Jan Bredack - Interview mit dem Gründer des Veganz
Jan Bredack ist der Gründer der veganen Supermarktkette »Veganz«. Er berichtet uns über die Hintergründe seines Wagnisses, eine vegane Supermarktkette aufzubauen.
Jan, du hast vor kurzem das Veganz, den ersten veganen Vollsortiment-Supermarkt in Berlin eröffnet. Wie bist du auf die Idee gekommen, einen rein veganen Laden zu eröffnen?
Aufgrund meiner Erfahrung als Veganer habe ich selbst erlebt, wie schwer es ist, an vegane Lebensmittel zu kommen. Sogar in Berlin, der Hauptstadt der Veganer, ist dies recht anstrengend. Ich habe einfach angefangen zu recherchieren, wo auf der Welt welche Produkte angeboten werden. Ich bin unter anderem in die USA und nach Russland gereist, habe mich vor Ort informiert und orientiert und habe festgestellt, dass eigentlich vieles vorhanden ist. Zusammen mit drei Mitarbeitern haben wir begonnen, Produkte zusammen zu tragen, haben Hersteller kontaktiert und auf diese Weise ist die Idee gereift, das Ganze in einem Ladenkonzept zu verpacken.
Wie beurteilst du das Angebot an veganen Produkten in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern?
Ich denke die USA sind absoluter Vorreiter, besonders auch im Hinblick auf vegane Rohkost, was in Deutschland erst im Kommen ist. Das vegane Angebot in Deutschland ist momentan vor allem übers Internet verfügbar, Bio-Läden bieten eine relativ geringe Produktpalette an, die man mühsam ausfindig machen muss, indem man die Zutatenlisten checkt. Unsere Recherchen haben gezeigt, dass viele Hersteller nicht sicher wissen, ob ihre Produkte vegan sind. Vertriebsleute sichern dies den Händlern oft zu leichtfertig zu.
Was ist das Besondere am Konzept des Veganz und was unterscheidet euer Sortiment von dem normaler Bio-Supermärkte, was vegane Lebensmittel angeht?
Was unser Konzept auszeichnet, ist die Garantie, dass alle Produkte tatsächlich vegan sind. Das Besondere ist zum einen, dass wir die ganze Vorarbeit geleistet haben, die dahinter stehenden Produktionsprozesse zu überprüfen, und zum anderen, dass wir Produkte verfügbar machen, die so noch nicht auf dem deutschen Markt erhältlich sind. Wir importieren Produkte. Beispielweise Marshmallows aus Neuseeland, Aufstriche aus Italien, Eis aus den USA - alles was es hier noch nicht gibt.
Die Herausforderung besteht darin, alle unsere Lieferanten zu managen: Im Gegensatz zu normalen Bio-Läden, die bei einem Großhändler bestellen, haben wir über 70 Lieferanten weltweit. Da wir in diesem Bereich Pionierarbeit leisten, ist die Logistik eine Herausforderung, der wir bestmöglich gerecht werden wollen. Diesen Aufwand nehmen wir gerne auf uns, wenn wir den Kunden dafür ein umfassendes Sortiment bieten können.
Wie war die Resonanz der Kunden in den ersten Wochen?
Die Resonanz war durchweg positiv, fast euphorisch. Ich muss zugeben, dass ich positiv überrascht bin, wie groß das Interesse an veganer Ernährung ist. Entgegen unserer Erwartungen sind etwa 40% unserer Kunden nicht vegan und etablieren sich als Stammkunden. Die Nachfrage nach Aufklärung ist dabei immens. Besonders erfreulich sind auch das rege Interesse der älteren Generation und der gute Zulauf bei der Nachfrage nach Rohkost.
Was hat dich dazu motiviert, dieses Projekt zu realisieren?
»Wir lieben Leben« ist die Botschaft, die wir an möglichst alle in dieser Gesellschaft lebenden Menschen vermitteln möchten. Das Leben lieben beinhaltet für mich gegenseitigen Respekt, sowohl auf zwischenmenschlicher Ebene, als auch den Tieren gegenüber. Es handelt sich um ein Gesamtkonzept, das auch die Unternehmensstrukturen betrifft. Dazu zählen der Umgang mit den Kollegen, die Wertschätzung der Mitarbeiter, eine faire Bezahlung und vieles mehr. Mein Herzenswunsch ist es, dass sich viele Menschen einer veganen Lebensweise anschließen. Wenn ich dazu etwas beitragen kann, ist das mehr als gut.
Was sind deine Pläne für die Zukunft? Worauf dürfen wir gespannt sein?
Zunächst hat das operative Geschäft unsere Kapazitäten ziemlich beansprucht. Wir haben aber von Anfang an geplant, neben dem Laden und dem Bistro auch eine Showküche einzurichten und Seminare zum Thema vegane Ernährung anzubieten. Wir starten in den nächsten Wochen unsere Zusammenarbeit mit dem Starkoch Björn Moschinski. Dazu werden Schulungen, Workshops und Seminare stattfinden. Außerdem planen wir die Eröffnung weiter Filialen: Eine Filiale in Leipzig und eine zweite Filiale in Berlin-Friedrichshain stehen kurz vor dem Start. Nächstes Jahr folgen fünf weitere Städte in Deutschland, eine Location in Wien und eine in Zürich. Ich hoffe, dass wir durch unseren Erfolg deutsche und europäische Produzenten darauf aufmerksam machen, dass es hier einen Markt gibt, in den es sich zu investieren lohnt, sodass es in absehbarer Zeit zu Produktentwicklungen kommt, die denen aus den USA um nichts nachstehen.
Was wünschst du dir für die Zukunft der veganen Lebensweise?
Meine Vision ist, die vegane Lebensweise gesellschaftsfähig zu machen. Ich wünsche mir, dass wir in wenigen Jahren über vegane Ernährung als das reden, was sie ist: eine gesunde Lebensweise, die dem Wohl der Tiere, der Menschen und der Umwelt zugute kommt. Dabei möchte ich gerne an die Sprache, die unsere Gesellschaft gerade spricht, anknüpfen und dort ein friedvolles, freundliches Angebot machen, sich von der veganen Ernährung inspirieren und überzeugen zu lassen.
Wir bedanken uns bei Jan Bredack für das Gespräch und wünschen ihm und seinem Team viel Erfolg! Mehr erfahren Sie auf www.veganz.de.