Hülsenfrüchte im Aufwind
Kichererbsen, Soja, Linsen – in Europa kommen immer mehr Produkte aus Hülsenfrüchten auf den Markt. Fleischalternativen aus diesen proteinreichen Pflanzen verzeichneten innerhalb von vier Jahren einen Zuwachs von 451 %! Das geht aus aktuellen Ergebnissen des europaweiten Forschungsprojekts TRUE hervor.
Erstaunliche Zuwachsraten in Europa
Portugiesischen Forscher:innen zufolge haben Lebensmittelunternehmen zwischen Mitte 2013 und Mitte 2017 weltweit 27.058 neue Produkte mit Hülsenfrüchten (Leguminosen) auf den Markt gebracht. In Europa war die Wachstumsrate mit 39 % am höchsten. Neben den Fleischalternativen gehörten Pasta (295 % Zuwachs) und Snacks aus Bohnen (plus 128 %) zu den beliebtesten Innovationen. Spitzenreiter bei den Produkteinführungen war das Vereinigte Königreich. Dort wurden 19 % aller neuen Produkte eingeführt. Deutschland lag mit 13 % an dritter Stelle knapp hinter Frankreich.
Auswirkungen des Internationales Jahrs der Hülsenfrüchte
Die Forscher:innen begrüßen, dass die europäische Lebensmittelindustrie seit 2013 sowohl die Vielfalt als auch die Menge der Produkte aus Hülsenfrüchten erhöht hat. Sie interpretieren das auch als direkte Auswirkung des Internationalen Jahrs der Hülsenfrüchte. Dieses hatte die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) 2016 ausgerufen. Ziel dieses Projektjahrs war es, die Öffentlichkeit für die gesundheitlichen und ökologischen Vorteile von Hülsenfrüchten zu sensibilisieren. »Es ist ein Erfolg, dass für die europäischen Verbraucher durch das Jahr der Hülsenfrüchte nun mehr Produkte mit Leguminosen-Bestandteilen verfügbar sind«, erklärt Marta Vasconcelos, stellvertretende Koordinatorin des Forschungsprojekts TRUE (kurz für »TRansition paths to sUstainable legume-based systems in Europe«). Das Projekt wird mit 5 Mio. Euro von der Europäischen Union gefördert und umfasst 24 Projektpartner aus elf Ländern.
Gesundheitliche und ökologische Vorteile von Hülsenfrüchten
Wer Hülsenfrüchte isst, tut seiner Gesundheit etwas Gutes: Die kleinen Nährstoffpakete liefern so viel Protein wie kein anderes pflanzliches Lebensmittel. Zudem enthalten sie große Mengen an Vitaminen, Ballaststoffen und Mineralstoffen wie Kalium, Kalzium, Zink, Magnesium und Eisen. Auch aus ökologischer Sicht haben Hülsenfrüchte Vorteile: Sie sind gut für die Bodenfruchtbarkeit und einige von ihnen lassen sich in Deutschland anbauen. Somit sind sie ein idealer Proteinlieferant für Menschen, die Wert auf Nachhaltigkeit und Regionalität legen.
Es gibt jedoch noch weiteren Forschungsbedarf: An der Uni Hohenheim, die ebenfalls an dem Forschungsprojekt TRUE beteiligt ist, untersucht man derzeit die Wirtschaftlichkeit des Anbaus in Europa. Dieser hat großes Potenzial, müsste aber ausgeweitet werden, um die Nachfrage zu decken, erklärt Agrarökonom Prof. Dr. Enno Bahrs: »Ein Problem ist der Mangel an Ertragssicherheit und Wirtschaftlichkeit. Wir erforschen daher unter anderem, welche politischen Förderinstrumente hier greifen könnten.« Bestrebungen, den Anbau in Deutschland stärker voranzubringen, gibt es also – nicht zuletzt hat die Bundesregierung eigens eine »Eiweißpflanzenstrategie« formuliert, um die Züchtung ertragreicher Sorten zu fördern.