Helden des veganen Alltags
Das Thema »vegan« ist zurzeit so populär wie nie zuvor. Regelmäßig erscheinen Artikel über die vegane Lebensweise in Tages- und Wochenzeitungen, Frauen- und Lifestyle-Magazinen. Auch das Fernsehen nimmt sich des Themas verstärkt an. Im Mittelpunkt stehen dabei neben Hintergrundinformationen und Rezepten zumeist die »Stars« der Szene, vegane Köche und Autoren wie auch vegane Prominente. Ohne Zweifel haben diese einen großen Anteil daran, der veganen Lebensweise den Weg von einem Nischendasein in die Mitte der Gesellschaft zu ebnen.
Doch zur positiven Entwicklung der letzten Jahre trugen noch viele mehr bei – unzählige Aktive mit ihren Infoständen und -veranstaltungen, zahlreiche Blogger, die uns online an ihrem veganen Leben teilhaben lassen, Tierschützer und Tierrechtler und ihre Aufklärungsarbeit, mutige Unternehmer, die sich mit veganen Cafés, Imbissen, Restaurants und Läden selbständig gemacht oder vegane Produkte entwickelt haben. Aber auch Einzelpersonen, die eine gute Idee in die Tat umsetzten. Sie alle sorgen dafür, die vegane Lebensweise zu verbreiten und positiv zu besetzen, und überzeugen dadurch unzählige Menschen davon, sich für ein tierleidfreieres Leben zu entscheiden. Damit sind sie für uns »Helden des veganen Alltags« und in diesem Artikel möchten wir einige von ihnen vorstellen.
Nachdem Jennifer Hetzel vegan geworden war, hatte sie bald das Bedürfnis, sich auch über diese persönliche Entscheidung hinaus zu engagieren, und gründete daher den veganen Stammtisch in Fürth. Schnell stellte sie fest, dass es nicht immer ganz einfach war und einer längeren Recherche bedurfte, vegane Produkte auch vor Ort zu finden – obwohl diese, wie sich herausstellte, auch in ländlicheren Gegenden in ausreichender und abwechslungsreicher Menge in normalen Supermärkten vorhanden sind. Da das unübersichtliche Angebot manchen Neuveganern den Einstieg deutlich erschwert, beschloss sie, aktiv zu werden und Abhilfe zu schaffen.
Nach einer ersten persönlichen Anfrage und folgendem Mail- und Telefonaustausch gab im Herbst 2011 der Filialleiter der REWE-Filiale in Obermichelbach die Erlaubnis, alle veganen Produkte in seinem Markt mit entsprechenden Schildern zu kennzeichnen. Es folgte ein Aktionstag mit einem Infostand und Verköstigung unter Verwendung der vorhandenen Produkte. All dies wurde von der Kundschaft sehr positiv aufgenommen, die örtliche Presse berichtete und auch der Filialleiter war so zufrieden, dass er inzwischen weitere vegane Produkte ins Sortiment aufgenommen hat. Ebenfalls auf Jennifers Initiative hin hat zusätzlich seit kurzem der Edeka-Markt in Fürth eigens ein Regal mit Kennzeichnung »Vegane Produkte« geschaffen, in das sie und ihre Mitstreiter alle veganen Produkte des Supermarkts zur besseren Auffindbarkeit einsortieren durften. Zunächst noch eher abseits im Markt positioniert, hat es inzwischen einen zentralen Platz bekommen und wird nicht nur von den veganen Kunden häufig und gerne genutzt.
Auch der Besitzer des Düsseldorfer Imbiss Jade, Kim Trieu, hatte irgendwann das Gefühl, seine persönliche Überzeugung bezüglich einer pflanzlichen Ernährung auch weitergehend – in diesem Fall in seiner Arbeit – umsetzen zu müssen. Bisher hatte er in seinem asiatischen Imbiss auch Fleisch- und Fischgerichte angeboten, entschloss sich aber nun, komplett auf eine vegetarisch-vegane Karte umzustellen. Angesichts der Tatsache, dass ein Imbiss-Restaurant wie seines gerade auch auf Stammkundschaft angewiesen ist, ein mutiges Wagnis. Und es war leider tatsächlich so, dass nicht nur wie zuvor einkalkuliert 30% der bisherigen Kunden fernblieben, sondern über die Hälfte der Stammkundschaft wegbrach.
Doch Trieu und sein Team ließen sich nicht beirren, zu wichtig war ihnen der Respekt vor den Tieren, auf den auch in der Karte hingewiesen wird. Und allmählich wendete sich das Blatt, es stellten sich neue Kunden ein, weil sich das Angebot in vegetarischen und veganen Kreisen schnell herum sprach. Es kommen aber auch wieder viele Fleischesser, die sich gerne einmal pflanzlich ernähren und hier auch nichts vermissen. Auch in den schwierigeren Zeiten nach der Umstellung hat der Besitzer den Schritt nie bereut, zu wichtig war ihm, einen Beitrag für Mensch, Tier und Umwelt zu leisten. Das Angebot wird als vegetarisch deklariert, alle Speisen sind aber entweder schon vegan oder können auch vegan zubereitet werden. Auf längere Sicht und bei noch größerer Nachfrage möchte Kim Trieu auch gerne auf ein komplett veganes Angebot umstellen.
Ein veganer Lebensstil beschränkt sich in vielen Fällen nach einiger Zeit nicht allein auf die Ernährung, sondern beeinflusst auch weitere Bereiche wie Kleidung und Kosmetik, da auch für diese viele Tierprodukte eingesetzt werden. Auch hierzu findet man inzwischen viele Tipps im Internet oder über Gleichgesinnte bei Stammtischen und im Freundeskreis. Und so nimmt auch das Angebot an veganen Kosmetika wie auch Schuhen und Kleidung stetig zu. Schwierig wird es allerdings – das hört man immer wieder – wenn einmal wieder der Gang zum Friseur ansteht. Nur wenige Friseure kennen sich mit der Thematik aus, wissen über die Inhaltsstoffe der von ihnen verwendeten Produkte Bescheid oder kennen Alternativen. So gibt es nicht wenige Veganer, die zum Friseurbesuch ein eigenes Shampoo und eigene Stylingprodukte mitnehmen. Andere nehmen die nicht veganen Produkte in Kauf.
Zumindest für Berliner gibt es aber jetzt Abhilfe, denn seit Mitte Januar 2013 arbeitet Anja Reichert als vegane Friseurin im Haarstudio Weinhönig, in dem sie auch ihr Handwerk gelernt hat. Dass im Salon Weinhönig schon vorher tierversuchsfreie Produkte verwendet wurden, war mit ein Grund für die damalige Vegetarierin, dort ihre Ausbildung zu beginnen. Als sie dann vegan wurde, begann sie zu recherchieren, welche der Stylingprodukte und Farben vegan sind, und verwendet heute ausschließlich diese. Seitdem sie dieses vegane Angebot über Flyer und Mundpropaganda bekannt gemacht hat, ist der Zuspruch sehr groß. Es kommen zum einen viele vegane Neukunden, aber auch Altkunden werden zunehmend für das Thema sensibilisiert. Anja Reichert selbst freut sich sehr die bereichernden Gespräche mit ihren Kundinnen und Kunden.
Alle drei Beispiele zeigen in unseren Augen sehr schön, wie jeder Einzelne, sei es privat oder auch beruflich, viel bewegen und etwas für die vegane Sache und somit auch für die Tiere tun kann. Wir haben hier nur drei Geschichten aus vielen weiteren vorstellen können, die wir im Rahmen der Recherche für diesen Artikel kennengelernt haben, und können uns gut vorstellen, zukünftig von weiteren motivierenden und inspirierenden Menschen und ihren Taten zu berichten. Möchten Sie sich auch engagieren, wissen aber noch nicht, wie? Dann finden Sie sicherlich in unseren Tipps zum Aktivwerden einige gute Hinweise.