Keine Manipulation von Schimpansen mit künstlichem Erbgut!
Unterstützt durch mehr als 14 000 Unterschriften legen heute mehrere Organisationen Einspruch gegen das europäische Patent EP1572862 des US-Konzerns Intrexon ein.
Das Patent wurde am 1. August 2012 vom Europäischen Patentamt in München (EPA) erteilt und umfasst neben anderen Tierarten auch Schimpansen. Diese werden laut Patent mit einer künstlichen DNA manipuliert, die zum Teil dem Erbgut von Insekten nachgebaut wurde. Die Firma Intrexon, die ihr Arbeitsfeld selbst als »Synthetische Biologie« bezeichnet, will die Genregulation verändern, um die Tiere an die Pharma-Forschung verkaufen zu können. Gegen ein ähnliches Patent der Firma Intrexon wurde bereits 2012 von mehreren Organisationen Einspruch eingelegt. Das Unternehmen wird unter anderem von Ex-Managern des Monsanto-Konzerns wie Robert B. Shapiro geleitet. Intrexon hält zudem etwa 50 Prozent der Anteile an der Firma Aquabounty, die in den USA genmanipulierten Lachs vermarkten will.
Nach Ansicht der Einsprechenden - Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt, Deutscher Tierschutzbund, Gen-ethisches Netzwerk (GeN), Gesellschaft für ökologische Forschung, Jane Goodall Institut, Kein Patent auf Leben!, Menschen für Tierrechte, Pro Wildlife, Schweizerische Arbeitsgruppe Gentechnologie (SAG), Schweizer Tierschutz (STS), TASSO, Testbiotech und Wild Chimpanzee Foundation Deutschland (WCF) - verstößt das Patent gegen die ethischen Grenzen des Europäischen Patentrechts. Sie verlangen, dass Tiere und dabei insbesondere unsere nächsten biologischen Verwandten, die Menschenaffen, mit mehr Respekt behandelt werden.
»Wir sehen in diesen Patenten eine neue Entwicklung. Die Synthetische Biologie erlaubt weitreichende Veränderungen großer Abschnitte des Erbguts von Tieren«, sagt Christoph Then von Testbiotech. »Hier wird ein Geschäft daraus gemacht, das Erbgut von Menschenaffen regelrecht umzuprogrammieren.«
Das EPA hatte im Jahr 2012 drei Patente auf Schimpansen erteilt, zwei davon für die US-Firma Intrexon, die ausdrücklich Tiere wie Mäuse, Ratten, Kaninchen, Katzen, Hunde, Rinder, Ziegen, Schweine, Pferde, Schafe, Affen bis hin zu Schimpansen als ihre Erfindung beansprucht. Ein weiteres Patent erhielt die US-Firma Altor BioScience, gegen das ebenfalls bereits ein Einspruch eingelegt wurde.
Insgesamt hat das Patentamt bereits über 1000 Patente auf Tiere erteilt. Der Präzedenzfall wurde 1992 mit der sogenannten Krebsmaus geschaffen. Auch auf Menschenaffen gibt es schon mehrere Patente. 2010 erhielt die Firma Bionomics ein Patent auf gentechnisch veränderte Schimpansen, die an Epilepsie leiden (EP1852505).
Versuche an Menschenaffen unterliegen international, insbesondere auch in der EU, strengen Restriktionen. Einige EU-Länder haben Versuche an Menschenaffen bereits verboten, die EU Richtlinie 2010/63/EU sieht sehr hohe Hürden für diese Versuche vor. Die Einspruch einlegenden Organisationen warnen davor, dass dieses Patent in den 38 Mitgliedsstaaten des Europäischen Patentamts Anreize dafür schaffen kann, aus kommerziellen Interessen Tierversuche durchzuführen.
Weiterführende Links
Wir bedanken uns bei der Organisation Testbiotech, die den Einspruch vorbereitet hat und koordiniert.