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Neue Tierschutz-Leitlinie von real,-

Real,- hat heute seine Einkaufsleitlinie für tierische Produkte veröffentlicht. Im Rahmen der Entwicklung der Leitlinie konnten wir mehrere Punkte einbringen. Im Folgenden stellen wir die aus unserer Sicht wichtigsten Inhalte des elfseitigen Dokuments vor und orientieren uns dabei an seinem Aufbau.

Grundsatz

Real,- ordnet den Tierschutz als »sehr wichtigen Bestandteil der Unternehmenspolitik und der Beschaffungsstrategie« ein und erläutert, dass die aktuelle Gesetzgebung den Tierschutz in vielen Bereichen der landwirtschaftlichen Tierhaltung nur unzureichend abdeckt. Als übergeordnetes Ziel wird festgelegt, die Haltungsbedingungen von Tieren nachhaltig zu verbessern.

Ziele und Geltungsbereich

Wie auch schon andere Lebensmitteleinzelhändler hält real,- fest, dass dem Unternehmen als Schnittstelle zwischen Industrie und Verbraucher eine besondere Verantwortung zukommt. Real,- will es erreichen, »keine Ware zu akzeptieren, bei der die Mindeststandards des geltenden Tierschutzrechtes unterschritten werden, auch nicht wenn sie üblich sind«. Als Beispiele dafür nennt das Unternehmen die Anbindehaltung bei Rindern, zu enge Kastenstände in der Sauenhaltung und routinemäßige Amputationen.

Darüber hinaus hält real,- mehrere langfristige Ziele fest, zu denen u. a. die folgenden zählen:

  • Etablierung und Förderung von Tierwohlstandards
  • Förderung von Tierschutzinitiativen
  • Verzicht auf präventiven Einsatz von Antibiotika sowie Eingriffe am Tier ohne Betäubung
  • Ausschluss besonders kritischer Produkte
  • Ausbau des Sortiments an Bio- sowie vegetarischen und veganen Artikeln
  • Sensibilisierung des Kunden für das Thema Tierschutz sowie für pflanzliche Alternativen zu Tierprodukten

Übergreifende Maßnahmen für mehr Tierschutz

Um übergreifend für höhere Standards zu sorgen, zählt real,- mehrere Maßnahmen auf, von denen wir einige kurz vorstellen:

Das Unternehmen ist Gründungsmitglied der Initiative Tierwohl, bei der Tierhalter zusätzliche Zahlungen erhalten, die sie für die Umsetzung von Tierschutzmaßnahmen einsetzen müssen. Real,- will sich auch weiterhin aktiv an der Initiative beteiligen und zur kontinuierlichen Weiterentwicklung des Konzepts beitragen. Dabei sollen zum einen die Standards schrittweise erhöht und zum anderen weitere Tierarten einbezogen werden.

Im KAT-System will sich real,- dafür einsetzen, dass die Standards in der Haltung von Legehennen weiter angehoben werden.

Außerdem zählt real,- drei konkrete Projekte auf, die das Ziel haben, Bedingungen in der Tierhaltung zu verbessern:

  • Die Verbesserung der Haltungsbedingungen bei Barbarieenten
  • Die Vermeidung des Schnabelkürzens bei Legehennen inkl. den Zielen, ab 2018 keine Eier mehr von Hennen mit gekürzten Schnäbeln zu verkaufen und die Haltungsstandards zu erhöhen
  • Die Verbesserung der Kaninchenhaltung (Verzicht auf Käfighaltung, Vorgaben für die Bodenhaltung)

Mehrere Produkte schließt real,- ganz aus, weil das Unternehmen sie als »besonders kritisch« einordnet. Hierzu zählen:

  • Produkte aus Lebendrupf und Stopfmast (bei Enten, Gänsen und Angorakaninchen)
  • Merinowolle, bei dessen Erzeugung Mulesing angewendet wurde
  • Pelz
  • Rohstoffe exotischer Tiere
  • Kosmetische Produkte, die an Tieren getestet wurden
  • Kosmetische Produkte, die Nerzöl enthalten
  • Eier aus Käfighaltung (auch in Eigenmarkenprodukten mit einem Ei-Anteil von über einem Prozent)
  • Kritisch gefährdete Fischarten (z. B. Aal)
  • Hummer, die mit der High-Pressure-Methode bzw. ohne Betäubung getötet wurden
  • Produkte aus geklonten oder gentechnisch veränderten Tieren

Darüber hinaus soll das Sortiment an Bioprodukten weiter wachsen und der Umsatz mit Bio soll bis zum Jahr 2020 um 15 % gesteigert werden. Der Umsatz mit vegetarischen und veganen Produkten soll im selben Zeitraum um 20 % wachsen. Dabei helfen sollen u. a. Informationen in verschiedenen Medien sowie die Kennzeichnung vegetarischer und veganer Produkte am Regaletikett (mehr dazu hier).

Produktspezifische Maßnahmen für mehr Tierschutz

In den Bereichen Geflügelfleisch, Schweinefleisch, Rindfleisch, Milch, Eier und Eiprodukte sowie Fisch und Fischprodukte hat real,- Alternativen zu den in der Regel besonders problematischen Produkten im Preiseinstiegsbereich geschaffen. Dazu zählen u. a. Produkte mit dem Label des Deutschen Tierschutzbunds und Bio-Produkte.

Darüber hinaus will real,- aktiv zur Verbesserung der Schweine- und Rinderhaltung beitragen.

Rückverfolgbarkeit & Verantwortlichkeiten

Real,- engagiert sich in Rückverfolgbarkeitssystemen und will sich für weitere Projekte einsetzen. Außerdem macht es sich das Unternehmen zur Aufgabe, nachhaltige Produkte aktiv zu bewerben.

Die Umsetzung der Einkaufsleitlinie soll regelmäßig überprüft und weiterentwickelt werden. Alle Lieferanten und Produzenten werden bei neuen Einkäufen über die Leitlinie informiert und der Einkauf ist aufgefordert, die Beschaffung von Produkten anhand der Leitlinie vorzunehmen.

Unser Fazit

Real,- hat viele unserer Kernthemen in seine Einkaufsleitlinie aufgenommen, was wir sehr begrüßen. U. a. die klaren Worte zu den Mängeln im Tierschutzrecht und beim Vollzug sowie die Erklärung, in mehreren Bereichen höhere Standards erreichen zu wollen, sind uns sehr willkommen. Bei KAT auf höhere Tierschutzstandards hinzuwirken, um einen erfolgreichen Schnabelkürzausstieg zu gewährleisten, halten wir für sehr wichtig. Noch ist nämlich nicht sichergestellt, dass dieser Ausstieg tatsächlich zu einem weniger leidvollen Leben für die Legehennen führen wird. Dass real,- versteckte Käfigeier bei Eigenmarken fast vollständig ausschließt, ist ebenfalls ein guter Schritt. Auch die Bewerbung pflanzlicher Alternativen sowie die konkreten Wachstumsziele begrüßen wir außerordentlich – es bleibt zu hoffen, dass diese übertroffen werden.

Die Negativliste hätte aus unserer Sicht noch umfangreicher werden können, deckt aber schon mehrere wichtige Bereiche ab.

Nachtrag: Neue vegane Produkte

Passend zum Ziel, seinen Umsatz im vegetarisch-veganen Bereich zu erhöhen, hat real,- kürzlich neue vegane Produkte ins Sortiment aufgenommen: Im Mai kamen Juicy Burger, Bacon Würfel und Bratwurst von LikeMeat sowie Würstchen, Salami, Streichwurst und Schinken von Veggy Friends dazu, im Juli folgten Lupinen Aufstriche, Lupinen Drinks, Lupinen Jogurt-Alternativen und ein Lupinen Dessert.

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