Eigentore der Agrarindustrie
Verfechter der industriellen Massentierhaltung verwenden gerne Argumente, die zunächst einmal schlüssig klingen und daher Laien häufig überzeugen. Diese Strategie ist oft sogar bei den Medien erfolgreich, weil eine genauere Überprüfung oft sehr aufwändig und manchmal auch nicht ohne wissenschaftliche Vorkenntnisse machbar ist.
Doch manchmal lehnen sich unsere Gegner so weit aus dem Fenster, dass die Haltlosigkeit ihrer Argumente schnell offensichtlich wird. So haben britische Massentierhalter kürzlich den bereits in Deutschland so ähnlich gemachten Fehler wiederholt, zu behaupten, dass die Freilandhaltung von Masthühnern die gesamte Fläche Englands beanspruchen würde. Unsere britischen Kollegen von Compassion in World Farming haben diese Behauptung überprüft. Das Ergebnis: In Wahrheit wäre weniger als ein Tausendstel der landwirtschaftlich genutzten Fläche Großbritanniens notwendig.
Um Legebatterien zu verteidigen, hatte die deutsche Agrarlobby früher behauptet, die gesamte Fläche Deutschlands würde benötigt werden, um alle Hennen in Freilandsystemen zu halten. Die Wahrheit erinnert an den oben genannten Fall: Die Fläche von Potsdam (ca. ein Tausendstel der deutschen Fläche) würde mehr als ausreichen. Peinlich, wenn jemand nachrechnet.
Ein weiteres schönes Eigentor hat kürzlich der Dachverband der US-amerikanischen Schweineproduzenten geschossen: Als Aprilscherz hatte ein Satiremagazin auf seiner Internetseite Einhornfleisch in Dosen angeboten angeboten und dabei den Slogan »das andere weiße Fleisch« der US-Schweinefleischindustrie verballhornt. Wenig später erhielten die Satiriker ein zwölfseitiges Schreiben einer großen Anwaltskanzlei, in dem behauptet wurde, dass mit dem Vertrieb des Einhornfleisches als »anderes weißes Fleisch« die Rechte der Schweinefleischindustrie verletzt würden.
Die Satiriker riefen daraufhin bei der Kanzlei an. Was geschah, nachdem sie den Anwälten erklärt hatten, dass es ihr Einhornfleisch in Wirklichkeit gar nicht gibt, beschreiben sie als »peinlich berührte, lange Pause«.