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Tiertransporte: der lange Weg zum Schlachthof

Tiertransport
© Casarsa – iStock

Allein in Deutschland werden pro Jahr rund 750 Mio. sogenannte »Nutztiere« unter meist erschütternden Bedingungen gemästet und geschlachtet. Dafür werden die Tiere – in der Regel mehr als einmal – transportiert.

Der erste Tiertransport erfolgt häufig kurz nach dem Zurweltkommen, da »Nutztiere« meistens in spezialisierten Betrieben gezüchtet und von dort aus zu den Mastbetrieben gebracht werden, die oft in anderen Bundesländern oder sogar im Ausland liegen.

Wenn die Tiere »schlachtreif« sind, werden sie zum Schlachthof gebracht. Da kleine, regionale Betriebe zunehmend durch wenige große, zentral gelegene Schlachthöfe ersetzt werden, werden die Tiertransporte immer länger. Im Falle der Lebendexporte werden die Tiere teilweise tage- oder sogar wochenlang unter oft grausamen Bedingungen transportiert.

Zahlreiche Mängel bei Tiertransporten

Zwar gibt es Vorschriften wie die Tierschutztransportverordnung, welche die Transportbedingungen regeln sollen. Zum Beispiel dürfen »Nutztiere« im Rahmen innerstaatlicher Transporte zu einem Schlachtbetrieb eigentlich nicht länger als acht Stunden befördert werden, aber es gibt mehrere Ausnahmeregeln und auch ohne die Ausnahmen wäre die Verordnung nur schwach.

Tiertransport-Kontrollen bringen regelmäßig erhebliche Mängel bei der Umsetzung zutage. Der Bericht der Bundesregierung über die im Jahr 2013 in Deutschland durchgeführten Kontrollen von Tiertransporten macht zudem deutlich, welch eklatante Missstände herrschen: Bei 23 Prozent der kontrollierten Schweinetransporte, 38 Prozent der Rindertransporte und 34 Prozent der Schaftransporte wurde gegen geltende Vorschriften verstoßen. Aus Profitinteresse überladene Transporter, defekte Lüftungsanlagen, mangelnde Wasserversorgung oder eine fehlerhafte Anbindung machen den Tieren die Fahrt zur Qual – besonders in den wärmeren Monaten und Regionen. Hinzu kommt, dass auch Tiere befördert werden, die eigentlich nicht transportfähig sind, z. B. aufgrund von Schwangerschaft. Teilweise müssen Mutterkühe ihre Kälber noch während des Tiertransports zur Welt bringen, oder sie werden mit dem Kalb im Leib geschlachtet, was zu einem qualvollen Erstickungstod des Kalbs führt.

Internationale Tiertransporte

Besonders schlimm trifft es die Tiere, die auf überfüllten LKWs quer durch Europa und darüber hinaus transportiert werden. Dies widerfährt mehr als 360 Millionen Tieren pro Jahr – Geflügeltiere nicht mit eingerechnet. So werden alleine 200.000 Rinder jährlich aus religiösen Gründen zum Schächten nach Nordafrika und in den Nahen Osten transportiert. Die Enge auf den Transportern, das Stehen in stark verschmutzter Einstreu und quälender Durst sowie die klimatischen Bedingungen machen die Fahrt zu einer Tortur. Auch Ruhe- oder Melkzeiten werden oft nicht eingehalten.

An den EU-Außengrenzen müssen die Tiere manchmal mehrere Tage bei Temperaturen bis über 50 Grad in den wartenden Transportern ausharren. Versorgt werden sie auf den wochenlangen Tiertransporten nur mit dem Nötigsten, einige sterben unterwegs. Hinzu kommen häufig Misshandlungen der völlig erschöpften und teilweise verletzten Tiere durch Tritte, Stockschläge und Elektroschocks an den Verladehäfen. Diese Praxis rentiert sich trotz der Verluste, denn die Beförderung von Fleisch ist aufgrund der notwendigen Kühlung teurer.

Rechtliche Lage

Die 2007 in Kraft getretene europäische Verordnung zum Schutz der Tiere beim Transport stellt nur einen wenig ändernden Kompromiss der Mitgliedsstaaten dar. Laut diesen Bestimmungen hat ein 100 kg schweres Schwein nicht einmal 0,5 Quadratmeter Platz und Rinder dürfen bis zu 29 Stunden am Stück transportiert werden.

Hinzu kommt, dass die Kontrollfrequenz zu niedrig ist und bei über 60 Prozent der festgestellten Verstöße nur Belehrungen ausgesprochen werden, also keine rechtlichen Konsequenzen für die Spediteure folgen. Trotz der europaweiten 8hours-Kampagne mit mehr als 1 Million Unterschriften, bei der eine Begrenzung der Transportzeit innerhalb der EU auf 8 Stunden gefordert wurde, und obwohl sich die Mehrheit der Abgeordneten der Forderung mit der Schriftlichen Erklärung 49/2011 angeschlossen haben, teilte die EU-Kommission im März 2014 lediglich mit, dass statt einer Zeitbegrenzung eine konsequentere Umsetzung der bestehenden Bestimmungen erfolgen solle.

Bei der deutschen Agrarministerkonferenz im September 2014 haben die Minister sich für länderübergreifende Schwerpunktkontrollen von Tiertransporten ausgesprochen, um die Einhaltung der geltenden Regeln sicherzustellen. Zu welchen praktischen Konsequenzen dies führt, bleibt abzuwarten.

Was Sie gegen Tiertransporte tun können

Einen Beitrag gegen Tiertransporte kann jeder Einzelne durch den Konsum pflanzlicher Produkte leisten, für die keine Tiere befördert und geschlachtet werden müssen. Wenn Sie Ihre Ernährung teilweise oder ganz umstellen möchten, dann empfehlen wir Ihnen die Vegan Taste Week, die Sie eine Woche lang mit Rezepten, praktischen Tipps und Hintergrundinformationen versorgt.

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