Deutsche Bahn mit veganem Angebot
Bei der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt sind alle Mitarbeiter:innen dazu aufgerufen, an Unternehmen zu schreiben, wenn sie mit dem jeweiligen veganen Angebot unzufrieden sind. Der Grund dafür ist unsere Überzeugung, dass viele Unternehmen keine Vorstellung davon haben, wie viele vegane Kund:innen sie sich nicht erschließen, und wie einfach es ist, einige Gerichte so umzustellen, dass diese vegan werden. Je mehr Rückmeldungen diese Unternehmen erhalten, desto größer die Chancen, dass sie handeln.
Im Oktober 2013 schrieben wir den folgenden Brief an die Leiterin der Bordgastronomie bei der Deutschen Bahn:
Kleine Umstellungen, mehr glückliche Kunden
Sehr geehrte Frau W.,
mit großem Wohlwollen beobachtet unsere Stiftung, dass Sie Ihre vegetarische Kompetenz ausbauen und regelmäßig entsprechende Gerichte in Ihren Bordrestaurants anbieten.
Ich schreibe Ihnen, weil ich anregen möchte, in Einzelfällen zu prüfen, ob sich Ihre Gerichte durch subtile Umstellungen vegan machen lassen. Welche Begeisterungsstürme Sie damit auslösen könnten, können Sie derzeit bei Kaufland sehen: Auf unsere Anregung hin wurde das vegane Sortiment ausgebaut und beworben. Zwei Tage später sind die Produkte in vielen Filialen schon ausverkauft.
In Ihrem Fall springen die Spaghetti mit Tomatensauce, die ich kürzlich in Ihrem Bordrestaurant leider nicht essen konnte/wollte, regelrecht ins Auge. Ihr freundlicher Mitarbeiter hatte ziemlich weit am Ende der Zutatenliste Butter gefunden. Ich bin überzeugt, dass sich die Spaghetti ohne Geschmacks- oder Qualitätsverluste mit dem gleichen Aufwand zum gleichen Preis auch mit pflanzlicher Margarine oder Pflanzenöl herstellen lassen.
Ich freue mich, wenn Sie diese Anregung umsetzen, und biete Ihnen gerne an, dass einer unserer Mitarbeiter Ihre Zutatenlisten prüft und ähnliche Anregungen wie oben macht. Selbstverständlich stehen wir auch für komplexere Fragestellungen zum Thema »vegan« gerne zur Verfügung.
Mit freundlichem Gruß
Vegane Schmetterlingsnudeln bei der Bahn
Im folgenden Monat erreichte uns eine erfreuliche Antwort: Die Idee ist in die Produktentwicklung eingeflossen. Seit Anfang März 2014 gibt es mit den Schmetterlingsnudeln mit Tomatensoße nun ein veganes Pastagericht in der Bahn. Die Nudeln sind auf der Speisekarte als vegetarisch gekennzeichnet und ein Blick in die Allergiehinweise zeigt, dass das Gericht vegan ist (und auch als vegan deklariert wird). Das Personal scheint über die Änderung gut informiert zu sein – zumindest unserer erste Stichprobe führte nicht nur zu einer kompetenten Auskunft, sondern gleich auch über einem freundlichen Gespräch zum Thema »Warum vegan?«.
Die Schmetterlingsnudeln wird es bis Mai 2014 geben. Wenn Sie die Nudeln bestellen, erhalten Sie im Normalfall zusätzlich etwas abgepackten Parmesankäse. Da wir nicht wissen, ob das Päckchen bei Nichtnutzung wiederverwendet oder weggeworfen wird, macht es für Veganer:innen Sinn, bei der Bestellung zu sagen, dass das Parmesankäsepäckchen nicht benötigt wird. Auch wenn es sich bei den Schmetterlingsnudeln um ein sehr simples Pastagericht handelt, sind wir gespannt auf weitere vegane Gerichte bei der Bahn!
Dieser Erfolg ist selbstverständlich nicht nur einer der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt. Schon vorher haben sich viele Menschen und Organisationen an die Deutsche Bahn gewendet (auch wir hatten schon mehrere Anläufe unternommen). Das unterstreicht, wie wichtig es ist, dass sich Kund:innen regelmäßig von vielen Unternehmen ein größeres fleischfreies und/oder veganes Angebot wünschen. Dafür muss man auch nicht vegetarisch oder vegan leben; auch wer auf dem Weg dahin ist oder generell weniger Tierprodukte essen möchte, kann und sollte sich regelmäßig zu Wort melden. Wir hoffen, dass dieses Beispiel viele Menschen motiviert, dies in Zukunft auch/noch intensiver zu tun!
Nachtrag (30. Mai 2015): Wir konnten gegenüber der Bahn anregen, ihr veganes Angebot zu verfeinern.