Gewalt von Massentierhaltern gegen Aktivisten
Laut Berichten der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und aus dem Internet haben Agrarindustrielle in Teplingen (bei Lüchow) die friedliche Besetzung eines Bauplatzes einer geplanten Hähnchenmastanlage gewaltsam geräumt. Die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt verurteilt die Selbstjustiz der Massentierhalter.
Nachdem Tierrechtsaktivisten den Bauplatz einer geplanten 40.000er-Hähnchenmastanlage für den Schlachthof Wietze besetzt hatten und die Polizei bislang keine Räumung vornahm, übten sich laut Berichten der AbL einige Agrarindustrielle in Selbstjustiz und räumten den Platz mit Treckern und anderen Geräten gewaltsam. Dabei soll es auch zu körperlichen Angriffen und Verletzungen gekommen sein.
»Massentierhalter haben keine Skrupel, tausendfaches Tierleid zu verursachen. Wenn solche Hemmschwellen gefallen sind, ist es zur Gewalt gegenüber Menschen nur noch ein kleiner Schritt«, kommentiert Rechtsanwalt Wolfgang Schindler, Präsident der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt.
Agrarindustrielle stoßen in ganz Deutschland auf zunehmenden Widerstand aus der Gesellschaft, denn immer mehr Menschen werden sich der verheerenden Auswirkungen der Massentierhaltung auf Mensch, Tier und Umwelt bewusst. Dass sich die Agrarindustrie nun mit Gewalt gegen den gesellschaftlichen Wandel stemmt, war aus Sicht der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt nur eine Frage der Zeit. Jetzt liegt es auch an Politik und Verwaltung, wie schnell und reibungslos das dunkle Kapitel der tierquälerischen Massentierhaltung in Deutschland geschlossen werden kann.
Der kausale Zusammenhang zwischen dem Vorkommen der Agrarindustrie auf der einen und steigender Gewaltbereitschaft auf der anderen Seite wurde auch wissenschaftlich untersucht. So kam die im Jahr 2009 veröffentlichte Studie »Slaughterhouses and Increased Crime Rates« von Amy J. Fitzgerald, Linda Kalof und Thomas Dietz zu dem Ergebnis, dass die Beschäftigung in Schlachthäusern zur Erhöhung der Anzahl von Festnahmen wegen Gewaltverbrechen, Vergewaltigungen und sexueller Belästigung führte. Auch dann, wenn alle anderen negativen Faktoren herausgerechnet werden.
Details zu den Vorgängen in Teplingen erfahren Sie auf http://stopteplingen.blogsport.de/
Nachtrag - Die taz schreibt über den Vorfall: »Kurz vorm Angriff hatten die Aktivist:innen die Polizei alarmiert. Die kam. Zu spät, so die Meinung der Besetzer:innen. 'Unverzüglich', so die Darstellung der Polizeisprecherin. Allerdings: Die Attacke war da vorbei. Und 'mit Handschlag begrüßt' hätten die Beamten die fast 60-köpfige Mästerwehr, so Schulze. Dann nahmen sie die Personalien der Besetzer:innen auf. Dennoch werde gegen die Landwirte nun wegen Landfriedensbruchs ermittelt, so die Polizeisprecherin. Einen Besetzer nahm die Polizei kurz in Gewahrsam. Der habe 'einen Spaten erhoben', und die Einsatzkräfte hätten das als Widerstandshandlung gewertet.«