Corona-Krise: Tiertransporte aussetzen
Stunden-, teils tagelang standen Tiertransporter im Stau, als viele EU-Länder Mitte März begannen, die Grenzkontrollen zu verschärfen, um die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus (SARS-CoV-2) zu verlangsamen. Nach wie vor schicken Transportunternehmen und Veterinärämter Tiere auf die Straße, ohne für einen reibungslosen Transport garantieren zu können – das ist nicht nur unverantwortlich, sondern auch gesetzeswidrig und muss gestoppt werden.
Seit Jahren ist bekannt, dass für viele Tiertransporte, die in Länder außerhalb der EU unterwegs sind, keine ausreichenden Ruhezeiten, regelmäßige Wasser- und Futterversorgung sowie Reinigung oder auch Melkzeiten eingeplant sind. Jetzt, da die Grenzen innerhalb der EU undurchlässiger geworden sind, kam es z. B. auch an den deutsch-polnischen Grenzen zu dramatischen Zuständen.
Versorgung während des Transportes muss gesichert sein
Selbst wenn alles gesetzeskonform abläuft, sind Transporte durch Europa und die Welt eine Tortur für die Tiere. In der derzeitigen Situation können Verantwortliche jedoch nicht einmal abschätzen, ob sie auf einem grenzüberschreitenden Transport alle Vorgaben einhalten und die Tiere ausreichend versorgen können. Die EU fordert eigentlich: »vor der Beförderung [müssen] alle erforderlichen Vorkehrungen getroffen werden, um die Beförderungsdauer so kurz wie möglich zu halten und den Bedürfnissen der Tiere während der Beförderung Rechnung zu tragen.« (Art. 3 Satz 1 der VO (EG) 1/2005). Das ist derzeit nicht möglich, da sich Ein- und Durchfuhrbedingungen einzelner Länder plötzlich ändern oder Grenzen ganz schließen könnten.
Zahlreiche Tierschutzverbände richten sich derzeit besorgt an ihre Landesregierungen und die EU. Auch wir fordern gemeinsam mit anderen Organisationen, in Deutschland keine grenzüberschreitenden Tiertransporte mehr abzufertigen.
Unseren gemeinsamen offenen Brief an die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft Julia Klöckner in der Vollbildansicht ansehen und als PDF herunterladen.
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