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Verbände warnen vor Rückschritten in der EU-Agrarpolitik

40 Verbände aus Umwelt-, Natur-, Klima-, Verbraucher- und Tierschutz, darunter die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt, schlagen Alarm: Die aktuellen Vorschläge der EU-Kommission zur Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Mitgliedstaaten sind eine deutliche Verschlechterung gegenüber dem bisherigen Kurs. Es drohen massive Wettbewerbsnachteile für Betriebe, die heute schon besonders ressourcenschonend wirtschaften und damit mehr für Tiere, Umwelt und Klima leisten.

Die Verbände sehen darin einen klaren Bruch mit der bisher – wenn auch oft zu langsamen – Weiterentwicklung der GAP. Angesichts des besorgniserregenden Zustands von Biodiversität, Böden und Gewässern in Europa ist ein solcher Kurs politisch und ökologisch unverantwortlich. Die Verbände fordern deshalb deutliche Nachbesserungen.

Wird teuer: Europas Ökosysteme unter Druck

Die Europäische Umweltagentur (EUA) beschreibt in ihrem aktuellen Bericht ein alarmierendes Bild:

  • 81 % der geschützten Lebensräume sind in einem schlechten oder sehr schlechten Zustand.

  • 60 bis 70 % der Böden sind degradiert.

  • 62 % der Gewässer weisen einen schlechten ökologischen Zustand auf.

Die EUA warnt: Ohne grundlegende Veränderungen der Produktions- und Konsumsysteme wird dieser Zustand verschärft. Die Klima- und die Biodiversitätskrise sind dabei auch eine massive Gefahr für die Wirtschaft, denn die Folgen sind teuer und bedrohen die Wettbewerbsfähigkeit Europas.

GAP nach 2027: Was die Verbände kritisieren

Bereits im Juli 2025 legte die EU-Kommission Vorschläge für den nächsten EU-Haushalt und die GAP nach 2027 vor. Nach einer umfassenden Analyse stellten die 40 Verbände ihre Forderungen am 1. Dezember vor. In einer gemeinsamen Stellungnahme zeigen sie die zentralen Problemfelder auf:

  • Statt das Prinzip »öffentliches Geld für öffentliche Leistungen« auszubauen, droht eine Rückkehr zu weitgehend pauschalen Flächenprämien – mit entsprechend geringen Anreizen für mehr Tier- und Umweltschutz.

  • Da Mitgliedstaaten künftig deutlich mehr Spielräume bei ökologischen und sozialen Standards erhalten sollen, droht eine Renationalisierung der Agrarpolitik. Das erhöht die Gefahr eines Unterbietungswettbewerbs (»race to the bottom«), bei dem Länder durch möglichst niedrige Anforderungen versuchen, ihre Betriebe im Binnenmarkt und auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu halten.

  • Die geplanten Änderungen reichen nach Einschätzung der Verbände nicht aus, um Bäuer:innen gegenüber mächtigen Akteuren wie Schlachtunternehmen, Molkereien und Handel zu stärken. So könnte der notwendige Umbau der Landwirtschaft an den wirtschaftlichen Realitäten der Betriebe scheitern.

Was jetzt nötig ist: Forderungen der Verbände

Um wirksame Umwelt- und Tierschutzmaßnahmen in der EU zu stärken, fordern die Verbände:

  1. Ein Mindestbudget für konkrete Umwelt-, Klima-, und Tierschutzleistungen, mindestens auf dem heutigen Niveau und perspektivisch steigend (»no backtracking«).

  2. Gezielte Förderung ambitionierter Maßnahmen, statt diese finanziell zu benachteiligen.

  3. Eine differenzierte Basisprämie, die nicht nur nach Betriebsgröße oder Region, sondern auch nach Umwelt- und Tierschutzkriterien gestaltet wird.

  4. EU-weit verbindliche ökologische Mindeststandards, z. B. zum Schutz von Dauergrünland, Mooren, Feuchtgebieten sowie zu Fruchtfolgen und nichtproduktiven Flächen.

  5. Konsequente Reinvestition von Einsparungen in anreizbasierte Umwelt-, Klima- und Tierschutzprogramme.

  6. Eine konzeptbasierte Existenzgründungsprämie, die nicht primär an Flächen gebunden ist.

  7. Bessere Kriseninstrumente, mehr Markttransparenz und faire Preise, um landwirtschaftliche Betriebe auf dem Markt zu stärken.

  8. Finanzielle Sicherung der Instrumente zur ländlichen Entwicklung.

Umbau der Tierhaltung nicht stoppen

Die Albert Schweitzer Stiftung unterstützt die Forderungen, da auch beim Schutz sogenannter Nutztiere Rückschritte drohen. Für uns ist klar: Eine zukunftsfähige Agrarpolitik muss Tierwohl, Umwelt- und Klimaschutz gemeinsam mit einer fairen Einkommensperspektive für landwirtschaftliche Betriebe denken.

»Es besteht das Risiko, dass weiterhin erhebliche öffentliche Mittel in nicht zukunftsfähige, intensive Tierhaltung statt in den dringend erforderlichen Umbau zu tiergerechteren Haltungsformen fließen. Hier muss die EU-Kommission ein kritisches Auge drauf haben. Will die Bundesregierung den Umbau der landwirtschaftlichen Tierhaltung glaubhaft vorantreiben, muss sie sich in Brüssel entschlossen für die entsprechenden Veränderungen starkmachen.«, so Andreas Manz, Senior Referent Politik der Albert Schweitzer Stiftung und GAP-Experte.

Gemeinsame Stellungnahme der Verbände

Die Stellungnahme »Notwendige Nachbesserungen der Vorschläge der EU-Kommission für die GAP nach 2027« können Sie hier nachlesen:

Sie können die Stellungnahme in der Vollbildansicht ansehen und als PDF herunterladen.

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