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MHI-Bericht: Bessere Standards für 1,3 Milliarden Hühner

Die Masthuhn-Initiative, auch European Chicken Commitment (ECC), macht europaweit Fortschritte – und beweist, dass Tierschutz und Wirtschaftlichkeit Hand in Hand gehen. Bereits 394 Unternehmen haben sich der Initiative, die wir als Teil der Open Wing Alliance mit auf den Weg gebracht haben, angeschlossen und versprechen damit höhere Tierschutzstandards für etwa 1,3 Milliarden Hühner. Der neue Fortschrittsbericht zeigt: Wir sind auf dem richtigen Weg.

Konkrete Erfolge

Zwar sind noch nicht alle Verbesserungen umgesetzt – das braucht Zeit. Aber bereits jetzt profitieren 260 Millionen Hühner von den ECC-Kriterien. Besonders erfreulich: Alle zwölf größten Mitgliedsunternehmen berichten inzwischen transparent über ihre Fortschritte, und drei der größten europäischen Masthuhn-Produzenten haben mit der ECC-konformen Produktion im großen Stil begonnen.

Um den Unternehmen realistische Umsetzungszeiten zu ermöglichen, haben wir die pauschale Frist bis 2026 angepasst. Nun können Firmen individuelle, ehrgeizige und zugleich erreichbare Fristen festlegen.

Tierschutz rechnet sich für Unternehmen

Die Unternehmen, die bereits umgestellt haben, beweisen: Tierschutz und Wirtschaftlichkeit schließen sich nicht aus. Die Zahlen sprechen für sich:

  • Weniger Tierleid, bessere Bilanz: Der norwegische Produzent Norsk Kylling meldet 39 % weniger Sterblichkeit, 79 % weniger tote Tiere auf Transporten und 80 % weniger Bauchwassersucht. Trotz drei Millionen weniger »produzierter« Hühner blieb die Fleischmenge so konstant.

  • Drastisch weniger Antibiotika: Der niederländische Produzent Plukon verzeichnet einen Rückgang um das 113-Fache beim Antibiotika-Einsatz.

  • Keine höheren Preise nötig: Die britische Supermarktkette Waitrose wird ab September 2025 zu 100 % ECC-konforme Hühner verkaufen – und das ohne Preiserhöhung. Während Konkurrenten 5,63 bis 6 £ pro Kilogramm verlangen, hält Waitrose den Preis bei 3,15 £.

  • Markterfolg durch Tierschutz: Die beiden Einzelhändler, die bereits auf 100 % ECC-konformes Hühnerfleisch umgestellt haben – Marks & Spencer und der norwegische Discounter Rema 1000 – verzeichnen überdurchschnittliches Marktwachstum.

Strategischer Erfolg in Deutschland

Ein besonderer Erfolg zeigt sich beim deutschen Haltungsform-Label: Durch unsere langjährige Arbeit und dank engagierter Lebensmitteleinzelhändler wurden die Standards in entscheidenden Punkten erhöht. Die dritte Stufe erfüllt inzwischen fast alle ECC-Kriterien – und erreicht sogar mehr Hühner als die Initiative allein. Das zeigt: Strategische Partnerschaften und unsere Arbeit zahlen sich aus.

Europaweite Fortschritte

In allen sechs großen europäischen Märkten – Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Spanien, Polen und Italien – haben sich führende Einzelhändler der Initiative angeschlossen. Auch Unternehmen aus anderen Branchen stoßen weiter dazu, darunter der Tierfutterhersteller Hill’s.

Einige bemerkenswerte Entwicklungen:

Vereinigtes Königreich: Fast alle großen Supermärkte haben Maßnahmen ergriffen, um die Besatzdichte auf die vom ECC geforderten Werte zu reduzieren. Marks & Spencer und Waitrose wollen auch die Forderungen nach langsamer wachsenden Rassen erfüllen.

Frankreich: Alle großen französischen Einzelhändler haben ECC-Commitments abgegeben. Auch die führenden Produzenten haben entweder teilweise Commitments oder sich verpflichtet, ECC-konforme Hühner zu liefern. Der Produzent LDC verpflichtete sich zur bisher größten Umstellung: 120 Millionen Hühner jährlich bis 2028 – rund 12 % der gesamten französischen Produktion. Außerdem hilft LDC anderen Unternehmen bei der Umsetzung der Kriterien.

Norwegen: Der Supermarkt Rema 1000 verkauft bereits 96 % ECC-konforme Hühner, geliefert von Norsk Kylling. Der norwegische Ethikrat empfahl ein Verbot schnell wachsender Rassen.

Dänemark: Der gesamte Convenience-Sektor mit rund 40 Unternehmen hat sich angeschlossen – ein beispielhafter Branchen-Wandel. Die Tierschutzorganisation Anima wirkt auf eine Überarbeitung des nationalen Tierwohl-Labels hin und hat bisher überwiegend positive Signale erhalten.

Spanien: Sechs der zehn größten Supermarktketten haben sich zur Einhaltung der ECC-Kriterien verpflichtet.

Niederlande: Jumbo verzichtet als erste Kette vollständig auf Fleisch-Rabattaktionen und will bis 2030 ein Verhältnis von 60 zu 40 % bei pflanzlichen zu tierischen Proteinen erreichen.

Wie wir gemeinsam weitermachen

Der Report zeigt, was durch gemeinsames Engagement möglich ist. In der EU werden jährlich 6,1 Milliarden Masthühner geschlachtet – allein in Deutschland 627 Millionen. 84 % stammen noch immer aus qualvoller Turbozucht, aber der Wandel ist spürbar: Die Masthuhn-Initiative könnte zum neuen europäischen Mindeststandard werden.

Ihre Unterstützung ermöglicht es uns, weiter Druck auf Unternehmen auszuüben und gleichzeitig konstruktive Partnerschaften einzugehen. Unternehmen, die jetzt handeln, sichern sich Wettbewerbsvorteile und stärken das Vertrauen der Verbraucher:innen.

Wir helfen Unternehmen dabei, ambitionierte Ziele nicht nur zu setzen, sondern auch umzusetzen. Wir fordern sie auf, transparent über Fortschritte zu berichten, detaillierte Roadmaps zu veröffentlichen und aktiv an der Umsetzung zu arbeiten.

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