Masthuhn-Report 2024: Lebensmittelbranche im Check
Obwohl in Deutschland insgesamt immer weniger Fleisch gegessen wird, steigt der Verzehr von Hühnerfleisch. 2023 wurden in Deutschland mehr als 626 Millionen »Masthühner« geschlachtet – mehr als fünfmal so viele wie Schweine, Rinder, Puten, »Legehennen« und alle anderen Tiere zusammen. Gleichzeitig wollen immer mehr Verbraucher:innen besseren Tierschutz: 90 % der Deutschen möchten, dass es den »Nutztieren« besser geht, als es derzeit der Fall ist1.
Wie reagieren Unternehmen aus der Lebensmittelbranche darauf? Was tun sie, um die Haltungsprobleme von Hühnern wie zu wenig Platz und Langeweile zu verbessern oder Krankheiten und Qualzucht zu reduzieren? Und folgen den öffentlichkeitswirksam abgegebenen Versprechen auch Taten?
Vier Reports für vier Branchen
Das sind Fragen, mit denen wir uns in unserem Masthuhn-Report bereits zum dritten Mal kritisch beschäftigen. Darin beleuchten wir, welche Maßnahmen die Unternehmen zur Verbesserung der Situation der Tiere ergreifen und ob sie ihr Versprechen ernst nehmen und die gesteckten Ziele auch umsetzen.
Konzentrierte sich der Report bisher auf große Restaurantketten, gehen wir in diesem Jahr einen Schritt weiter. Denn für effektiven und nachhaltigen Tierschutz muss die gesamte Lebensmittelbranche an einem Strang ziehen. Deshalb untersuchen drei neue Reports auch Supermärkte und Discounter, Lebensmittelhersteller sowie Caterer, die zum Beispiel Kantinen für Unternehmen, in Krankenhäusern oder Schulen betreiben.
Supermärkte und Discounter: Die große Macht für mehr Tierschutz nutzen
Mit dem Masthuhn-Report für Supermärkte und Discounter machen wir erstmals auf einen Blick transparent, welche der großen Handelsketten jährlich über Fortschritte berichtet, konkrete Pläne veröffentlicht, wie sie ihre Ziele erreichen wird, und wer schon tatsächliche Verbesserungen für die Hühner umgesetzt hat. Nachdem sich Aldi Nord und Süd 2020 als erste in der Branche zur Masthuhn-Initiative verpflichtet hatten, sind inzwischen acht weitere Unternehmen ihrem Beispiel gefolgt und veröffentlichen auch jährliche Berichte. Als aktuellste Neuzugänge begrüßen wir Rewe und Lidl – und erwarten, dass Edeka und Kaufland zügig nachziehen.
Tegut, Globus sowie Aldi Süd und Nord führen unsere Auswertung an und zeigen, dass es geht: Die Kriterien der Masthuhn-Initiative sind ein realistischer neuer Mindeststandard für den deutschen Lebensmitteleinzelhandel. Was der Großteil der Branche vormacht, dazu sollten auch die noch Untätigen in der Lage sein und mehr Ehrgeiz in Sachen Tierschutz entwickeln.
Eine genaue Zielplanung in Form einer sogenannten Roadmap kann dabei helfen, die Umstellung konkret zu planen, Ziele zu definieren und diese auch fristgerecht zu erreichen. Hier hinken die Supermärkte und Discounter hinterher: Bisher nutzt Globus als einzige Handelskette dieses effektive Tool und kann damit im Report punkten. Daran sollten sich andere Unternehmen dringend ein Vorbild nehmen.
Die Auswertungen für alle Lebensmitteleinzelhändler:
Tegut hat bereits alles umgesetzt, wozu das Unternehmen sich verpflichtet hatte. Mit dem höchstmöglichen Wert von 100 % erreicht der Händler damit Stufe 1 des Rankings. Das Unternehmen will prüfen, ob es seine Selbstverpflichtung auf weitere Hühnerfleisch-Produkte ausweitet.
Globus berichtet zwar noch nicht ausführlich zum bisher erreichten Fortschritt, kann aber als einziger Einzelhändler mit einem konkreten Maßnahmenplan (Roadmap) punkten. Und der kann sich sehen lassen: Vor allem bei den wichtigen Kriterien Platz und Qualzucht will das Unternehmen bis Ende des Jahres 50 % seiner Ziele erreichen. Auch wenn wir nicht die volle Punktzahl vergeben konnten, da die Roadmap nicht bis 2026 reicht, geht Globus mit 63 % und Stufe 3 aus dem Ranking hervor.
Aldi Süd erreicht mit 60 % ebenfalls Stufe 3. Gemeinsam mit Aldi Nord hat der Discounter sich bereits 2020 der Masthuhn-Initiative angeschlossen. Aktuell gibt es nur minimale Unterschiede zwischen den beiden Händlern, was die tatsächlich erreichten Verbesserungen für die Hühner angeht, wobei Aldi Süd etwas weiter vorn liegt. Mit der Ankündigung, die Haltungsformen 1 und 2 aus den Regalen zu verbannen, waren die Discounter Vorreiter. Wir erwarten eine zügigere Umstellung der besonders wichtigen Kriterien Platz und Qualzucht.
Aldi Nord zieht in der Gesamtwertung mit Aldi Süd gleich und liegt mit 60 % auf Stufe 3. Wir begrüßen wie bei Aldi Süd die detaillierten Fortschrittsberichte, wo Aldi Nord in einigen Kriterien jedoch aktuell etwas hinter dem Schwesterunternehmen liegt.
Norma erreicht mit einem Wert von 57 % Stufe 4. Der Händler demonstriert seinen Willen für bessere Standards und zeigt, dass auch Discounter mit kleinem Sortiment und wenigen Markenprodukten mehr Tierschutz umsetzen können. In diesem Jahr wurde erstmals ein ausführlicher Fortschrittsbericht mitsamt Jahresprognose veröffentlicht. Für eine vollständige Roadmap hat es nicht gereicht, aber wir begrüßen diesen wichtigen Anfang.
Bünting (Famila Nordwest und Combi) erreicht die gleiche Gesamtwertung wie Norma und damit Stufe 4. In seinem aktuellen Bericht veröffentlicht Bünting leider noch keine ausreichenden Details zur Umstellung. Die fehlende Transparenz bei den Fortschritten legt nahe, dass ein konkreter Maßnahmenplan beim Definieren und Erreichen der eigenen Ziele helfen kann.
Rewe steigt als Neuzugang mit 46 % auf Stufe 4 des Rankings ein. Der Händler hat sich im Sommer 2024 endlich dazu entschieden, mehr Verantwortung für die »Masthühner« in seinen Lieferketten zu übernehmen. Der erste Bericht ist wegen des frischen Beitritts im kommenden Jahr fällig und wurde hier nicht bewertet. Wir sind gespannt, welche Fortschritte Rewe bis dahin vorweisen kann.
Lidl hat sich erst kürzlich die Kriterien der Masthuhn-Initiative als neue Ziele gesetzt. Da der Erhebungszeitraum für die aktuelle Auswertung bereits abgeschlossen war, konnte dies nicht mehr berücksichtigt werden. Lidl geht somit ohne Punkte aus dem Ranking hervor. Doch mit Lidls aktuellem Bekenntnis zu mehr Tierschutz nur wenige Monate nach Rewe setzt sich ein erfreulicher Trend fort, den wir sehr begrüßen. Das Interesse an der Umsetzung von besseren Standards ist da. Wir sind gespannt, welche Fortschritte Lidl 2025 vorweisen kann und freuen uns, dass sich der Händler in zukünftigen Untersuchungen besser platzieren wird.
Noch immer hat sich Edeka nicht zur Masthuhn-Initiative bekannt. Bisher gibt es nur vage Äußerungen bezüglich der Abschaffung der Haltungsform Stufen 1 und 2. Für uns ein klares Zeichen mangelnden Engagements: Statt als Vorbild voranzugehen, nimmt Edeka die Rolle des Blockierers ein. Als größter Einzelhändler Deutschlands wird Edeka seiner Verantwortung nicht gerecht und geht mit null Punkten (Stufe 6) aus der Bewertung hervor.
Kaufland kann ebenfalls keinerlei Punkte erreichen. Das Unternehmen spricht zwar davon, sich im Bereich Tierschutz zu engagieren und aus den Haltungsformen 1 und 2 aussteigen zu wollen, allerdings fehlt ein verbindliches Bekenntnis zur Masthuhn-Initiative. Dadurch schafft es auch Kaufland nur auf Stufe 6.
Caterer: Tierschutz schon lange ein wichtiges Thema
Im Gesamtbild schneidet die Catering-Branche am besten ab. Alle zehn untersuchten Unternehmen haben sich bereits der Masthuhn-Initiative angeschlossen – teilweise schon vor einigen Jahren – und zeigen damit, dass Tierschutz hier ein wichtiges Thema ist. Der Großteil der geprüften Caterer veröffentlicht aktuell auch jährliche Berichte. Nur die Unternehmen Compass und Genuss & Harmonie erfüllen diesen Teil ihrer Selbstverpflichtung nicht und erhalten hier deshalb keine Punkte.
Insgesamt unterstützen derzeit 21 namhafte Caterer die Masthuhn-Initiative, um bis 2026 höhere Mindeststandards für »Masthühner« zu etablieren – darunter die Top 10 der hier bewerteten Vertragscaterer, aber auch die Betreiber eigener Betriebskantinen wie bei Mercedes-Benz oder Audi, die hier nicht untersucht wurden. Damit ist die Cateringbranche in Deutschland Vorreiter, was die Selbstverpflichtung zu mehr Tierschutz für Hühner angeht. Jetzt müssen die höheren Haltungskriterien allerdings konsequent umgesetzt werden – sonst wird die Zeit bis zur Deadline 2026 knapp. Denn selbst in dieser Branche verläuft die Umstellung insgesamt schleppend. Aktuell sehen wir nur vereinzelt Fortschritte – es bleibt viel zu tun.
So nutzt bisher kein Unternehmen öffentliche Planung mit Roadmaps, um einen konkreten Weg zu höheren Tierschutzstandards zu entwickeln. Da bisher nur wenige Caterer ausführlich zu den Kriterien berichten, lassen sich mögliche Fortschritte nicht weiter nachvollziehen. Hier erwarten wir ein deutlich höheres Tempo und mehr Details.
Im Folgenden die Ergebnisse der Unternehmen:
SV führt die Gesamtwertung mit 60 % an und liegt damit auf Stufe 3. Das Unternehmen ist seit 2020 an Bord der Masthuhn-Initiative. SV bezieht mittlerweile ein Viertel seines Hühnerfleischs aus Haltungen, die die Kriterien der Masthuhn-Initiative erfüllen.
Apetito gehört seit 2019 zur Masthuhn-Initiative, berichtet aber noch nicht umfassend über wichtige Kriterien wie Platz und Qualzucht. Das Unternehmen erhält deshalb nur wenige Punkte für die Umsetzung und landet auf Stufe 4. Positiv: Apetito tauscht sich intensiv mit Lieferanten und Expert:innen im Bereich Tierschutz aus und schult Mitarbeiter:innen zum Thema Tierschutz.
Aramark unterstützt ebenfalls schon lange die Masthuhn-Initiative. Das Unternehmen zeigt Engagement, etwa durch Aktionswochen. Aber ohne klaren Maßnahmenplan und detaillierte Berichte reicht es nur für 57 % und Stufe 4. Das Potenzial für mehr ist vorhanden, es fehlt aber an Struktur.
Auch Klüh ist seit fünf Jahren Mitglied der Masthuhn-Initiative. Durch bundesweite Aktionen sensibilisiert der Caterer seine Gäste für das Thema Tierschutz. Laut eigenen Aussagen steht Klüh in engem Austausch mit seinen Lieferanten. Doch es fehlen dokumentierte Fortschritte bei den Kriterien. Das Unternehmen erreicht wie Aramark 57 % und somit Stufe 4.
Primus – ebenfalls seit 2019 Teil der Masthuhn-Initiative – zeigt Engagement durch Aktionstage und Informationskampagnen. Das Unternehmen bezieht auch schon einen Teil seines Hühnerfleischs aus Haltungen, die die höheren Standards erfüllt. Genauere Angaben fehlen jedoch, weshalb auch Primus mit 57 % auf Stufe 4 landet.
Sodexo zeigt international starke Ansätze, berichtet aber für Deutschland kaum über Fortschritte. Ohne klare Ziele und Maßnahmenpläne erreicht das Unternehmen 53 % und damit Stufe 4. Dabei zeigt Sodexos beeindruckende Strategie im Bereich der pflanzlichen Ernährung, wie fortschrittlich und engagiert das Unternehmen handeln kann. Das wünschen wir uns auch für den Tierschutz.
L & D ist seit 2022 Teil der Masthuhn-Initiative und berichtete erstmals im Oktober 2023, hat aber bisher keine Fortschritte gezeigt. Es gibt Bemühungen, Gäste und Mitarbeiter:innen im Bereich Tierschutz aufzuklären. Wir hoffen deshalb, dass L & D zukünftig detailliert berichtet und einen konkrete Zielplanung vorlegt.
Dussmann ist der einzige Caterer in unserem Ranking, dem wir nicht die volle Punktzahl für seine Selbstverpflichtung geben können: Sie gilt nur für Betriebsrestaurants und nicht für die Klinik-/Senior:innenverpflegung. Das Unternehmen ist bereits seit 2020 Mitglied der Initiative, berichtet aber noch immer nicht detailliert zu Fortschritten. Damit reicht es nur zu einem Gesamtergebnis von 40 % und Stufe 4.
Compass erhält von uns 33 % in der Gesamtwertung und landet damit auf Stufe 5. Ein undatierter Bericht enthält kaum Details, der Fortschritt bleibt unklar. Es gibt zwar eine eigene Marke namens »Huhn mit Haltung«, aber dazu fehlen genauere Informationen.
Obwohl Genuss & Harmonie schon seit 2019 Teil der Masthuhn-Initiative ist, liegt der letzte Bericht lange zurück – trotz mehrmaliger Nachfrage gab es leider keine Updates. Ohne klaren Fahrplan und ohne Fortschrittsbericht reicht es mit einer Wertung von 33 % nur für Stufe 5.
Hersteller: Wichtige Schnittstelle zwischen Landwirtschaft, Lebensmitteleinzelhandel und Gastronomie
Noch mehr Engagement wünschen wir uns nicht zuletzt von den Lebensmittelherstellern. Zwar hat sich ein Großteil der untersuchten Unternehmen im Rahmen der Masthuhn-Initiative verpflichtet, die Haltungsbedingungen zu verbessern. Bei den tatsächlichen Fortschritten für die Hühner lassen die Ergebnisse jedoch viel Luft nach oben, ebenso wie bei Transparenz und Details zu den einzelnen Kriterien. Die Unternehmen haben sehr unterschiedliche Ausgangslagen: Das Spektrum reicht von Größen wie Nestlé, die relativ betrachtet wenig Hühnerfleisch in ihrer Lieferkette haben, bis hin zu kleineren Herstellern, die fast ausschließlich Hühnerfleisch verarbeiten. Aufwand und wirtschaftliches Risiko unterscheiden sich also je nach Unternehmen, wenn dieses sich zu mehr Tierschutz verpflichtet. Hinzu kommt, dass die Geschäftspartner eigene Anforderungen an die Hersteller haben und oft sehr stark auf günstige Preise geachtet wird.
Insgesamt haben sich bereits 22 in Deutschland tätige Hersteller der Masthuhn-Initiative angeschlossen. Im diesjährigen Report betrachten wir die Fortschritte der elf größten und wichtigsten Unternehmen dieser Schlüsselbranche für mehr Tierschutz. Dadurch, dass die Hersteller oft direkt bei den Tierhalter:innen einkaufen, können sie unmittelbare Forderungen an diese stellen und sie bei der Umstellung auf höhere Tierschutzstandards begleiten. Gleichzeitig liefern sie ihre Produkte an den Lebensmitteleinzelhandel oder die Gastronomie, die wiederum auf höhere Mindeststandards für »Masthühner« bei den Herstellern angewiesen sind, um ihre eigenen Selbstverpflichtungen erfüllen zu können.
Der Masthuhn-Report kommt für die Hersteller zu folgenden Ergebnissen:
Dr. Oetker erreicht in unserem Ranking mit insgesamt 63 % den höchsten Punktestand. Der Hersteller ist bereits im Jahr 2018 der Masthuhn-Initiative beigetreten und treibt die Umstellung aktiv voran. Durch Probleme mit Lieferanten ist der Anteil des Hühnerfleischs aus Haltungen mit höheren Standards derzeit im Vergleich zu 2022 wieder zurückgegangen, sodass wir nur wenige Punkte vergeben können. Mit der Veröffentlichung eines Maßnahmenplans geht Dr. Oetker in der Branche voran. Allerdings konnten wir hier nur Teilpunkte vergeben, denn der Plan ist zu vage gehalten. Laut eigener Aussage möchte das Unternehmen sein Versprechen bis 2026 vollständig einlösen.
Seit 2019 ist Frosta Mitglied der Initiative und liegt mit einer Wertung von 60 % nur knapp hinter Dr. Oetker. Das Unternehmen berichtet von einer erfolgreichen und kontinuierlichen Steigerung des Platzangebots für die Hühner sowie von der Einführung von robusteren Rassen. Wir vermissen im Report eine detaillierte Darstellung der konkreten Fortschritte und können nur Teilpunkte vergeben. Auch ein Maßnahmenplan fehlt.
Bofrost hat sich der Initiative bereits 2019 angeschlossen und erhält volle Punkte für seine Selbstverpflichtung sowie die Veröffentlichung seines Berichts. Besonders erfreulich: Das Unternehmen hat bereits zwei Produkte auf den Markt gebracht, die ausschließlich aus Fleisch hergestellt werden, das die Kriterien der Masthuhn-Initiative erfüllt. Beim Maßnahmenplan geht der Hersteller allerdings leer aus, denn konkrete weitere Vorhaben nennt er nicht. Bofrost erhält insgesamt 57 % und erreicht Stufe 4.
Nestlé ist bereits seit sechs Jahren Teil der Masthuhn-Initiative und bietet auch immer mehr Fleischalternativen an. Der bekannte Hersteller zeigt deutliche Motivation und berichtet, dass er bisher nur zwei Lieferanten finden konnte, die die Masthuhn-Initiative voll erfüllen. Einen Zwischenschritt könnte das Unternehmen machen, indem es Hühnerfleisch aus Betrieben mit höheren Haltungsstandards einkauft, die zumindest einen Teil der Kriterien der Initiative erfüllen. So kann es den Wandel zu mehr Tierschutz aktiv vorantreiben. Auch bei Nestlé vermissen wir aktuell noch einen ausführlichen Bericht mitsamt Maßnahmenplan. Nestlé geht mit 57 % (Stufe 4) aus dem Ranking hervor.
Nomad Foods (in Deutschland: Iglo) erreicht mit 57 % ebenfalls Stufe 4. Für seine Selbstverpflichtung erhält Nomad die volle Punktzahl. Als problematisch sehen wir jedoch, dass das Bekenntnis des Mutterkonzerns zur Masthuhn-Initiative nicht mehr online zu finden ist.
Es gibt wenige Punkte für die Umsetzung der selbstgesteckten Ziele. Der Konzern nennt für einige Märkte die Herausforderung, keine Baugenehmigungen für neue Ställe zu bekommen.
Unilever war einer der ersten Unterstützer der Masthuhn-Initiative, allerdings liegt aktuell nur eine unvollständige Selbstverpflichtung vor. Das führt zu weniger Punkten und es reicht mit 43 % nur für Stufe 4. Löblich ist, dass Unilever die besonders wichtigen Kriterien mehr Platz und weniger Überzüchtung offenbar ernst nimmt. Leider wird bisher noch nicht zu allen Kriterien berichtet und es liegt noch kein Maßnahmenplan vor. Wenn der Konzern entsprechend nachbessert, erwarten wir zukünftig ein besseres Abschneiden.
Rügenwalder Mühle liegt mit 33 % auf Stufe 5. Nach eigenen Aussagen will das Unternehmen gemeinsam mit seinen Lieferanten bis 2026 strengere Kriterien umsetzen. Es liegt jedoch kein konkreter Plan vor, wie das erreicht werden soll. Aufgrund fehlender Berichterstattung zu Fortschritten können wir die auf der eigenen Internetseite erwähnte Transparenz nicht bestätigen. Leider zeigt Rügenwalder Mühle bei Haltungsstandards für »Masthühner« noch nicht das gleiche große Engagement wie bei pflanzlichen Produkten. Wir erwarten hier zukünftig deutlich mehr Zugkraft.
Als GB Foods Germany 2019 das Unternehmen Continental Foods übernahm, hielt der Konzern erfreulicherweise an deren Selbstverpflichtung zur Masthuhn-Initiative fest. Leider vermissen wir nach wie vor den jährlich fälligen Fortschrittsbericht. Nach eigenen Aussagen möchte das Unternehmen die Standards der Initiative europaweit bis 2026 vollständig umsetzen. Wie das erreicht werden soll, bleibt fraglich, weshalb wir nur Punkte für die Selbstverpflichtung zur Initiative vergeben können. Damit reicht es lediglich für Stufe 5.
Tönnies hat eine eigene Nachhaltigkeitsstrategie aufgestellt und sich im Zuge dieser 2022 nur für seine Marke »Artland« der Masthuhn-Initiative angeschlossen. Aktuell liegt uns leider kein öffentlicher Fortschrittsbericht vor und ein Maßnahmenplan fehlt ebenfalls. Daher bekommt das Unternehmen von uns lediglich wenige Punkte für seine unvollständige Selbstverpflichtung und erreicht mit 20 % nur Stufe 5.
Bell hat sich noch nicht zur Masthuhn-Initiative verpflichtet, weshalb das Unternehmen auf der letzten Stufe landet. Auch die Tochterfirma »Hubers Landhendl«, ein großer österreichischer »Produzent« von Hühnerfleisch, hat sich noch nicht der Initiative angeschlossen – obwohl er teilweise langsamer wachsende Rassen nutzt und Bio-Haltungsbedingungen erfüllt. Wir erwarten, dass Bell Verantwortung übernimmt und für alle Produktionsstandorte mehr Tierschutz für »Masthühner« angeht.
Eismann hat keine Selbstverpflichtung und erweckt den Eindruck: Den eigenen Aussagen zu »Tierwohl« und Nachhaltigkeit folgen keine Taten. Wir konnten leider keinerlei konkrete und öffentlich verfügbare Informationen zu Haltungsstandards finden, weder für »Masthühner« noch für andere Tierarten. Das Unternehmen ist in mehreren europäischen Ländern tätig und kann mit einer Verpflichtung zur Masthuhn-Initiative dazu beitragen, das Leben von Hühnern wesentlich zu verändern. Wir hoffen, dass Eismann sich ein Beispiel an seinem ehemaligen Partner Nestlé sowie dem direkten Konkurrenten Bofrost nimmt und sich seiner Verantwortung für die Tiere bewusst wird. Aktuell reicht es nur für Stufe 6.
Restaurantketten: Höhere Tierschutzstandards sind möglich
Und die Gastronomie? Hier glänzt unter den 15 evaluierten Restaurantketten – darunter zehn, die sich der Masthuhn-Initiative angeschlossen haben – vor allem Hans im Glück: Inzwischen kaufe man zu 100 % Hühnerfleisch ein, das die Anforderungen der Initiative erfülle, teilte das Unternehmen mit – allerdings erst nach Abschluss unserer Auswertung. Im Masthuhn-Report wurden nur die bis zum Ende der Datenerhebung erreichten 47 % Umstellung der Lieferkette auf die höheren Standards berücksichtigt. Die Burgerkette plante mit einer Roadmap, wie sie ihr selbst gestecktes Ziel erreichen würde, und landete mit einem Gesamtergebnis von 74 % auf Stufe 3. Eine Roadmap kann sonst nur Ikea vorweisen.
Das Beispiel Hans im Glück beweist ganz klar: Es ist möglich, die Vorgaben der Masthuhn-Initiative und damit die Wünsche der Kund:innen nach mehr Tierschutz zu erfüllen. Dennoch blieb auch bei den Restaurantketten, die schon der Initiative angehören, oft unklar, wie sie aktiv daran arbeiten, ihr Versprechen an die Verbraucher:innen einzuhalten: In den Bereichen Umsetzung und Berichterstattung sehen wir – neben ein paar positiven Beispielen – leider überwiegend Stillstand. Einige Unternehmen wie Starbucks, McDonalds oder Burger King übernehmen auch überhaupt keine Verantwortung und lassen nicht einmal die Absicht erkennen, endlich einen neuen Mindeststandard für bessere Haltungsbedingungen einzuführen.
Immerhin: KFC, Hans im Glück, Domino’s und Subway haben schon tatsächliche Verbesserungen für die Hühner, wie mehr Platz und mehr Beschäftigungsmaterial, erreicht. Hans im Glück und KFC sind außerdem bereits das große Problem der Qualzuchten angegangen.
Zudem gab es noch eine unerfreuliche Überraschung kurz vor Veröffentlichung: Seit einiger Zeit ist die Selbstverpflichtung von Pizza Hut nicht mehr auf der Website aufzufinden. Das ist in der Auswertung jedoch nicht berücksichtigt.
So haben die 15 Restaurantketten im Einzelnen in diesem Jahr abgeschnitten:
Hans im Glück erreicht mit 74 % den höchsten Gesamtwert und damit Stufe 3. Seit dem Beitritt zur Masthuhn-Initiative 2020 zeigt das Unternehmen bemerkenswerte Fortschritte. Im Bereich »Umsetzung und Berichterstattung« konnte es sich seit letztem Jahr von 0 % auf 47 % steigern. Die Burgerkette berichtet zuverlässig und hat einen Plan zur Erreichung der Ziele bis 2026 vorgelegt.
Leider erst nach Abschluss unserer Auswertung teilte Hans im Glück außerdem öffentlich mit, dass in Deutschland und Österreich nun ausschließlich Hühnerfleisch verwendet wird, dass den Standards der Masthuhn-Initiative entspricht. Die Restaurants in der Schweiz werden im Laufe des nächsten Jahres ebenfalls folgen. Damit ist Hans im Glück das erste Unternehmen in Deutschland, das die Selbstverpflichtung für 100 % seiner verwendeten Hühnerfleischprodukte erfüllt.
KFC war einer der Vorreiter der Masthuhn-Initiative und hat die Rangliste während der vergangenen zwei Jahren angeführt. Das Unternehmen hat sich schon früh zu höheren Tierschutzstandards in Westeuropa verpflichtet und ist wichtige erste Schritte in der Umsetzung gegangen. Seit letztem Jahr sehen wir allerdings Stillstand: Es gibt weder Fortschritte bei der Umstellung noch einen öffentlichen Maßnahmenplan. Insgesamt erreicht KFC 69 % in der Gesamtwertung und 50 % der möglichen Punkte bei der Umstellung. Insbesondere im Bereich Qualzucht und Platz ist hier noch viel Luft nach oben. Wir hoffen, dass KFC seine vorherige Motivation wiederfindet, um so seine selbstgesteckten Ziele auch tatsächlich zu erreichen und im Report nicht noch weiter zurückzufallen.
Domino's ist der Masthuhn-Initiative 2020 in mehreren europäischen Ländern beigetreten und konnte mit ersten Fortschritten in den Bereichen Platz, Beschäftigungsmaterial, Betäubung und Kontrollen punkten. Der Pizzalieferant hat jedoch seit vorigem Jahr keine neuen Zahlen veröffentlicht. Besonders schade ist, dass Domino’s bei dem so wichtigen Kriterium Qualzucht stagniert. Domino’s wird daher in der Umsetzung unverändert bewertet und rutscht im Report ab.
Ikea hat 2019 ein eigenes »Better Chicken Program« entwickelt, das den Kriterienkatalog der Masthuhn-Initiative punktuell übertrifft (z. B. hinsichtlich Antibiotikaeinsatz). Leider ist völlig unklar, wie es um die Umsetzung dieser Kriterien steht: Ikea liefert in seinem aktuellen Nachhaltigkeitsbericht weder Informationen zur Masthuhn-Initiative noch zum eigenen Programm. Vor zwei Jahren noch an zweiter Stelle unseres Reports, rutscht Ikea durch diese fehlende Transparenz mit 48 % nun weit nach hinten auf Stufe 5 ab.
Dean & David hat sich Anfang 2020 der »Initiative Tierwohl« und der Masthuhn-Initiative angeschlossen. Seitdem wurden jedoch keinerlei öffentliche Belege für die konkrete Umsetzung der Masthuhn-Initiative geliefert – das Unternehmen hat in den letzten vier Jahren lediglich kommuniziert, dass seine Lieferanten über die Anforderungen informiert wurden. Mit einer Gesamtwertung von 44 % und Stufe 5 hinterlässt das Unternehmen den Eindruck, dass es sich auf Zusagen ausruht, statt tatsächliche Fortschritte zu erzielen.
L'Osteria ist der Masthuhn-Initiative 2022 in neun europäischen Ländern, in denen das Unternehmen aktiv ist, beigetreten. Damit konnte sich die Restaurantkette im vergangenen Jahr noch knapp im Mittelfeld des Reports positionieren. Seitdem hat L’Osteria allerdings keine Fortschrittsberichte veröffentlicht, obwohl dies Teil der Selbstverpflichtung ist. Auch ein Maßnahmenplan fehlt bisher. Dies führt zu einer Bewertung von nur 44 % (Stufe 5) und lässt die Frage offen, wie wichtig das Thema Tierschutz für »Masthühner« dem Unternehmen tatsächlich ist.
Als erste deutsche Burgerkette in der Masthuhn-Initiative war Peter Pane 2019 ein Vorreiter. Fünf Jahre später liegt kein detaillierter Fortschrittsbericht vor und die Umsetzung damit bei 0 %. Das Unternehmen gibt auf seiner Website an, eng mit einem »Produzenten« zu arbeiten, um die Kriterien der Masthuhn-Initiative zu erfüllen – Resultat dieser Zusammenarbeit: für Verbraucher:innen nicht einsehbar. Aufgrund seiner umfassenden Selbstverpflichtung erreicht Peter Pane 44 % und somit Stufe 5. Wir hoffen, dass das Unternehmen neue Motivation schöpft, um mit der direkten Konkurrenz Hans im Glück mithalten zu können.
Nach einem langen Insolvenzverfahren und der Neuaufstellung des Unternehmens war Vapianos europaweiter Beitritt zur Masthuhn-Initiative 2023 ein starkes Zeichen. 2024 hätte der erste Fortschrittsbericht erscheinen müssen. Bisher fehlt dieser allerdings, sodass Vapiano keinerlei Punkte bei der Umsetzung erzielt. Da auch kein Maßnahmenplan vorliegt, landet Vapiano mit insgesamt 44 % auf Stufe 5.
Pizza Hut – genau wie KFC eine Tochterfirma des amerikanischen Mutterkonzerns YUM! Brands – ist der Masthuhn-Initiative 2019 europaweit beigetreten. Damit hat das Unternehmen öffentlich zugesagt, Verantwortung für bessere Haltungsbedingungen von »Masthühnern« in seiner Lieferkette zu übernehmen. Im Gegensatz zu KFC hat Pizza Hut bisher jedoch weder einen Fortschrittsbericht veröffentlicht, noch anderweitig Informationen zur Umstellung geteilt. Es ist fraglich, ob das Unternehmen seine Selbstverpflichtung ernsthaft umsetzt, zumal diese sehr schwammig formuliert ist.
Subway hat sich 2021, nach einer Kampagne von mehreren Tierschutz-Organisationen, der Masthuhn-Initiative angeschlossen. 2023 hatte Subway auch schon erste Fortschritte vorzuweisen und stand bei der Umsetzung bei rund 20 %. Dabei ist es allerdings geblieben. Seit dem letzten Bericht ist sogar die Beitrittserklärung von Subways deutscher Website verschwunden und aus der internationalen Selbstverpflichtung wurde die Deadline 2026 gestrichen. Dadurch rutscht Subway auf 19 % und damit auf die letzte Stufe ab.
McDonald’s hat sich gegen einen Anschluss an die Masthuhn-Initiative entschieden. Die Burgerkette begründet dies mit dem Test eigener Aufzuchtprogramme für »Masthühner«. Ein kleiner Teil der Lieferkette (30 %) soll nun auf die »Initiative Tierwohl« umgestellt werden – diese liegt jedoch weit unter den Kriterien der Masthuhn-Initiative und ist als neuer Mindeststandard ungeeignet. So haben die Hühner beispielsweise viel weniger Platz und es werden weiterhin Qualzuchten eingesetzt.
Auch Burger King Deutschland demonstriert Stillstand und weigert sich nach wie vor, sich der Masthuhn-Initiative anzuschließen. Das ist besonders enttäuschend, da es für die USA, Kanada und England seit Jahren entsprechende Selbstverpflichtungen gibt. In Frankreich hat Burger King zudem eigene Richtlinien veröffentlicht, die denen der Masthuhn-Initiative entsprechen. Für die »Broiler Policy« des Mutterkonzerns Restaurant Brands International hat die Burgerkette einige wenige Punkte erhalten. Auf der deutschen Website sind allerdings nach wie vor keine Informationen zu Haltungsstandards für »Masthühner« zu finden.
Autogrill macht keine Angaben zu den Haltungsbedingungen für »Masthühner« in seiner Lieferkette. Dies führt zu einem Ergebnis von 0 %. Wir haben das Unternehmen mehrfach erfolglos kontaktiert, um zu prüfen, wie es seiner unternehmerischen Verantwortung nachkommt. Wir müssen davon ausgehen, dass Autogrill kein Interesse daran hat, an der Anhebung der Mindeststandards für Hühner mitzuwirken.
Auf der Website von Call a Pizza finden sich keine Informationen darüber, dass das Unternehmen an den Haltungsbedingungen von »Masthühnern« in seinen Lieferketten interessiert ist. Es gibt keine öffentlichen Informationen darüber, ob Call a Pizza Hühnerfleisch aus höheren Standards als dem gesetzlichen Minimum einkauft oder beabsichtigt, dies in Zukunft zu tun. Das Unternehmen geht daher mit null Punkten (Stufe 6) aus dem Report hervor.
Auch Starbucks kommuniziert keine Informationen über die Haltungsstandards von »Masthühnern« in seinen Produkten. Wir gehen also davon aus, dass diese die problematischen gesetzlichen Mindeststandards nicht übersteigen. Hühnerfleisch macht nur einen kleinen Teil des Sortiments der Kaffeekette aus – da sollte es für das Unternehmen ein Leichtes sein, die Standards anzuheben. Es kommt seiner Markenverantwortung in Deutschland leider weiterhin nicht nach, obwohl der Konzern in den USA, Kanada und auch Großbritannien bereits den dortigen MHI-Programmen beigetreten ist. Für das Ergebnis in dieser Erhebung bedeutet das: 0 % und Stufe 6.
Fazit: Einzelne Erfolge, viel Luft nach oben
Auch wenn wir einzelne Erfolge verzeichnen, sind wir mit den Ergebnissen der diesjährigen Masthuhn-Reports noch lange nicht zufrieden. Zukünftige Untersuchungen werden daher höhere Anforderungen an die Qualität und Inhalte der jährlichen Berichte stellen. Wir erwarten von allen Unternehmen detaillierte, prozentuale Fortschrittsangaben zu den einzelnen Kriterien ihrer Selbstverpflichtung sowie eine schnellere Umsetzung. Insbesondere die Blockierer sollten schnellstmöglich mitmachen, um nicht von der Konkurrenz abgehängt zu werden. Sie wären in guter Gesellschaft: Mittlerweile arbeiten über 100 Unternehmen in Deutschland durch ihren Anschluss an die Masthuhn-Initiative daran, Qualzucht abzuschaffen und das Leid der Hühner zu verringern.
Was können Sie konkret gegen das Leid der Hühner tun?
Unternehmen hören auf das, was ihre Kund:innen sagen. Schauen Sie sich die Schlusslichter in unseren Reports an und wenden Sie sich schriftlich oder telefonisch an den Kund:innenservice: Fragen Sie nach, warum das Unternehmen nichts für die Hühnern in der Mast tut. So zeigen Sie, dass Kund:innen das Thema Tierschutz wichtig ist. Wenn Sie sich dauerhaft engagieren wollen, schließen Sie sich unserer Bewegung »Qualzucht beenden« an.
Und natürlich gilt wie immer: Wer sich vegan ernährt, schafft Tierleid auf dem eigenen Teller ab. Für Tipps und Tricks rund um die pflanzliche Ernährung gibt es unseren einwöchigen Schnupperkurs per E-Mail bei der Vegan Taste Week.