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Tierwohl-Richtlinie von Kaufland

Kaufland hat Ende letzten Monats zum ersten Mal eine Tierwohl-Richtlinie veröffentlicht, deren wichtigste Inhalte wir hier für Sie zusammenfassen.

Zielstellung und maßgebende Punkte

Kaufland schreibt sich selbst eine dauerhafte Vorreiterrolle im deutschen Lebensmitteleinzelhandel zu. Als Ziele der Richtlinie gibt Kaufland an, das Tierwohl in der sog. Nutztierhaltung flächendeckend zu verbessern, [besonders] tierquälerische Haltungsbedingungen auszuschließen, verstärkt Produkte mit erhöhten Standards zu listen und mit Kommunikationsmaßnahmen das Bewusstsein für einen verantwortungsvollen Konsum zu steigern.

Vor allem durch die folgenden Maßnahmen sollen diese Ziele erreicht werden:

  • Schaffung von Transparenz,
  • intensive Zusammenarbeit und Austausch mit den Interessensgruppen (inkl. Tierschutzorganisationen),
  • Verpflichtung der Lieferanten, Standards einzuhalten, die über den gesetzlichen Mindeststandard hinausgehen,
  • Vor-Ort-Besuche und beauftragte Kontrollen,
  • Mitarbeiterschulungen,
  • regelmäßige interne und externe Kommunikation über den Status quo und die Fortschritte.

Zentrale Inhalte von Kauflands Tierwohl-Richtlinie im Detail

Weiter führt Kaufland u. a. aus, »grundsätzlich jegliche Verbesserungen hinsichtlich einer eindeutigen und verbrauchergerechten Kennzeichnung der Haltungsform« zu unterstützen. Das ist sehr begrüßenswert, da wir sehr viele Produktverpackungen für irreführend halten. So sind in praktisch jedem Supermarkt Eierkartons zu sehen, auf denen einzelne Hühner in heller Umgebung inmitten von Stroh abgebildet sind, und es werden Fleisch- und Milchprodukte aus Intensivtierhaltung verkauft, die z. B. mit grünen Wiesen beworben werden.

Bezüglich der »Initiative Tierwohl« des Lebensmitteleinzelhandels (bislang wurde dort vereinbart, die Standards für Masthühner, Puten und Schweine leicht zu erhöhen), betont Kaufland, sich für weitere Verbesserungen sowie die Aufnahme weiterer Tierarten einzusetzen.

Projekte, die den Ausstieg aus routinemäßigen Amputationen ermöglichen sollen (insb. Ferkelkastration und Schnabelkürzen) unterstützt Kaufland.

Die eigene Fleischproduktion will Kaufland ebenfalls verbessern, indem eigene  Tierschutzbeauftragte durch ein unabhängiges Beratungs- und Schulungsinstitut ausgebildet werden, um im ersten Schritt die Umsetzung von Tierschutzmaßnahmen zu eruieren.

Auch vegetarische und vegane Produkte kommen – wenn auch nur am Rande – in der Richtlinie vor. So verpflichtet sich Kaufland, »eine breite Auswahl an vegetarischen und veganen Erzeugnissen« anzubieten und dabei besonderen Wert auf Produkte mit dem »V-Label« des Vegetarierbunds (VEBU) zu legen.

Kauflands Negativliste

Folgende Produkte/Bereiche schließt Kaufland in seiner Richtlinie aus (gilt bereits):

  • Lebendrupf,
  • Stopfmast,
  • Produkte aus gentechnisch veränderten und/oder geklonten Tieren,
  • Eier aus Käfighaltung (inkl. »Kleingruppenhaltung«) – gilt für Hühner und Wachteln,
  • Eiprodukte aus Käfighaltung (inkl. »Kleingruppenhaltung«) in Eigenmarken,
  • Kaninchenfleisch aus Käfighaltung,
  • Hälterung lebender Fische in den eigenen Filialen ab 2016,
  • Hummer, die ohne Crustastun-Methode betäubt wurden,
  • Angorawolle,
  • Mulesing,
  • Pelz (inkl. Pelzbesatz),
  • Leder von exotischen, gefährdeten oder illegal gewilderten Tierarten (Schuhe bestehen zudem fast ausschließlich aus Lederalternativen),
  • Tierversuche für Drogerie- und Haushaltsprodukte (sofern nicht gesetzlich vorgeschrieben),
  • Vermietung eigener Flächen für Zirkusse mit Tiershows.

Implementierung im Ausland

Kaufland will die Tierwohl-Richtlinie Schritt für Schritt auch im Ausland implementieren, was sehr interessant ist, da sich die Expansion von Kaufland auf Osteuropa konzentriert – dort sind die Tierschutzstandards meist deutlich niedriger als in Deutschland, sodass hier eine Signalwirkung zu erhoffen ist.

Fazit

Die Tierwohl-Richtlinie zeigt, dass Kaufland bereits mehrere wichtige Themen angegangen ist, was wir außerordentlich begrüßen. Gleichzeitig bleibt noch sehr viel zu tun, und Kaufland hat sich selbst einige zentrale Punkte auf die Liste geschrieben. Wir werden mit Interesse beobachten, welche Schritte Kaufland in Zukunft gehen wird. Sicherlich werden wir die Entwicklung nach wie vor zum Teil aktiv begleiten.

Angesichts der vielen grundlegenden und langfristigen Probleme in der Tierhaltung wünschen wir uns, dass das Vegan-Thema in Zukunft eine noch höhere Priorität bei Kaufland einnehmen wird, denn ein stärkerer Fokus auf pflanzliche Lebensmittel ist unabdingbar, um die Zahl der leidenden und getöteten Tiere zu senken. So können auch Spielräume geschaffen werden, um Tierschutzstandards weiter anzuheben (z. B. weniger Fleischkonsum und dafür erhöhte Standards).

Um den Rahmen dieses Beitrags nicht zu sprengen, sind wir nicht auf alle Punkte der Richtlinie eingegangen. Wenn Sie tiefer einsteigen wollen, dann finden Sie hier die gesamte Richtlinie.

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