Bio-veganer Landbau ist eine reale Alternative
Als Alternative zum verheerenden »System Agrarindustrie« wird gegenwärtig zumeist die ökologisch-bäuerliche Landwirtschaft ins Feld geführt. Mit speziellem Blick auf die Tiere, deren fragwürdige agrarwirtschaftliche Behandlung allzu oft Auslöser immer neuer Skandale und Diskussionen ist, gibt es allerdings noch eine weitere Alternative: den bio-veganen Landbau. Zwar teilt dieser durchaus einige grundlegende Ansätze mit der ökologisch-bäuerlichen Ausrichtung – z. B. die Abkehr vom rein gewinn- und produktivitätsorientierten Wirtschaften oder die Ökologisierung der Landwirtschaft – doch geht er gerade in tierethischen Belangen durch die Ablehnung jeglicher »Nutztier«-Verwendung noch einen konsequenten Schritt weiter.
Beginn und Verbreitung des bio-veganen Landbaus
Erste praktische Umsetzungsversuche eines bewusst betriebenen Landbaus ohne »Nutztiere« lassen sich bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts zurückverfolgen. Namentlich ist hier etwa die Schweizerin Mina Hofstetter, eine Pionierin des Biolandbaus, hervorzuheben. Zum Ende desselben Jahrhunderts begründete das Vegan Organic Network (VON) in England den bio-veganen Land- und Gartenbau mit der Absicht, ökologische Landbewirtschaftung mit veganen Grundidealen zu verbinden. Spätestens dies gab der Idee eines von »Nutztieren« gänzlich freien Landbaus konkrete, richtungsweisende Gestalt.
So betreibt das VON einen kleinen Anbauverband, der bio-vegane und durch eine unabhängige Organisation kontrollierte Standards entwickelt hat, die kommerzielle Erzeuger als Richtlinie nutzen können. Durch ein eigenes Label können zudem bio-vegane Betriebe und Produkte zertifiziert werden. Angeregt durch die Initiative des VON sind inzwischen auch weit über die Grenzen Englands hinaus bio-vegan wirtschaftende Höfe und bio-vegane Netzwerke, wie das Veganic Agriculture Network (VAN) in Nordamerika und der Förderkreis Biozyklisch-Veganer Anbau e. V. in Deutschland, gegründet worden.
Ziele und Grundsätze des bio-veganen Landbaus
Die wichtigsten Ziele und Grundsätze des bio-veganen Landbaus sind:
- das Anstreben enger Stoffkreisläufe
- der Verzicht auf synthetische Düngemittel, Pestizide und gentechnisch veränderte Organismen
- der Verzicht auf Tierhaltung sowie Produkte aus Tierhaltung oder -schlachtung (Mist, Gülle, Knochen-, Blut- oder Hornmehl, Haarpellets etc.)
- außerdem dezentrale Strukturen, eine möglichst regionale Erzeugung und Vermarktung
- sowie Ressourcenschonung und die Förderung der Artenvielfalt
Bodenfruchtbarkeit und Grünlanderhalt
Als Alternativen zu tierlichen Düngemitteln werden im bio-veganen Landbau zur Förderung der Bodenfruchtbarkeit vor allem die Gründüngung, Mulch, rein pflanzlicher Kompost oder auch mit rein pflanzlichen Materialien gewonnene Terra preta (Schwarzerde) verwendet. Zudem werden angemessene Fruchtfolgen (die Aufeinanderfolge verschiedener Kulturpflanzen auf einer landwirtschaftlichen Fläche) geplant, um etwa eine ausreichende Stickstoffversorgung des Bodens mittels Leguminosen (Hülsenfrüchtler) oder eine Verbesserung der Phosphataufnahme von Pflanzen zu gewährleisten.
Was den Erhalt von Grünland betrifft, so ergeben sich auch beim bio-veganen Landbau wertvolle Nutzungsmöglichkeiten für Wiesen und Weiden, z. B. durch Mähen zur Gewinnung von Kompostmaterial oder mit der Nutzung als Obstwiesen. In geeigneten Gebieten könnte darüber hinaus aber auch die Entwicklung zu artenreichen, klimaschutzrelevanten Naturwäldern zugelassen sowie die Wiedervernässung von Moorwiesen (u. a. als wertvolle Kohlenstoffspeicher, Filtersystem für das Grundwasser und Förderung der Artenvielfalt) angestrebt werden.
Für eine bio-vegane Landwirtschaft als Alternative
Dass der bio-vegane Landbau funktioniert, beweisen einige seit vielen Jahren bio-vegan ausgerichtete Höfe. Dass er notwendig ist, belegt der generell inakzeptable Umgang mit Millionen von »Nutztieren« und die Tatsache, dass der Fleischkonsum entgegen zahlreicher gesundheitlicher und umweltbezogener Bedenken viel zu hoch ist. Zudem steigt bereits zum jetzigen Zeitpunkt die Zahl der Menschen kontinuierlich, die sich über eine vegane Lebensweise gegen jegliche Züchtung, Haltung und Verarbeitung von »Nutztieren« aussprechen.
Anzustreben sind daher eine drastische Senkung der Tierbestandszahlen und des Tierkonsums sowie eine stärkere politische Berücksichtigung vor allem auch der bio-veganen Alternative (v. a. als Lieferant tierethisch unbedenklicher Produkte). Nicht zuletzt sollte aber auch ein Austausch zwischen den Vertreter:innen unterschiedlicher agrarindustrieller Alternativen verstärkt angestrebt werden. So sind etwa Erkenntnisse aus der tierlosen ökologischen, aber noch mit Mist und Gülle düngenden Landwirtschaft auch für den bio-veganen Landbau interessant, umgekehrt können Erkenntnisse aus dem bio-veganen Landbau bereits tierlos arbeitenden Ökobetrieben dabei helfen, sich auch noch von tierlichen Düngemitteln unabhängig zu machen.
Abschließend: Selbst wenn sich ein bio-veganer Landbau zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht überall durchführen ließe, so kann daraus noch längst nicht gefolgert werden, dass er nicht zumindest überall dort eingeführt werden sollte, wo es bereits möglich ist. Die Tiere, die Umwelt und letztlich auch die Menschen können von der Stärkung dieser Alternative letztlich nur profitieren.