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Leben Vegetarier ungesund?

Vegetarierin mit Apfel
Leben Vegetarier ungesund? © yellowj – Fotolia

Im Februar 2014 haben mehrere Medien eine Studie der Uni Graz, genauer: Teile einer Zusammenfassung von Uwe Knop verbreitet, wonach Vegetarier und Vegetarierinnen angeblich mehr Krankheiten hätten als nichtvegetarisch lebende Menschen. Unser Wissenschaftsressort hat die Studie und die Zusammenfassung gemeinsam mit unserem Wissenschaftsbeirat Dr. Markus Keller ausgewertet. Hier die wichtigsten Ergebnisse:

Die Schlüsse, die Uwe Knop aus der Studie der Uni Graz zieht, sind recht einseitig und nicht fundiert wissenschaftlich aufbereitet. In der Studie selbst gibt es nur wenige statistisch signifikante Unterschiede zwischen Vegetariern und Fleischessern. Die Zusammenhänge zwischen berichteten Erkrankungen und Vegetarismus werden von Uwe Knop irreführend dargestellt: Häufig beginnen Menschen, sich vegetarisch zu ernähren, wenn sie bereits an einer Krankheit leiden – um einen positiven Effekt auf die Gesundheit zu erzielen. Dies merken auch die Autoren der Studie an –  u. a. in der Aussage, dass man keine Kausalschlüsse aus den Ergebnissen ziehen kann.

Diese Problematik der möglichen Umkehrung von Ursache und Wirkung taucht auch bei den Krebskranken und psychisch Kranken auf. Dr. Markus Keller weist darauf hin, dass psychisch Kranke dazu tendieren, sich vegetarisch zu ernähren, aber Vegetarier nicht dazu tendieren, psychisch krank zu werden (siehe z. B. Michalak et al., 2012). Auch bevor man Aussagen zum Krebsrisiko trifft, muss man untersuchen, ob die Kranken ihre Ernährung erst nach der Erkrankung umgestellt haben, was hier versäumt wurde.

Methodische Fehler

Methodische Fehler der Studie selbst sind u. a. die Überbewertung von minimalen Unterschieden, z. B. in der Kategorie »self-reported health generally« (Selbstauskünfte zur allgemeinen Gesundheit): Die Unterschiede sind zwar statistisch signifikant, aber rein numerisch nur minimal (Vegetarier: 1,78, Viel-Fleischesser: 1,57 auf einer Skala von 1 = »very good« bis 5 = »very bad«). Knop schreibt zudem, dass »Vegetarier häufiger zum Arzt gehen und mehr medizinische Therapien benötigen als Fleischesser«. Tatsächlich gibt es aber auch hier kaum eine Differenz: Vegetarier haben in den 12 Monaten vor der Studie 1,69 Ärzte, Viel-Fleischesser 1,60 Ärzte aufgesucht.

Mängel in der Stichprobe

Neben der Überbewertung von Minimalunterschieden wirkt auch die Stichprobe selbst nicht repräsentativ. In allen uns bekannten Studien liegt der Raucheranteil bei vegetarisch lebenden Menschen deutlich unter dem von Mischköstler:innen. In dieser Studie unterscheidet sich der Raucheranteil nicht, was Fragen zur Aussagekraft der Stichprobe aufkommen lässt (auch wenn das Raucherrisiko herausgerechnet wurde).

Auch bei den Gruppen der Mischköstler:innen kommen Zweifel nach der Repräsentativität auf, denn zwei von drei Mischköstergruppen wurden recht speziell ausgewählt: zum einen mit mediterraner Ernährung, zum anderen mit einem hohen Obst- und Gemüseanteil in der Ernährung.

Die Studie ist außerdem vom Studiendesign her nicht optimal durchdacht, um Unterschiede zwischen Vegetariern und Fleischessern aufzudecken: Die Einteilung in die Ernährungsgruppen erfolgte nach Selbsteinschätzung der Teilnehmer und ohne Definition der Begriffe. Der tatsächliche Lebensmittelverzehr wurde nicht kontrolliert. Auch wurden unter der kleinen Gruppe der Vegetarier sowohl Veganer, Vegetarier als auch Menschen, die Fisch essen zusammengefasst. Die letzte Gruppe war dabei größer als die Gruppen der vegetarisch und vegan lebenden Menschen zusammen. Genau genommen wurden also vor allem Nicht-Vegetarier mit anderen Nicht-Vegetariern verglichen.

Vegetarier sind gesünder

Insgesamt lässt die Studie, entgegen der problematischen Pressemitteilung von Uwe Knop, keine negativen Aussagen über den Gesundheitszustand von Vegetariern zu (so sehen es auch die Autoren). Auch sollte man generell nie einzelne Studien zurate ziehen, um solche Aussagen zu treffen. Entscheidend ist vielmehr das Gesamtbild aller Studien zum Thema – und hier schneiden vegetarisch lebende Menschen deutlich besser ab als Viel-Fleischesser:innen. TIME hat dazu jüngst einige Studien zusammengefasst.

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