Stiftung arbeiten heute 37 Organisationen aus ganz Europa an der Umsetzung der Initiative, die Kriterien wie zum Beispiel den Einsatz von robusteren, langsamer wachsenden Rassen oder eine niedrigere Besatzdichte definiert. Die Forderungen stellen dabei einen sinnvollen Mittelweg zwischen Verbesserungen für die Hühner und Wirtschaftlichkeit dar.