Gutachten: Ministerin hat sich strafbar gemacht
Die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt hat die Bilder aus dem Schweinestall von NRW-Landwirtschaftsministerin Schulze Föcking vom Tierpathologen Prof. Dr. Ueberschär begutachten lassen. Das Gutachten dokumentiert außergewöhnlich schwere Krankheitsverläufe: Zahlreiche Tiere zeigen Verletzungen sowie schwerste Entzündungen, die über Wochen – vielleicht sogar einen Monat – nicht richtig behandelt wurden. Die Verstöße bei der Haltung der Mastschweine sind demnach so erheblich, dass sie als relevante Vergehen gegen das Tierschutzgesetz einzustufen sind. Wegen der Vielzahl und Schwere der aufgezeigten Vergehen handelt es sich aus Sicht der Stiftung eindeutig um eine Straftat im Sinne des Tierschutzgesetzes (§ 17).
Zuvor hatte die Stiftung bereits Strafanzeige gegen die Ministerin gestellt. »Im Fernsehen wurde nur ein Teil der Bilder gezeigt. Das schockierendste Material wurde nicht ausgestrahlt«, sagt Mahi Klosterhalfen, Geschäftsführer der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt. »Aufgrund der Schwere der Verstöße gehen wir davon aus, dass die Staatsanwaltschaft ermitteln und den Fall Schulze Föcking vor Gericht bringen wird. Das Gutachten lassen wir jetzt der Staatsanwaltschaft zukommen.«
Vernachlässigt und völlig unzureichend versorgt
Das Gutachten zeichnet ein Bild einer gänzlich unzureichenden Versorgung sowie einer längerfristigen Vernachlässigung der Tiere. So konnten sich schwerste und lebensbedrohliche Infektionen bei den Tieren entwickeln. Zudem waren sie höchstwahrscheinlich langfristig einer hohen und gesundheitsschädigenden Luftbelastung mit Ammoniak und anderen Gasen ausgesetzt, die besonders die Atmungsorgane angreifen. Die Gesundheitsschäden haben bei mehreren Tieren zu schwerstem Leiden mit andauernden starken Schmerzen geführt.
Laut Gutachten besteht der Verdacht, dass die Verantwortlichen die erkrankten und verletzten Tiere letztlich in Sonderbuchten gesammelt haben, um sie ohne nennenswerte medizinische Maßnahmen ihrem Schicksal zu überlassen; möglicherweise um Kosten für eine fachgerechte Tötung zu sparen. Statt einzeln in Krankenbuchten betreut zu werden, waren die verletzten Schweine dort immer wieder Biss-Attacken ihrer Artgenossen ausgesetzt.
Prof. Dr. Ueberschär war 40 Jahre als diagnostisch tätiger Pathologe mit der Beurteilung von Krankheitszuständen bei Haus- und Nutztieren befasst. Aktuell arbeitet er in einer Praxis für Tierpathologie. Anhand des Bildmaterials war ihm eine fachliche Bewertung uneingeschränkt möglich.
Nachtrag: Staatsanwaltschaft will nicht ermitteln
Die Staatsanwaltschaft hat bekannt gegeben, nicht gegen Christina Schulze Föcking ermitteln zu wollen. Ihre Begründung: Frau Schulze Föcking sei zum Zeitpunkt der Aufnahmen nicht mehr aktiv für die Tierbetreuung zuständig gewesen. Als persönlich haftende Gesellschafterin der Christina Schulze Föcking & Frank Schulze Föcking GbR sehen wir sie dennoch in der Verantwortung und prüfen derzeit weitere Schritte.