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Eine Mutter liebt ihr Kind

Muttertag: Kuhmutter mit Zwillingen
© Johannes Jung

Am zweiten Sonntag im Mai feiern wir Muttertag. Dabei denken wir meistens nur an menschliche Mütter und vergessen, dass auch zwischen vielen Tiermüttern und ihren Kindern innige Beziehungen entstehen können, insofern wir das nicht verhindern.

Wir hoffen, dass der folgende Text der Veterinärmedizinerin Dr. Holly Cheever dazu beiträgt, auch die Mutterliebe der sogenannten Nutztiere anzuerkennen. Selbstverständlich geht es uns nicht darum, die Gefühle von Menschen abzuwerten. Vielmehr möchten wir Aufmerksamkeit dafür schaffen, dass wir viele grundlegende Eigenschaften und Gefühle mit anderen Tieren teilen.

Mutterliebe

Ich möchte Ihnen hier eine Geschichte erzählen, die ebenso wahr wie herzzerreißend ist.

Nach meinen Abschluss als Veterinärmedizinerin arbeitete ich in einer Tierarztpraxis für die Milchwirtschaft. Durch meinen behutsamen Umgang mit den Milchkühen wurde ich als Tierärztin sehr beliebt. Eines Tages rief mich einer meiner Kunden an und berichtete mir von einem rätselhaften Vorfall: Eine seiner Kühe hatte in der Nacht zuvor ihr fünftes Kalb auf natürlichem Wege auf der Weide zur Welt gebracht; sie hatte ihr neugeborenes Baby zum Stall gebracht und musste alleine in den Melkstand gehen, während ihr das Kalb weggenommen wurde, wie dies immer geschah. Ihr Euter war jedoch vollkommen leer und blieb es auch über mehrere Tage.

Da sie gerade Mutter geworden war, hätte sie normalerweise an die 47 Liter Milch täglich produzieren müssen; doch obwohl sie kerngesund war – ihr Euter blieb leer. Sie lief jeden Morgen nach dem ersten Melken hinaus auf die Weide, kehrte zum Melken am Abend zurück und wurde über Nacht wieder auf die Weide gelassen – dies geschah in einem Milchbetrieb, wo den Rindern ein Minimum an Lebensfreude und natürlichem Verhalten zugestanden wurde – dennoch war ihr Euter niemals mit den großen Mengen an Milch geschwollen, die für eine Mutter normal gewesen wären, die gerade ihr Kind zur Welt gebracht hat.

In der ersten Woche nach der Geburt wurde ich zweimal gerufen, diese mysteriöse Kuh zu untersuchen, doch ich konnte das Rätsel nicht lösen. Schließlich, am elften Tag nach der Geburt, rief mich der Bauer an. Er hatte die Lösung gefunden. Er war der Kuh nach dem morgendlichen Melken auf die Weide gefolgt und entdeckte den Grund für das Mysterium: sie hatte Zwillinge zur Welt gebracht und in einer bovinen Abwandlung von »Sophies Entscheidung« hatte sie einen der Zwillinge zum Bauern gebracht und den anderen im Wald am Rande der Weide versteckt, sodass sie jeden Tag und jede Nacht bei ihrem Baby sein konnte; das erste Baby, das sie ENDLICH selbst säugen durfte – und ihr Kalb saugte die ganze Milch mit Wonne auf. Obwohl ich den Landwirt anflehte, sie und ihren Sohn beisammen zu lassen, verlor sie auch dieses Kind – in die Hölle der Kälberboxen.

Denken Sie einen Moment über die komplexen Gedankengänge nach, die diese Mutter an den Tag legte. Zuerst einmal hatte sie Erinnerungsvermögen – die Erinnerung an vier Verluste: immer, wenn sie ihr neugeborenes Baby zum Stall brachte, sah sie dieses nie wieder (herzzerbrechend für jede Mutter). Zweitens war sie in der Lage, einen Plan auszuarbeiten und umzusetzen: das Hinbringen ihres Kindes zum Bauern führte unvermeidlich dazu, dass sie ihr Kind verlor, also musste sie ihr Baby versteckt halten – so wie es  z. B. auch Rehe tun – indem sie es im Wald beließ, wo es sich bis zu ihrer Rückkehr still verhielt. Drittens – und ich weiß selbst nicht, wie ich dies deuten soll – gab sie dem Bauern ein Kind und behielt das andere, anstatt beide zu verstecken, denn das hätte den Verdacht des Bauers geweckt (eine schwangere Kuh verlässt den Stall, eine nicht mehr schwangere Kuh kehrt am nächsten Morgen ohne Baby zurück). Ich weiß nicht, wie sie dies wissen konnte – es hätte logischer geschienen, wenn eine verzweifelte Mutter beide Kinder versteckt hätte.

Alles, was ich weiß, ist dies: hinter den wunderschönen Augen einer Kuh geht sehr viel mehr vor, als wir Menschen ihr jemals zugestanden haben; und ich als Mutter, die das Glück hatte, alle meine Babys stillen zu können und nicht die Qualen des Verlustes meiner geliebten Kinder durchleben musste, kann ihren Schmerz nur allzu gut nachvollziehen.

(Freie Übersetzung eines ursprünglich bei Action for Animals veröffentlichten Artikels)

Was Sie tun können

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