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Luna lebt

Luna im Gras
Luna im Gras © Hof Butenland

Wenige Tage vor ihrem Schlachttermin rettete der Weihnachtsmann mit Unterstützung der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt Huhn Luna aus einer Tierfabrik und brachte sie nach einem Besuch in der Tierklinik Hannover zur »Tierschutz Stiftung Hof Butenland« in die Obhut von Karin Mück und Jan Gerdes. Obwohl auf Hof Butenland über 120 Hühner leben, ist Luna die Einzige ihrer Art: Sie ist dort das erste und einzige »Masthuhn« unter »Legehühnern«.

Ihr Leben hatte Luna bis dahin in einer fensterlosen Halle verbracht. Am Morgen ihrer Ankunft auf Hof Butenland sah Luna das erste Mal den Himmel, atmete frische Luft und spürte Gras unter ihren Füßen. Für Luna begann eine aufregende Zeit voller Entdeckungen. Inzwischen ist fast ein halbes Jahr seit Lunas Rettung vergangen und es wird Zeit für einen Bericht: Wie ist es Luna ergangen?

Luna in Freiheit - die ersten Tage

Anfangs war Luna sehr nervös und fürchtete sich vor dem unbekannten Tageslicht. Ihre Motorik war kaum entwickelt, sie konnte nicht wie andere Hühner springen oder die Flügel heben, bei ihren Versuchen fiel sie um. Das für Hühner typische Putzverhalten, die ausgiebige Federpflege, war ihr unbekannt. Die meisten Hühner konnten nichts mit Luna anfangen, denn als Masthybridhuhn wirkte sie zu andersartig.

Glücklicherweise fand Luna noch am Tag ihrer Ankunft eine beste Freundin: die ehemalige Legehenne Uschi. Die beiden gaben sich gegenseitig Sicherheit und machen bis heute alles zusammen: Scharren, Sandbaden, Graspicken und in ihrer selbst gebuddelten Erdkuhle entspannen. Der Gesprächsstoff scheint ihnen dabei nie auszugehen, sie gackern ununterbrochen miteinander. Nach und nach taten sie sich mit drei weiteren Hühnern und zwei Höckergänsen zusammen, mit denen sie nun in einer Gruppe leben.

»Luna ist aufmerksam, sehr neugierig und vor allem mitteilungsbedürftig – sie quatscht den ganzen Tag« erzählt Karin Mück. Luna hört gerne Radio, am besten gefallen ihr Oldies, die sie begeistert mitgackert. Ihr Lieblingsessen sind Rosinen, die sie in einer unglaublichen Geschwindigkeit aus den am Wochenende vom Bäcker gespendeten Rosinenbrötchen herauspickt.

Alltag und Alltagsprobleme

Lunas Tag beginnt morgens um acht. Dann wird die gefiederte Truppe von Karin Mück geweckt und nach draußen geschickt. Bei Luna und Uschi muss sie all ihre Überredungskünste aufbieten und manchmal eine von beiden heraustragen, damit die andere folgt. Bis 18 Uhr verbringen die Vögel ihre Zeit draußen, Luna beginnt aber gewöhnlich schon gegen 16 Uhr dröhnend zu schimpfen und zu fordern, wieder hereingelassen zu werden. Am Abend machen es sich die Hühner dann auf der Heizung, mit Blick aus dem Fenster, gemütlich. Da Luna nicht flattern konnte, montierte Jan Gerdes eigens für sie eine niedrige Sitzstange auf der Höhe von 20 cm. Luna schaffte es stets nur auf diese Stange und schaute traurig nach oben. Doch nach vier Monaten gab es eine Sensation: Luna saß stolz zwischen ihren Freundinnen auf der Heizung (das Beweisbild sehen Sie unten bei den Fotos). Bald steht ein Umzug an, gerade wird für die Gruppe eine Laube in einem besonders schönen Teil des Gartens zwischen Obstbäumen errichtet.

Lunas Lebenserwartung ist völlig unbekannt. Trotz ihrer guten Entwicklung und der liebevollen Pflege bleibt ihr Körper das Ergebnis einer Qualzucht, darauf programmiert, innerhalb von 30 Tagen vom Küken zur Schlachtreife anzuschwellen. Lunas Beine sind durch die Körpermasse deformiert, sie kann sich nur verlangsamt bewegen und nur wenige Meter am Stück laufen, dann bekommt sie Atemnot. Doch sie lebt. Im Gegensatz zu den über 590 Millionen Masthühnern, die im Jahr 2012 in Deutschland geschlachtet wurden. Und sie erinnert uns daran, dass kein Huhn ein Lebensmittel, sondern jedes Huhn eine Persönlichkeit mit individuellem Charakter ist.

Nachtrag: Lunas Freundin Uschi musste kürzlich eingeschläfert werden. Sie hatte eine Eierstockentzündung mit sog. Legenot, was zur Wasserbildung im Bauchraum führte. Diese Krankheit ist eine Folge der Überzüchtung von Legehennen, die ab einem Alter von ca. zwei Jahren häufig auftritt. Kommerziell gehaltene Legehennen werden schon vorher geschlachtet.

Nachtrag 2: Luna ist inzwischen verstorben. Sie wurde deutlich älter als wir je gedacht hätten.

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