Aldi verspricht bis 2030 »Haltungswechsel«
Zur Ankündigung von Aldi Nord und Aldi Süd, bis 2030 komplett auf Frischfleisch von Rindern, Schweinen, Hühnern und Puten aus den »Haltungsform«-Stufen 1 und 2 zu verzichten und nur noch Fleisch der Stufen 3 und 4 anzubieten, erklärt Mahi Klosterhalfen, Präsident der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt:
»Aldi geht mit dieser Ankündigung weit über das hinaus, was sich Agrarindustrie und Politik bislang in den nächsten zehn Jahren vorstellen konnten. Auch wenn Kritik immer möglich und wichtig ist: Das Vorhaben ist im Großen und Ganzen äußerst lobenswert und setzt Maßstäbe.
Bislang hat sich der deutsche Lebensmitteleinzelhandel von einem kleinen Schritt zum nächsten gehangelt und der Zeithorizont umfasste maximal drei Jahre. Aldi will jetzt deutlich größere Schritte gehen und legt ein Grobkonzept für ein ganzes Jahrzehnt vor. Das ist neu und wichtig. Wir hoffen, dass das einen Wandel im Einzelhandel einläutet und auch die anderen Unternehmen anfangen, größer zu denken.
Wir gehen davon aus, dass Aldi sein Versprechen sehr ernst meint und einiges in Bewegung setzen wird, um die Umstellung zu sichern. Es wird sicherlich eine Herausforderung, genug Lieferanten an Bord zu holen. Denn der Deutsche Bauernverband und die restliche Agrarindustrie wollen Fortschritt nur mit angezogener Handbremse. Die will Aldi jetzt ein Stück weit lösen.
Wir erwarten auch gesellschaftlich positive Auswirkungen: Durch die höheren Tierschutzstandards wird Fleisch etwas teurer werden. Dadurch wird der Konsum etwas zurückgehen. Diese Entwicklung ist überfällig, wenn man bedenkt, dass der hohe Fleischkonsum wesentlich zu Krankheiten, Umweltschäden sowie grausamen Bedingungen in der Zucht, Mast und Schlachtung von Tieren beiträgt.
Kritisch sehen wir vor allem, dass die Überzüchtung von Schweinen und Rindern in den ›Haltungsform‹-Stufen 3 und 4 nicht angegangen wird. Auch dass derzeit noch alle Bio-Standards in Stufe 4 ein Zuhause finden, ist problematisch. Denn leider erfüllt der Großteil der Bio-Ware bei weitem nicht das, was Verbraucherinnen und Verbraucher sich vorstellen. Hier hat sich eine Art Industrie-Bio mit enttäuschenden Tierschutzstandards etabliert, was fast nur Insider mitbekommen haben. Wenn Bio jetzt noch weiter an Bedeutung gewinnt, wird auch der Druck von Tierschutzorganisationen wachsen, dass Bio seinem Ruf gerecht werden muss.«
Erst im November 2020 hatte Aldi sich als erster Lebensmitteleinzelhändler in Deutschland zur Europäischen Masthuhn-Initiative bekannt. Die Kriterien der Initiative wird Aldi bis 2026 umsetzen.